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Wie es mit den insolventen Pflegeheimen in Zittau und Niederoderwitz weitergeht

Nach dem Tod des privaten Eigentümers wird für das "Haus Sonne" in Zittau und die beiden Heime in Oderwitz ein neuer Investor gesucht. Die Chancen stehen gut.

Von Jana Ulbrich
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Jochen Kühne, der neue Heimleiter im Niederoderwitzer Seniorenheim, und Romy Skibniewski, die Leiterin der benachbarten Seniorenresidenz "Panormablick", im Gespräch mit Bewohnerin Lisa Göldner.
Jochen Kühne, der neue Heimleiter im Niederoderwitzer Seniorenheim, und Romy Skibniewski, die Leiterin der benachbarten Seniorenresidenz "Panormablick", im Gespräch mit Bewohnerin Lisa Göldner. © Matthias Weber/photoweber.de

Im Seniorenheim in Niederoderwitz ist an diesem Nachmittag alles wie immer. Die noch rüstigen Senioren treffen sich in den beliebten roten Sitzecken im Foyer, im Wohnbereich vier spielt die Alltagsgestalterin mit den Bewohnern Mensch-ärgere-dich-nicht, die Küche bereitet das Abendbrot vor. Dass sich das Haus seit Januar in der Insolvenz befindet, davon sollen die Bewohner nichts merken.

Und doch ist es gerade das beherrschende Thema für die Mitarbeiter und die Angehörigen der Heimbewohner: Heinz Schumann, der private Inhaber und Alleingeschäftsführer der „Alten- und Pflegeheim in Zerbst GmbH", die neben den beiden Pflegeheimen in Niederoderwitz auch das "Haus Sonne" an der Hochwaldstraße in Zittau und weitere Einrichtungen in vier Bundesländern betreibt, ist im vorigen Frühjahr überraschend gestorben.

"Die gesamte Unternehmensgruppe war damit plötzlich führerlos", erklärt der Berliner Rechtsanwalt Christian Otto, der jetzt zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt ist. Die Leiter der Einrichtungen hätten ein dreiviertel Jahr lang versucht, die Geschäfte weiterzuführen, was aber fast unmöglich gewesen sei. So seien sie beispielsweise in wichtigen Dingen nicht unterschriftsberechtigt und auch überhaupt nicht handlungsfähig gewesen.

Der überraschend in Frankreich verstorbene Heinz Schumann, dem das gesamte Pflegeunternehmen samt der Immobilien gehörte, hat allein gelebt - in den letzten Jahren größtenteils in Frankreich. Ein vom Gericht eingesetzter Nachlasspfleger muss nun das Erbe regeln, zu dem auch das Pflegeunternehmen gehört. Damit die Heime erst einmal weiter handlungsfähig bleiben, hatte der Nachlasspfleger beim Amtsgericht in Berlin Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt. Am 3. Januar wurde das Verfahren eröffnet.

Bisher mehr als 30 interessierte Investoren

"Der Betrieb der Einrichtungen wird ganz normal weiter fortgesetzt", versichert Simon Leopold. Der Betriebswirt aus Dresden ist als Sanierungsgeschäftsführer eingesetzt. Er betont, dass die Insolvenz nicht aus etwaigen finanziellen Schwierigkeiten der Einrichtungen herrührt, sondern allein aus der Führungslosigkeit. "Die Häuser rechnen sich", sagt er.

Ziel der Insolvenz sei es, die Geschäfte erst einmal wieder zu ordnen und Zeit zu gewinnen, um einen neuen Geschäftsführer und einen neuen Träger für die Einrichtungen zu finden. "Die Chancen dafür stehen sehr gut", sagt Leopold.

Bisher hätten sich bereits mehr als 30 potenzielle Investoren gemeldet, die an einer Übernahme der Häuser in Zittau und Niederoderwitz interessiert seien, so der Sanierungsgeschäftsführer, darunter auch erfahrene Vertreter der Branche aus der Region. Zeitnah wollen der Insolvenzverwalter und er nun in die Gespräche gehen, kündigt er an.

Im Niederoderwitzer Seniorenheim wissen inzwischen alle Bescheid. Jochen Kühne, der neue Heimleiter, hat mit den Angehörigen gesprochen. Vorige Woche waren auch der Insolvenzverwalter und der Interimsgeschäftsführer zu Gesprächen vor Ort. "Die Stimmung ist gut, wir sind optimistisch", bestätigt der Heimleiter. Niemand müsse befürchten, dass die Heime womöglich geschlossen werden könnten, betont er. "Wir haben schließlich Versorgungsverträge, die für uns bindend sind."

Pflegepersonal wird weiter gesucht

Immer noch kämpfen die Einrichtungen mit Personalmangel. "Wir suchen weiter qualifizierte Pflegekräfte", sagt der Niederoderwitzer Heimleiter. Zurzeit hat das Seniorenheim 120 Bewohner, die Seniorenresidenz Panoramablick 60. Es gäbe noch mehr Plätze, sagt Heimleiter Kühne. Mehr Bewohner lasse die Personalsituation aber nicht zu. "Wir verzichten bewusst auf Leasing-Kräfte von Zeitarbeitsfirmen", erklärt er.

Die begonnenen Sanierungsmaßnahmen im Seniorenheim ruhen seit Schumanns Tod im Frühjahr. Ursprünglich war geplant, die früheren Doppelzimmer in den oberen beiden Etagen zu Einzelzimmern mit eigenen Sanitärzellen umzubauen. "Wir warten ab, was der neue Investor weiter vorhat", sagt Interimsgeschäftsführer Leopold.

Heimleiter Jochen Kühne ist zu den Senioren gekommen, die sich an diesem Nachmittag im Foyer zum Plausch getroffen haben. "Es bleibt für Sie alles wie es ist. Sie werden von dem Insolvenzverfahren nichts merken", versichert er den Bewohnern.