Fast genau ein Jahr ist es her, als das französische Bauunternehmen Eiffage mit den ersten Baggern an der B178 anrückte. Das war am 23. Mai 2022. An das Datum erinnert sich Projektleiter Martin Richter ganz genau. Der Mann vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) hat den Baufortschritt im Blick. Und ist froh: "Wir liegen voll im Plan." Auf den großen Hinweistafeln an beiden Enden der sechs Kilometer langen Neubaustrecke wird die Inbetriebnahme für das Frühjahr 2025 angekündigt. "Das schaffen wir. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt."
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Grundlegend geändert hat sich das Bild auf der Baustelle seit dem Beginn der Arbeiten nicht. Noch immer sind geländegängige Traktoren mit riesigen, voll Erdreich gefüllten Hängern unterwegs. Denn Erdarbeiten sind entlang der Strecke weiter in vollem Gange. Nicht nur die - "Einschnitte" genannten - Vertiefungen für den künftigen Trassenverlauf müssen herausgearbeitet werden. Rund um die verschiedenen Brückenbauwerke ist die Betriebsamkeit besonders intensiv. Natürlich sind im Laufe der vergangenen Monate viele andere Arbeitsabläufe, Materialien und Gerätschaften hinzugekommen. Richter nutzt das "Einjährige" deshalb für ein Lob an die beiden Hauptauftragnehmer Eiffage und Strabag: "Sie bauen sehr sauber." Was aber auch den Firmen selbst zugutekommt. Denn: "Bei den Massen, die hier bewegt werden, würde sich jede Abweichung extrem bei den Finanzen niederschlagen. Das ginge zulasten des Gewinns."
Allein schon wegen ihres früheren Beginns haben sich die Franzosen einen Vorsprung herausgearbeitet. Zwei Brücken, ein Durchlass, ein Regenrückhaltebecken und rund ein Kilometer Straße machen ihren Auftrag an der B178 aus. "Mit den Hauptbauleistungen werden sie Ende 2023 zu 90 Prozent fertig sein", ist sich Martin Richter sicher. Gerade bei der ersten großen Brücke, die zum Knotenpunkt bei Oberseifersdorf gehört, ist Eile angesagt. Denn möglichst bald soll der Verkehr über "BW 3.3 - Ü6" rollen, damit auch dort, wo jetzt die Fahrzeuge noch durch mehrere Kurven an der Baustelle vorbeigeleitet werden, der Straßenneubau in Angriff genommen werden kann.
Zwei aus Mineralgemisch bestehende insgesamt 40 Zentimeter starke Frostschutzschichten sind in die An- und Abfahrten bereits eingearbeitet worden. Darauf kommt eine bis zu 18 Zentimeter starke Asphalttragschicht. Auf diese wiederum tragen die Arbeiter eine acht Zentimeter dicke Binderschicht auf. Die abschließende Deckschicht hat eine Stärke von vier Zentimetern. Wann genau die Strecke befahrbar und als Umleitung für den Verkehr zwischen Zittau und Oberseifersdorf nutzbar sein wird, steht noch nicht fest.
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Ebenfalls mit hohem Tempo geht es ein paar hundert Meter weiter beim sogenannten Brückenbauwerk "BW 3.3 - Ü5" voran. Dort wird der Landwirtschaftsweg über die neue B178 geführt. Auch hier wird derzeit der Brückenüberbau hergestellt. Mitte Juli, da ist sich Martin Richter sicher, wird das Bauwerk so weit gediehen sein, dass der Asphalt drauf kann. Mit der Befahrbarkeit rechnet der Projektleiter im Januar oder Februar 2024.
Zielmarke nächstes Jahr heißt es auch für die Inbetriebnahme der darauffolgenden Brücke, über die dann die Straße von Oberseifersdorf nach Mittelherwigsdorf führt. Bei "BW 3.3 - Ü4" wird gerade an den Fundamenten gearbeitet. Das erste ist bereits fertig, beim zweiten wird Bewehrungsstahl verlegt. Als nächster Schritt schließt sich später der Bau der Widerlager an.
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Weitgehend vor neugierigen Blicken verborgen gehen die Arbeiten an den ersten beiden Brücken voran, die ein paar hundert Meter nach dem vorläufigen Ausbauende der neuen B178 errichtet werden. Bei "BW 3.3 - 1", die als einzige entlang der Neubaustrecke die B178 über - und nicht unter - einen Wirtschaftsweg führt, sind die Fundamente fertig. Gerade wird die Schalung für die Widerlager aufgebaut.
Ein Stückchen weiter in Richtung Zittau sind die Vorarbeiten für das größte Brückenbauwerk im Gange. Unter der Bezeichnung "BW 3.3 - Ü2" verbirgt sich eine mehr als 60 Meter breite Wildschutzbrücke, die den Wildwechsel zwischen Königsholz und Kohlige ermöglichen soll. Zwar graben sich die Bagger hier bereits sechs Meter in die Tiefe, um das sogenannte Erdplanungsniveau zu erreichen. Das wird aber noch nicht reichen, denn die Fachleute rechnen mit einem erhöhten Wasseraufkommen. "Deshalb gibt es hier eine 50 Zentimeter starke Planumsickerschicht", erklärt Projektleiter Richter. Sie besteht aus einem Mineralsteingemisch und soll verhindern, dass der Untergrund aufweicht und somit keine Verformungen im Straßenaufbau entstehen. Möglicherweise ist aber noch zusätzliche Stabilität erforderlich. Darüber entscheidet demnächst ein Baugrundgutachter.
Weil sich die Baustellen auf der neuen B178 über die gesamte Länge von sechs Kilometern verteilen, gibt es entlang der Trasse ein spezielles Sicherheitssystem. An besonders material- und maschinenintensiven Stellen stehen insgesamt 20 Boxen mit der Aufschrift "Geschützt durch BauWatch" - verbunden mit dem Hinweis "Videoüberwachung". Kameras haben diese Bereiche rund um die Uhr im Blick - "nur das jeweilige Baufeld, nicht das Gebiet drumherum", schränkt Martin Richter ein. Er ist froh, dass es diese "Hightech-Posten" gibt. Denn: "Mit Diebstahl haben wir hier überhaupt kein Problem."