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Zittaus "Innenstadt-Post" macht Ende Juli dicht - nach nur drei Jahren

Die Chefin von "Winkel's Boutique" schließt ihren Laden und damit auch die Post in der Zittauer Innenstadt. Einen Ersatz hat die Post noch nicht gefunden.

Von Frank-Uwe Michel
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"Winkel's Boutique" in der Reichenberger Straße 31 schließt Ende Juli. Damit geht der Post ihre Partnerfiliale verloren. Pakete abholen und abgeben ist dann hier nicht mehr möglich.
"Winkel's Boutique" in der Reichenberger Straße 31 schließt Ende Juli. Damit geht der Post ihre Partnerfiliale verloren. Pakete abholen und abgeben ist dann hier nicht mehr möglich. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Es ist ordentlich Betrieb an diesem Morgen in der Reichenberger Straße. Gerade hat ein Mann mit mehreren Päckchen unter dem Arm den Laden in der Nr. 31 betreten. Eine ältere Frau, die an Gehhilfen läuft, ist fertig mit ihrem Anliegen und kehrt "Winkel's Boutique" schon wieder den Rücken. Auf der Straße davor herrscht reger Verkehr. Autos halten, Leute mit Paketen steigen aus. Ein paar Minuten später sind sie wieder weg. Seit Januar 2021 geht das so. Aber: Ende Juli ist Schluss damit. Denn Inhaberin Kerstin Winkel gibt ihr Geschäft auf.

Damit geht auch eine langjährige Kooperation zwischen der Geschäftsfrau und der Deutschen Post zu Ende. Denn schon als sie noch am Markt in Hirschfelde ihren Modeladen hatte, bot sie Dienstleistungen der Post mit an. Seit 2007 war ihr Objekt eine sogenannte Partnerfiliale des gelben Konzerns. Der kam Ende 2020 mit der Frage auf sie zu, ob sie sich ein solches Miteinander auch in Zittau vorstellen könne. Denn: Die bisherige Hauptpost am Haberkornplatz sollte im Februar 2021 schließen, für die dort wegfallenden Dienstleistungen suchte man unbedingt Ersatz.

Kerstin Winkel zog mit ihrer Modeboutique vom Hirschfelder Markt in die Reichenberger Straße 31 nach Zittau um und war fortan hier Ansprechpartnerin in Sachen Briefe, Briefmarken, Päckchen und Pakete. Davon unbenommen führte sie ihr Angebot an Bekleidung und Textilien weiter fort. Dass nun das Aus bevorsteht, habe persönliche Gründe, betont die Unternehmerin. Konkreter möchte sie sich nicht dazu äußern. Sie werde den Standort im Stadtzentrum aufgeben und ihr Geschäft aber auch nicht andernorts in Zittau weiterführen.

Diese Konstellation bestätigt Mattias Persson, für Sachsen zuständiger Pressesprecher der DHL-Group. Er sagt: "Die Beendigung der Geschäftsbeziehung geht von unserem Partner aus." Allerdings sei die Nachfrage nach Postdienstleistungen in der Partnerfiliale während der zurückliegenden drei Jahre gut gewesen. "Das Konzept setzt aber auch ein tragfähiges Hauptgeschäft voraus, welches durch die zusätzliche Frequenz profitiert." Näher ins Detail gehen will er nicht.

Mit dem Ende der Poststelle auf der Reichenberger Straße droht ein Verlust an Serviceleistungen in der Innenstadt. Dies wolle der Konzern jedoch verhindern, betont Persson. Unverzüglich nach Bekanntgabe der Schließung habe man die Folgeakquise aufgenommen. Die ist aber offenbar noch nicht von Erfolg gekrönt. Denn auf SZ-Anfrage wirbt er: Gewerbetreibende mit Interesse an der Übernahme von Postdienstleistungen in ihrem Geschäft könnten gern Kontakt aufnehmen. Allerdings müssten sie ein paar Bedingungen erfüllen. Die wichtigsten: Benötigt werde Platz für die erwarteten Paketmengen, außerdem müsse das benötigte Personal vorhanden sein. Erfahrungsgemäß ist auch eine verkehrsgünstige Lage vorteilhaft.

Nach Informationen des Sprechers ist die Post bei diesem Problem bereits im Kontakt mit der Stadt. Man pflege ein enges Verhältnis zur Politik, auch auf regionaler Ebene, erklärt Persson. "Unter anderem informieren wir transparent über Veränderungen im Filialnetz und kooperieren bei der Suche nach neuen Partnern." Möglicherweise hat der Konzern einen oder mehrere schon an der Angel. Denn laut Persson gibt es inzwischen bereits Gespräche. Bis zur Vertragsunterzeichnung werde man sich jedoch nicht dazu äußern.

Ob nach der Schließung in der Reichenberger Straße 31 Ende Juli nahtlos Anfang August irgendwo anders im Zentrum Postdienstleistungen angeboten werden können, steht noch nicht fest. "Das wäre unsere Wunschlösung", stellt Mattias Persson klar. "Und wir streben das auch an." Möglicherweise könnte es sogar am bisherigen Standort - dann mit einer anderen Betreiberin - weitergehen. "Wir schließen das nicht kategorisch aus." Allerdings sei es zu früh, dazu eine verlässliche Aussage zu treffen.

Generell, meint der Sprecher, sei Zittau auch nach dem Verlust der Poststelle in "Winkel's Boutique" bei Postdienstleistungen keinesfalls unterrepräsentiert. Man unterhalte ein "sehr enges Netz an Servicepunkten." Sucht man im Internet auf der Seite www.postfinder.de nach DHL-Paketshops, Postfilialen oder Poststationen in Zittau, werden elf weitere Treffer angezeigt. In der Innenstadt sind es mit dem Fahrradladen "JJ Bikes" am Markt und dem "Outdoor Semester" in der Inneren Weberstraße immerhin noch zwei.

Perspektivisch wolle man das Servicenetz sogar noch weiter ausbauen, so Persson. "Wir suchen aktuell noch zwei Standorte für Packstationen." Von denen gibt es in der Stadt derzeit fünf. Interessenten könnten sich gerne auch hierfür melden.