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Planung für Westpark/O-See: Zittauer Anwohner fühlt sich überrumpelt

Thomas Pilz und seine Frau wohnen neben der Stadtgärtnerei Zittau. Dort soll eine "Event-Location" entstehen - mit dem Ehepaar als Nachbarn hat darüber niemand gesprochen.

Von Markus van Appeldorn
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Thomas Pilz im Garten seines Hauses im Westpark in direkter Nachbarschaft zur Stadtgärtnerei.
Thomas Pilz im Garten seines Hauses im Westpark in direkter Nachbarschaft zur Stadtgärtnerei. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Erholungsoasen Zittauer Westpark und der Olbersdorfer See gehen quasi ineinander über. Deshalb wollen die Stadt Zittau und die Gemeinde Olbersdorf die beiden Areale unter dem Leitbild "Mein Park, mein Fluss, mein See" gemeinsam touristisch entwickeln. In einer gemeinsamen Ratssitzung erteilte der Zittauer Stadtrat Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) den Auftrag, Maßnahmen zur Realisierung einzuleiten. Bei dieser gemeinsamen Ratssitzung hatte Planerin Ulrike Neumann betont, dass es bei allen Projekten wichtig sei, die Akzeptanz der betroffenen Anwohner zu gewinnen und diese in die Planungen einzubinden. Bloß: Die beiden einzigen betroffenen Anwohner ausgerechnet des Projekts, mit dem die gemeinsame Entwicklung starten soll, hat niemand eingebunden - und die wollen die Planungen so auch keinesfalls akzeptieren.

Thomas Pilz und seine Frau Heike wohnen in einem sorgsam sanierten beinahe 100 Jahre alten Haus direkt neben der Stadtgärtnerei im Westpark. Aus ihrem Garten schauen sie direkt auf das Gewächshaus. Einst gehörte ihr Haus zur Stadtgärtnerei, war das Wohnhaus des Stadtgärtners. 1997 kaufte das Ehepaar das Haus von der Stadt Zittau - unter der Auflage, dass dessen Sanierung vor der Landesgartenschau 1999 abgeschlossen sein müsse und der Zusage, dass auch von der Gärtnerei in der Nachbarschaft kein neues Gebäude errichtet werden dürfe. "Wir haben uns damals ganz bewusst für diese ruhige Wohnlage entschieden", sagt Thomas Pilz. Sie - und ihre Mieter - sind die einzigen Anwohner der Stadtgärtnerei. Weit und breit steht kein anderes Wohnhaus.

Sorge um den Hochwasserschutz

Mit dieser Ruhe wird es nun aber bald dahin sein, fürchtet das Ehepaar. Denn: als "Starterprojekt" soll der historischen Stadtgärtnerei eine Schlüsselrolle im gesamten Entwicklungsplan zukommen. Unter dem Motto "Die Stadtgärtnerei als Erlebnisort" soll nach den Wünschen der Planer hier eine "Event- und Kunstlocation" entstehen. Mit Gastronomie, Biergarten und Hochzeiten im Gewächshaus. Die direkt an die Mandau angrenzende Stadtgärtnerei soll so zum "Scharnier" zwischen Westpark und O-See werden. Dazu soll auch eine Hecke entfernt werden, die die Gärtnerei vom Mandau-Radweg trennt und das Areal so "zum Fluss öffnen". An beiden Mandauufern sollen terrassenartig Sitzgelegenheiten entstehen, verbunden durch eine Flussquerung.

Schon das macht Thomas Pilz Sorgen - wegen des Hochwasserschutzes. Zwar liege das Areal der Stadtgärtnerei nicht im Überschwemmungsgebiet der Mandau - das aber allein wegen des etwa 30 Zentimeter hohen Walls, auf dem jene Hecke steht. "Wenn der abgetragen wird, saufen wir hier ab", sagt er - so wie die etwas niedriger gelegenen Gartengrundstücke in der Nachbarschaft beim Hochwasser 2010. "Und ein Jahrhundert-Hochwasser kommt eben mittlerweile nicht mehr nur alle 100 Jahre", weiß Pilz.

Eine Hecke trennt die Stadtgärtnerei von Mandauradweg und Mandau. Diese Hecke soll verschwinden und an den Ufern beidseits terrassenartig Sitzgelegenheiten entstehen. Rechts schließt direkt das O-See-Ufer an.
Eine Hecke trennt die Stadtgärtnerei von Mandauradweg und Mandau. Diese Hecke soll verschwinden und an den Ufern beidseits terrassenartig Sitzgelegenheiten entstehen. Rechts schließt direkt das O-See-Ufer an. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

"Mit uns hat niemand geredet"

Was Heike und Thomas Pilz aber eben am meisten ärgert, ist die mangelnde Kommunikation. "Uns hat seitens der Stadt nie jemand angesprochen oder einbezogen. Alles, was hier passieren soll, erfahren wir nur immer zufällig aus der Zeitung. Wir fühlen uns von den Planungen überrumpelt", sagt Thomas Pilz. Biergarten, Events, Hochzeiten - das alles würde natürlich zwangsläufig zu Geräuschbeeinträchtigungen führen und natürlich zu regem Autoverkehr. Am von seinem Haus nur ein paar Schritte entfernten Westparkstadion gibt's maximal 20 Parkplätze. Und er glaubt nicht, dass auch nur ein Besucher irgendwelcher Events vom rund 600 Meter entfernten größeren Parkplatz am Kaufland laufen würde. "Die stellen sich dann alle kreuz und quer hier hin", ist er überzeugt.

Und überhaupt: "Was soll so ein Biergarten?", fragt er und erklärt: "Wir haben hier im Umkreis von ein paar hundert Metern mehrere Gastronomien, die nicht funktionieren - warum sollten die Leute in diesen Biergarten kommen?" Da sei zum einen die Burgteich-Gaststätte im Westpark. "Wenn der Biergarten da überhaupt geöffnet ist, schließt er um 17 Uhr schon wieder", sagt er. Das nahe Hotel "Haus am See" hätte mit seiner Terrasse am O-See-Ufer eigentlich eine Toplage zu bieten - bewirtet aber ausschließlich die eigenen Hotelgäste. Und das "Captain Hook" am O-See öffnet ohnehin nur an Wochenenden.

"Die Planungen bei der Stadtgärtnerei sind nach meiner Meinung eine komplette Umnutzung", sagt Pilz - mit empfindlichen Folgen für ihn: "Ich gehe dadurch von einer erheblichen Wertminderung meines Hauses aus. Wer will schon mit dem Fenster zu einem Biergarten oder einer Event-Location wohnen?" Er erwartet zumindest Lärmschutzmaßnahmen für sein Haus. Und falls es zu keiner vernünftigen Kommunikation käme, schließt er auch nicht aus, wegen des befürchteten Wertverlustes seines Hauses auf Schadenersatz zu klagen.

Transparenzhinweis: Thomas Pilz war mal Mitarbeiter eines Vorgängerunternehmens der DDV Neiße GmbH, in der auch die Zittauer Ausgabe der Sächsischen Zeitung erscheint.