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Wegen Datenschutz: Schmalspurbahn Zittau muss Webcams abschalten

Die Kameras in den Bahnhöfen liefern zu scharfe Bilder, Personen sind zu erkennen - das ist nicht erlaubt. Und wegen der Streckensanierung in Jonsdorf gibt's jetzt auch sonn- und feiertags Baulärm.

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Solche Bilder liefert die Webcam der Schmalspurbahn vom Bahnhof Bertsdorf - jetzt ist sie erst mal abgeschaltet.
Solche Bilder liefert die Webcam der Schmalspurbahn vom Bahnhof Bertsdorf - jetzt ist sie erst mal abgeschaltet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Zittauer Schmalspurbahn hat weltweit Freunde. Die schauen sich den Betrieb des Boahnls auch immer gerne live an - im Internet per Webcam. Solche Kameras hat die Schmalspurbahn in ihren Bahnhöfen, Zittau, Zittau-Vorstadt, Jonsdorf, Oybin und Bertsdorf. Letztere ist besonders beliebt, weil sie auch immer die spektakuläre Doppelausfahrt der Dampfzüge überträgt. "Wenn die mal ausfällt, bekommen wir sofort Beschwerde-Mails aus aller Welt", sagt Alfred Simm - als königlich-sächsischer Schaffner quasi das Gesicht des Boahnls. Seit einigen Tagen dürfte das Mailfach vor Beschwerden überquellen. Sämtliche Webcams sind nämlich abgeschaltet - aus Gründen des Datenschutzes.

Webcams gibt's aller Orten. Oft zeigen sie einfach nur Landschaft, informieren über das Wetter. Zum datenschutzrechtlichen Problem werden solche Kameras immer dann, wenn im Bild Personen identifizierbar erkennbar sind oder auch bloß Autokennzeichen. Genau das ist bei den Webcams der Schmalspurbahn der Fall. "Mit Schreiben vom 13.11.23 wurden wir vom Sächsischen Datenschutz – und Transparenzbeauftragten darüber informiert, dass die bei uns vorhandenen Webcams in den Bahnhöfen Zittau, Oybin und Jonsdorf nicht in allen Punkten den Richtlinien des Datenschutzes entsprechen", schreibt das Unternehmen jetzt auf seiner Internetseite.

Durch die hohe Qualität der Kameras seien Personen teilweise deutlich zu erkennen. Das stellt die Schmalspurbahn jetzt aber noch vor ein weiteres Problem als bloß ihre Fans nicht mit schönen Bildern versorgen zu können. "Die Kameras wurden in erster Linie für betriebliche Zwecke verwendet, zum Beispiel beim Einsatz von Schienenersatzverkehr, im Winterdienst oder bei Störungen im Betriebsablauf", informiert das Unternehmen weiter. Aufgrund des Schreibens des Datenschutzbeauftragten seien die Kameras jedenfalls von der Webseite entfernt und abgeschaltet worden.

Jetzt muss eine Lösung her. "Da wir jedoch für die betrieblichen Zwecke weiterhin die Kameras benötigen, arbeiten wir zurzeit zusammen mit unserem Datenschutzbeauftragen daran, die Einstellungen so zu ändern, das zum Beispiel durch Veränderung der Bildauflösung oder Bildwinkel die datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden", heißt es weiter und: "Wir sind auch weiterhin daran interessiert, unseren Gästen Bilder vom Zugbetrieb und den Bahnhöfen anzubieten, aber natürlich erst dann, wenn wir die Bedingungen für einen dem Datenschutz entsprechenden Betrieb hergestellt haben."

Baulärm auch sonn- und feiertags

Derweil schreiten die Sanierungsarbeiten des Jonsdorfer Streckenastes zügig voran. Weil dort viele Schwellen total verrottet sind, werden sie zwischen der Haltestelle Jonsdorf und dem Bahnhof Jonsdorf durch neue und länger haltbare ausgetauscht. Damit das auch garantiert bis zum Ende der jetzigen Betriebsruhe fertig wird, hat das Boahnl nun eine Sondergenehmigung erhalten: Es darf in den folgenden Wochen auch an Sonn- und Feiertagen (Buß- und Bettag, 22. November) gebaut werden. Deshalb müssen Anwohner auch an diesen Tagen mit Beeinträchtigungen durch Baulärm leben. "Für den Totensonntag am 26. November haben wir aber die Auflage, nicht im Bereich des Friedhofs Jonsdorf zu bauen", sagt Alfred Simm. (SZ/mva)