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Zoo in Liberec wird erweitert - um ein „Tal der bedrohten Wildnis“

Einige Tiere im ältesten Tierparks Tschechiens brauchen mehr Platz. Das verlangen Vorgaben für den Artenschutz. Ansonsten müsste der Zoo sie aufgeben.

Von Petra Laurin
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Schneeleoparden, aber auch Tiger, Bären, Wölfe, Raubvögel und kälteliebende Affen bekommen im Liberecer Zoo mehr Platz. Dafür wird der Tierpark erweitert.
Schneeleoparden, aber auch Tiger, Bären, Wölfe, Raubvögel und kälteliebende Affen bekommen im Liberecer Zoo mehr Platz. Dafür wird der Tierpark erweitert. © Sammlung Zoo Liberec

Tiger, Bären, Wölfe, Schneeleoparden, Raubvögel, kälteliebende Affen und die Huftiere. Sie alle werden im Zoo im tschechischen Liberec (Reichenberg) ein Zuhause an anderer Stelle bekommen. Der nordböhmische Tierpark wird für sie ein „Tal der bedrohten Wildnis“ schaffen. Damit werde der Zoo größer, so hieß es. Die Erweiterung seines Geländes habe dabei einen ernsten Grund. Die derzeitigen Gehege entsprechen nicht mehr den modernen Vorgaben des Tier- und Artenschutzes. Ohne die Umgestaltung und den Ausbau würde der Zoo einige seiner Tierarten verlieren.

Für das Vorhaben hat die Einrichtung von der Stadt Liberec (Reichenberg) schon vor zwei Jahren ein 13 Hektar großes Waldgebiet hinter der Sovova-Straße bekommen. In dem Gebiet befand sich früher das Reichenberger Amphitheater. „Die Form und Gestaltung des Tals soll durch eine Studie klar werden“, sagt Zoo-Sprecherin Barbara Tesařová. Auch für die Kosten soll dieses Papier Klarheit bringen. Man rechne aber mit einem zwei- bis dreistelligen Kronen-Millionenbetrag. Um für die Ausarbeitung Experten zu finden, laufe eine Ausschreibung.

Neugestaltung des Zoos

„Wir haben den Tierpark vor zwei Jahren übernommen. Seitdem planen wir gemeinsam die Investitionen. Das betrifft nicht nur die neuen Entwicklungsbereiche. Es geht auch um die Neugestaltung des derzeitigen Zoos sowie das Gelände des nahen Volksgartens und um die Kinderecke“, erzählt Květa Vinklátová, Stadträtin für Kultur, Denkmalpflege und Tourismus der Region Liberec. „Wir sind uns gut bewusst, dass die Entwicklungsbereiche und der ursprüngliche Garten eine gut funktionierende Einheit bilden müssen. Deshalb ist der erste Schritt eben diese Masterplanstudie“, betont sie. Letztlich laufe ein Wettbewerb.

Über dessen Gewinner entscheide eine Jury, hieß es. Aufgabe des dann beauftragten Planers werde es, eine Dokumentation für die erste Phase des "Tals der bedrohten Tierwelt" zu erstellen. Die umfasst die Gestaltung der Gehege, das Wegenetz sowie die Verbindung zwischen dem alten und neuen Garten. „Der neue Raum soll den Besuchern das Gefühl geben, dass wir alle – Tiere und Menschen – Teil einer gemeinsamen Welt sind. Ein Gefühl der Zugehörigkeit ist für die Erhaltung der biologischen Vielfalt unbedingt wichtig“, so Zoochef David Nejedlo.

Strengere Tierschutzgesetze

Der Grund für die Erweiterung des Zoos sind geänderte Tierschutzgesetze, vor allem die Vorschriften über die Bedingungen für die Haltung von Wildtieren in menschlicher Obhut. „Sie sind strenger geworden. Wir lagen da im Grenzbereich. Entweder hätten wir die Anzahl der gezüchteten Arten reduzieren müssen. Und verzichten auf die Haltung von räumlich anspruchsvolleren, aber für die Besucher sehr attraktiven Tierarten. Oder wir versuchen, die Zoo-Fläche zu erweitern“, erklärt der Direktor.

Bisher hatte der Liberecer Zoo die knifflige Lage gelöst, indem er die Zahl der Tiere reduzierte und Gehege zusammenlegte. „Aber das können wir nicht ewig machen“, erklärt der Direktor. In den letzten Jahren hat der Liberecer Tierpark aus Platzgründen bereits die Zucht von Nashörnern, Orang-Utans und Geparden eingestellt.

Über das große Bauvorhaben hinaus gibt es weitere Vorhaben. „Wir planen auch, die Expositionen im Pavillon ,Zoo Expo‘ zu ergänzen. In der Rettungsstation Arche müssen wir die Auslaufflächen für die Hunde sanieren, bei der Kinderecke wollen wir ein kleines Amphitheater mit einer Bühne für Clubveranstaltungen errichten“, so Nejedlo. Das Kultur- und Kreativzentrum Lidové sady (Volksgarten) sei zudem gerade rekonstruiert worden.

Erneuert werden auch Affen- und Seelöwenpavillons sowie die Exposition im Erdgeschoss des Tropenpavillons. Die Vorbereitungen für die Sanierung des Giraffenpavillons und der Außenanlagen für diese großen Säuger seien ebenso im Gange. Mit diesen Veränderungen möchte Nejedlo noch in diesem Jahr beginnen.

Jubiläumsjahr für den Zoo Liberec

Der Zoo Liberec ist der älteste Tierpark in Tschechien. In diesem Jahr feiert er 120. Geburtstag. Auf dem Gelände von derzeit noch 14 Hektar kann man bis zu 160 Tierarten von allen Kontinenten entdecken. Im vergangenen Jahr hatte der Zoo über 408.500 Besucher. Das seien etwa zehn Prozent weniger als 2022 gewesen. Gründe für den Rückgang wurden nicht genannt.

Besucherzahlen

  • 2023: 408.500
  • 2022: 442.168
  • 2021: 379.049 (bedingt durch Corona-Schließzeiten)
  • 2020: 318.885 (bedingt durch die längsten Schließzeiten wegen der Corona-Pandemie)
  • 2019: 493.740