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Deutschlands bekanntester Pilz-Youtuber kommt aus Zittau

Als "Snokri" hat Pilzexperte Bernd Meißner aus dem Ortsteil Schlegel eine riesige Fan-Gemeinde. Mit den Clips will er aufklären - nicht nur zeigen, was essbar ist. Zu seinen Seminaren kommen Wissensdurstige bis aus Österreich.

Von Frank-Uwe Michel
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Bernd Meißner aus dem Zittauer Ortsteil Schlegel ist Deutschlands bekanntester Youtuber zum Thema Pilze.
Bernd Meißner aus dem Zittauer Ortsteil Schlegel ist Deutschlands bekanntester Youtuber zum Thema Pilze. © Matthias Weber/photoweber.de

Bernd Meißner erzählt über Pilze, als wären sie nicht dröge, sondern das Interessanteste der Welt. Für den 55-Jährigen aus dem Zittauer Ortsteil Schlegel sind sie das auch. Seine Begeisterung lässt er inzwischen auch andere spüren: Mehr als 35.000 Follower haben seinen Youtube-Kanal abonniert. Seine Clips werden von Hunderttausenden aufgerufen. Innerhalb von 13 Tagen brachte es der Film "Steinpilze ohne Ende" Anfang November auf 174.735 Klicks. Seinen jüngsten Streifen "Der Frostschneckling ist da" schauten sich innerhalb von nur sechs Tagen bereits 57.339 Nutzer an. Meißner ist damit - was das Thema Pilze betrifft - der bekannteste Youtuber in Deutschland.

Von diesem Status konnte er in seiner Jugend nicht einmal träumen. Zum einen, weil es damals noch kein Youtube gab. Zum anderen hatte der gebürtige Görlitzer zwar schon immer Interesse an Pilzen, "dass das Thema aber mal so durch die Decke gehen würde, konnte keiner ahnen." Als Kind war er mit seinen Eltern regelmäßig im Wald - fragte nach, wollte aber noch mehr wissen, als ihm Mutter und Vater vermitteln konnten. "Mit zwölf nahm ich deshalb an öffentlichen Touren teil und war regelmäßig im Naturkundemuseum bei der Pilzberatung", erinnert er sich.

Beruflich zog es Meißner als gelernten Einzelhandelskaufmann von der Neiße an die Mandau. Er bezog ein Haus in Schlegel und leitete in der Bautzner Straße in Zittau jahrelang die Blokker-Filiale, die er später als Franchaise-Nehmer selbstständig weiterführte. In all den Jahren ließ ihn seine Pilzleidenschaft nicht los. Im Gegenteil: Meißner eignete sich immer mehr Wissen an - nicht nur, um möglichst viele essbare Pilze aufzuspüren, sondern "weil sie in ihrem Formen- und Artenreichtum total spannend sind."

2015 begann der Zittauer seinen eigenen Youtube-Kanal aufzubauen. Anfangs waren es nur etwa 1.000 Abonnenten. Dass das Interesse der Menschen seither derart zugelegt hat, ist für ihn einfach nur: "Krass!" Unter seinem Internet-Namen "Snokri" sind inzwischen mehr als 200 Filme zu den unterschiedlichsten Pilz-Themen zu finden. "Ich versuche, jede Woche einen neuen zu machen." Doch warum werden Interessenten unter "Snokri" fündig - und nicht unter Meißner? "Ich habe früher mal Comics gezeichnet. Einer der Hauptfiguren habe ich damals diesen Namen verpasst." Ein Glücksfall, meint der Zittauer. Denn: In der Pilz-Szene sei "Snokri" inzwischen eine Marke, die einzigartig sei.

Das liegt auch an den Dingen, die Bernd Meißner als Ergänzung seines Youtube-Kanals betreibt. "2020, in der ersten Corona-Welle, haben wir Blokker fünf Wochen schließen müssen. In dieser Zeit habe ich einen Online-Shop aufgebaut - natürlich unter 'Snokri'." Dort bekommt man Sammelkörbe, Pilzmesser, Becher, Regenschirme, Türmatten - alles versehen mit tollen Pilzmotiven.

Doch damit nicht genug. Denn der Pilzexperte bietet Produkte und Wissen nicht nur im Internet an, sondern vermittelt es Interessenten auch vis-a-vis. Meißner veranstaltet regelmäßig geführte Touren und im Seifhennersdorfer Querxenland auch Seminare - zum Beispiel in Vorbereitung auf die Prüfung zum Pilzsachverständigen, die er selbst freilich längst abgelegt hat.

Weil der Zuspruch so gut ist und seine Expertise mittlerweile in ganz Deutschland, aber auch im deutschsprachigen Ausland immer mehr nachgefragt wird, fasste er 2022 einen Entschluss: "Ich habe den Laden in Zittau aufgegeben und konzentriere mich seitdem nur noch auf das, was mir richtig Spaß macht: Beim Thema Pilze bin ich mit dem Herzen dabei." Das hat inzwischen auch die Buchbranche mitbekommen: Anfang 2023 fragte bei ihm ein großes deutsches Verlagshaus an. Bereits im August ist Bernd Meißners erstes Werk erschienen: "Unbekannte Leckereien - 30 Pilzarten, deren Geschmack dich überraschen wird".

Apropos Geschmack. "Wer sich immer nur auf Steinpilze oder Maronen konzentriert, der verpasst die ganze Vielfalt, die außerdem noch in unseren Wäldern wächst." Der Zittauer rät deshalb, sich zuerst Wissen anzueignen und dann auf Pirsch zu gehen. Er selbst sammelt schon seit Langem nach diesem Konzept: "Ich esse gerne Pilze, aber nur in kleinen Portionen, damit ich sie nicht überbekomme. Und natürlich muss Abwechslung sein." Meißner weiß ganz genau, welche Arten bestimmte Lebensumstände, Standplätze und Klimabedingungen brauchen. Er überlässt nichts dem Zufall, sondern begibt sich ganz gezielt auf die Suche. Seine Lieblinge unter den Speisepilzen sind die Täublinge, "aber ich freue mich auch über jeden anderen, weil sie wirklich absolut verschieden schmecken."

Obwohl sich der Zittauer fast sein ganzes Leben schon mit der Pilzwelt beschäftigt, ist er noch immer fasziniert. Warum? "Sie machen oft, was sie wollen", lacht er. "Sind die Bedingungen so, dass eigentlich fast gar nichts wachsen dürfte, überraschen sie uns so, dass der Korb dann gar nicht reicht." Trotz fortlaufender Forschung liege noch so viel im Dunkeln. Pilze, so seine Erkenntnis, seien deshalb unberechenbar.

Übrigens endet die Saison der leckeren Gewächse - wie oft angenommen - nicht mit dem ersten Frost. Bernd Meißners Tipp für den nächsten Spaziergang unter Laubbäumen: "Judasohr, Samtfußrübling und Austernseitling wachsen dort auch im Winter." Der Grund: In den Zellen ihrer Fruchtkörper befinden sich Zuckerverbindungen, die wie Frostschutzmittel wirken. Für ihn selbst sind die drei Arten natürlich nichts Neues. Er verfolgt in den nächsten Monaten ein anderes Ziel: "Ich möchte mal einen Satansröhrling finden. Der ist aber an Kalkböden gebunden. Im nächsten Jahr bin ich auf einer Vortragstour in Thüringen." Dort, meint er, werde er hoffentlich fündig. Und bald danach dürften alle Interessenten den Film darüber in seinem Youtube-Kanal finden.