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Entwicklung Westpark und O-See - gemeinsamer Ratsbeschluss geplatzt

Zittau und Olbersdorf wollen ihre beiden Erholungsareale gemeinsam entwickeln. Doch im Olbersdorfer Rat gibt's Zweifel an der Finanzierbarkeit.

Von Markus van Appeldorn
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Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker, Planerin Ulrike Neumann und Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster.
Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker, Planerin Ulrike Neumann und Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster. © Markus van Appeldorn

Der Zittauer Westpark und der Olbersdorfer See gehen als wichtige Freizeit- und Erholungsoasen beinahe ineinander über. Deshalb ist es nur logisch, dass Zittau und Olbersdorf diese wertvollen Areale weiterentwickeln wollen. In einer Sitzung des Zittauer Stadtrats und des Gemeinderats Olbersdorf am Sonnabend sollte es zu einer gemeinsamen Beschlussfassung kommen, die jeweiligen Stadtoberhäupter damit zu beauftragen, die weiteren Maßnahmen zu ergreifen. Die Vorstellung des Projekts stieß beiderseits auf Wohlwollen - der Beschluss platzte aber trotzdem.

Planerin Ulrike Neumann stellte das Projekt unter dem Leitbild "Mein Park, mein Fluss, mein See - nachhaltig erholen zwischen Stadt und Gebirge" vor. Gemeinsam könnten beide Areale als "Scharnier" zwischen Stadt und Gebirge fungieren. Entwicklungsziele seien, die "Wertschöpfung im Gelände zu steigern", die Qualität von Angebot und Service zu entwickeln und "nachhaltige touristische Angebote" zu schaffen. Wichtig sei: "Qualität statt Masse", so Neumann. Zielgruppe seien neben Erholungssuchenden, Sportinteressierten und Naturliebhabern auch durchaus kreative Köpfe und in einer Zeit von zunehmend im Homeoffice arbeitenden Menschen auch solche, die eben mobil arbeiten. "Warum sollten diese digitalen Nomaden, die sonst vielleicht nach Bali fahren, nicht auch an den O-See kommen", sagte Neumann.

Bald Hochzeit feiern in der Stadtgärtnerei?

Insgesamt gebe es aktuell 78 Projektideen - solche die sofort umsetzbar seien aber auch solche, für die man Baurecht schaffen müssen. Das betrifft etwa Hotellerie und Gastronomie. Das ganze Projekt ist auf Jahre ausgelegt. Losgehen könne es aber zeitnah mit einem "Starterprojekt". Das heißt: "Stadtgärtnerei als Erlebnisort". Die beinahe 100 Jahre alte und noch als solche genutzte Zittauer Stadtgärtnerei liegt am Rande des Westparks direkt an der Mandau - die andere Uferseite ist bereits Olbersdorfer Gemarkung. Und die Stadtgärtnerei könnte mit dieser Lage eben auch zum "Scharnier" werden und beide Areale verbinden.

"Der Mandauradweg führt direkt an der Stadtgärtnerei vorbei - aber weil eine Hecke dazwischen ist, sieht man sie nicht", erklärte Neumann. Die Idee: Weg mit der Hecke und die Gärtnerei zum Fluss öffnen. Am Ufer könnte für einen Aufenthalt am Wasser eine stufenförmig angelegte Terrasse entstehen, ebenso am gegenüberliegenden Ufer. Über große Steine im Fluss könnte man die Mandau trockenen Fußes queren. In den Gebäuden und auf dem Gelände der Gärtnerei selbst könnte Gastronomie - etwa im Gewächshaus entstehen, ein Biergarten, ebenso Räume für Kultur- oder auch Firmen-Events. Auch Hochzeiten soll man im Gewächshaus feiern können.

"Liebe Olbersdorfer: Wenn ihr nicht wollt - wir machen was"

Das alles stieß auf Zustimmung - auch die Ideen für Beherbergungsbetriebe oder auch ein "Erlebnis-Museum" auf Zittauer Gemarkung an der Zufahrt vom Pethauer Kreisel zum See. Die Optik dieser Zufahrt kritisierte Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm): "Da haben wir Hausaufgaben. Wer da heute mit dem Wohnmobil lang fährt, fragt sich, ob er wirklich im Urlaub ist." Der See müsse auch besser sichtbar werden. "Als Nicht-Einheimischer weiß man gar nicht, dass da ein See ist", sagte er.

Alles schön, wäre da nicht immer die Sache mit der Finanzierung. "Die Haushaltslage von Olbersdorf ist äußerst angespannt - schon immer", sagte Bürgermeister Andreas Förster, und deshalb eben: "Der Prozess wird länger dauern als wir es uns vielleicht wünschen." Ein Olbersdorfer Gemeinderat wollte daher wissen: "Woher kommen die Mittel?" Dazu Förster: "Für den Pump-Track und den O-See-Trail sind Mittel im Haushalt eingestellt." Der Bau des ersteren hat bereits begonnen.

Zittaus OB Zenker stellte klar, dass es natürlich Fördermittel brauchen werde. "Die werden wir aber erst beantragen, wenn wir konkrete Pläne haben", sagte er. Mittel für etwa das Starterprojekt müssten in den nächsten Haushalt eingestellt werden. "Dafür braucht es aber Vorarbeit", sagte er - und um diese Vorarbeit leisten zu können, brauche er eben einen Beschluss des Stadtrates. Doch zumindest zu einem gemeinsamen Ratsbeschluss kam es nicht. Nach einer Sitzungsunterbrechung stimmten die Olbersdorfer Räte einstimmig dafür, den Beschluss zu vertagen und in der April-Sitzung des Gemeinderats zu behandeln. Man brauche noch Details - insbesondere zur Finanzierung.

Zittaus OB Zenker kommentierte das: "Es gibt Dinge, die können wir als Zittau auch alleine machen." Und dazu sehe er sich auch in der Pflicht. An die Olbersdorfer Räte gewandt: "Und ganz ehrlich, liebe Olbersdorfer: Wenn ihr nicht wollt oder könnt - wir werden da was entwickeln." Die Zittauer Räte erteilten Zenker auch einstimmig diesen Auftrag. Olbersdorfs Bürgermeister Förster ließ die SZ im Nachgang der Sitzung wissen: "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Vertagung der Beschlussfassung kein Zeichen von Zweifeln der Olbersdorfer Gemeinderäte am gemeinsamen Projekt selbst, sondern alleine Ausdruck der Erfahrungen aufgrund der nicht auskömmlichen Finanzausstattung der Städte und Gemeinden und damit der angespannten Haushaltslage ist."