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Zittauer Maklerin warnt vor Abo-Falle auf Immobilien-Portal

Auf rentola.de hat Christine Runge von Dr. Thomas Immobilien aus Zittau mehrere Inserate gefunden, die gestohlen sind und falsche Angaben enthalten. Was dahinter steckt.

Von Thomas Christmann
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Christine Runge von Dr. Thomas Immobilien aus Zittau warnt vor dem Portal rentola.de
Christine Runge von Dr. Thomas Immobilien aus Zittau warnt vor dem Portal rentola.de © Screenshot/Matthias Weber/Montage

Auf den ersten Blick macht das Immobilienportal rentola.de auf Christine Runge einen seriösen Eindruck. In einer Suchleiste können Mietinteressenten nach Postleitzahl, Ort oder Region suchen und bekommen entsprechende Wohnungen angezeigt. Doch dann beginnt schon der Betrug für die Zittauer Maklerin, die dort mehrere kopierte Angebote ihres Unternehmens Dr. Thomas Immobilien entdeckt hat - dazu mit falschen Angaben.

Um den Vermieter zu kontaktieren, muss der Besucher seine E-Mail-Adresse eingeben und den nicht anklickbaren und damit zu lesenden allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen. Anschließend öffnet sich ein Fenster: "Premium-Mitglied werden". Erst nach Zahlung per Paypal oder Kreditkarte erhalten Kunden den vollen Zugriff, was sie für sieben Tage einen Euro kostet. Im Kleingedruckten steht, dass sich das Abo danach alle 28 Tage verlängert. Dafür werden jedes Mal 39 Euro fällig.

"Finger weg, das ist eine Abo-Falle", sagt Christine Runge, der die Masche bisher nicht bekannt war. Auf das Portal aufmerksam geworden ist einer ihrer Mitarbeiter am Donnerstag. Der erhielt einen Anruf von einer Frau, die sich für eine Wohnung an der Bahnhofstraße in Memmingen interessierte. Schon das machte stutzig: Das Zittauer Büro vermittelt im Auftrag von Eigentümern nämlich keine Immobilie in der bayrischen Stadt. Anhand der Überschrift, des Textes und der Fotos fand der Mitarbeiter heraus, dass sich die beworbene Wohnung an der Bahnhofstraße in Zittau befindet. Wie auch eine zweite.

Auch wer nach Wohnungen in Zittau sucht, stößt auf Inserate von Dr. Thomas Immobilien. Mindestens fünf hat Christine Runge auf rentola.de entdeckt und geht davon aus, dass auch andere Makler betroffen sind. Das Portal hat demnach die Angaben kopiert. Und das nicht mal gut: So finden sich Fehler in der Überschrift wie "Zwei Schlafzimmer" statt "Zwei Zimmer", das Wort "Wohnung" ist kleingeschrieben und in der Beschreibung fehlen sämtliche Umlaute. Die Fotos beinhalten hingegen die Wasserzeichen, die vor Missbrauch schützen sollen. Die Zittauer Maklerin vermutet aufgrund der schlecht gemachten Kopien eine automatisierte Software dahinter.

Die Wohnung soll sich an der Bahnhofstraße in Memmingen befinden, ist aber tatsächlich in Zittau. Nicht der einzige Fehler in dem Inserat.
Die Wohnung soll sich an der Bahnhofstraße in Memmingen befinden, ist aber tatsächlich in Zittau. Nicht der einzige Fehler in dem Inserat. © undefined
In der Beschreibung werden sämtliche Umlaute nicht angezeigt.
In der Beschreibung werden sämtliche Umlaute nicht angezeigt. © undefined

Ein weiteres Problem: Im schlimmsten Fall erhält Dr. Thomas Immobilien eine Abmahnung, weil in den Inseraten auf rentola.de beispielsweise der Energieausweis für die Objekte oder die Anbieterkennung fehlen. Beide sind verpflichtend anzugeben. "Das macht mich sauer", sagt die Geschäftsführerin, die das als Missbrauch der Arbeit ihres Unternehmens bezeichnet. Zumal sie Wert auf einen guten Ruf legt, der dadurch beschädigt wird.

Dem Immobilienverband Deutschland als Vertreter von Beratern, Maklern, Verwaltern und Sachverständigen ist rentola.de bisher nicht aufgefallen oder näher bekannt. Das äußert zumindest dessen Sprecher Stephen Paul. "Von der Masche müssen wir jedoch immer wieder hören", sagt er mit Blick auf kopierte Angebote im Internet. "Es ist bedauerlich, wie die Wohnungsnot vieler Menschen ausgenutzt werden soll." Der Sprecher rät Betroffenen dagegen zivilrechtlich vorzugehen und auf Unterlassung zu bestehen.

Auch bei der Verbraucherzentrale Sachsen sind bisher keine Anfragen oder Beschwerden zum Portal erfasst. Micaela Schwanenberg von der dortigen Rechtsabteilung sieht es allerdings kritisch, wenn Mietinteressenten für den Zugang zu Inseraten ein Abo abschließen sollen. Der Grund: Vergleichbare Leistungen sind bei Mitbewerbern kostenfrei.

Es sei schon frech, überhaupt einen Euro für Kontaktdaten zu verlangen, meint Christine Runge. Ihre Empfehlung: Mietinteressenten sollen seriöse Portale nutzen wie Immobilienscout, Immonet oder Immowelt und niemals Geld zahlen.

Die Geschäftsführerin von Dr. Thomas Immobilien wird nun Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei stellen und den Portal-Betreiber auffordern, die Inserate zu löschen. Der hat seinen Sitz laut eigenen Angaben in Kopenhagen, ein rechtlich korrektes Impressum fehlt. Kontakt aufnehmen kann die Zittauer Maklerin aber nur per E-Mail, denn andere Möglichkeiten fehlen. Der Betreiber antwortet auf Anfrage der SZ zu den Vorwürfen, Mietern bei der Wohnungssuche helfen zu wollen. Wer die Seite abonniere, werde zu Agenturen oder Vermietern weitergeleitet. Zu den falschen Angaben heißt es: "Unser System ist nicht ausfallsicher und es kann manchmal zu Fehlern kommen." Man arbeite normalerweise mit Agenturen zusammen. "Um sicherzustellen, dass die Daten auf unserer Plattform zu 100 Prozent ihren Wünschen entsprechen."

Erst kürzlich hat Christine Runge entschieden, die Adressen für freie Objekte in Inseraten zu veröffentlichen. So können Interessenten beispielsweise entscheiden, ob ihnen die Wohngegend zusagt. Doch wenn "solche Betrugsmaschen" überhandnehmen, will sie die Preisgabe der Information überdenken. Einen Anwalt wird die Maklerin hingegen nicht einschalten, um wie vom Verband vorgeschlagen, zivilrechtlich dagegen vorzugehen. Für die Kosten muss sie schließlich in Vorkasse gehen. "Und das Geld sehe ich wohl nie wieder."

Was der Verbraucherschutz Sachsen rät:

  • Sorgfalt und Vorsicht beim Umgang mit persönlichen Daten.
  • Beim Abschluss von Verträgen vorher über das Unternehmen/Portal informieren.
  • Prüfen, ob auf Internetseiten Impressen veröffentlicht sind, Angebote und Vertragskonditionen transparent sind.
  • Mitbewerberangebote vergleichen und prüfen.
  • Nach Bewertungen von Verbrauchern auf entsprechenden Portalen suchen.
  • Bei Unklarheiten und Fragen die Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten der Verbraucherzentrale Sachsen nutzen.