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Donnerwetter & Sonnenschein 2021

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur den falschen Bauernkalender. Hier lesen Sie den richtigen für das kommende Jahr.

Von Thomas Möckel & Heike Sabel & Domokos Szabó
 8 Min.
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Spektakuläre Blitze über Pirna. Welche beeindruckenden Wetterphänomene uns 2021 erwarten, verrät der zu 100 Prozent zuverlässige Bauernkalender der SZ.
Spektakuläre Blitze über Pirna. Welche beeindruckenden Wetterphänomene uns 2021 erwarten, verrät der zu 100 Prozent zuverlässige Bauernkalender der SZ. © Marko Förster

Januar: Ist die Brücke ganz schnell drüben, wird wohl starker Ostwind schieben.

Im Januar hoffen die Bauleute auf dem Pirnaer Sonnenstein auf eine ganz besondere Wetterlage, die mit starkem Ostwind einhergeht. Die Südumfahrung-Brücke soll zum ersten Mal probeweise ein Stück übers Gottleubatal wandern. Unterstützt vom frischen Lüftchen aus Böhmen soll dieses Vorhaben ohne großen Aufwand gelingen. Vereist zudem Frost die Brückenpfeilerköpfe, flutscht das Bauwerk wie von selbst in Richtung Kohlberg. Hilfreich ist auch, dass der Wind im dort entstehenden Tunnel eine Art Sogwirkung entfacht, die die Brücke zusätzlich ansaugt. Der Südumfahrung-Bauherr erwägt jetzt, den böhmischen Ostwind für ein Jahr fest unter Vertrag zu nehmen, um das Projekt vorfristig fertigzustellen.

Februar: Mitten im Februar kommt Eis, wird es in Altenberg wieder heiß.

Während rund um Altenberg der Klimawandel mitten im Februar für milde Temperaturen sorgt, beobachten Wetterforscher ein ungewöhnliches Phänomen im Kohlgraben. 1,4 Kilometer zieht sich ein komplett vereister Streifen durch die Landschaft. Vom Polarkreis eingeflogene Experten bestätigen, dass es sich um besseres Eis handelt als es etwa in den Alpen, im Himalaya oder im Tiefkühlregal von Aldi vorkommt. Abenteurer aus aller Welt werden von der magischen Eisschlange angezogen. Sie sausen mit Kufenfahrzeugen zu Tale und liefern sich heiße Wettkämpfe. Das Bundesverkehrsministerium unter Andreas Scheuer (CSU) präsentiert erste Pläne für eine Ausländermaut für die sogenannte "Bobbahn". Doch das Innenministerium legt sein Veto ein: Es handele sich ganz einfach um eine Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft. Scheuer handelt sich damit einen weiteren Untersuchungsausschuss ein.

März: Präsentiert der IPO einen Investor im März, meint er's ernst oder ist's ein Scherz?

Der März ist wettertechnisch der Monat dazwischen. Nicht mehr Winter und auch noch nicht Frühling. Das heißt, alles ist möglich. In der Ahnung des bevorstehenden Osterfestes grünet mal Hoffnungsglück und gibt's mal Schauer körnigen Eises. So fühlt sich auch der Industriepark an, kurz IPO. Aus dem Osten kommt ein feucht-warmer Regen, der den IPO-Boden fruchtbar sprießen lässt. Ein Keil heißer Sahara-Luft bringt ein tropisches Wachstumsklima hervor. Bei der Prognose zum Verhalten von Norden und Westen stößt der wortgewandte Vorhersager an seine Grenzen und zieht sich hinter die alte Bauernregel zurück, die da lautet: Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder es bleibt wie's ist.

April: Macht der Wähler das richtige Kreuz, den neuen Bürgermeister freut's.

Im April mal Schnee und mal Sonne, ist das des Wahlkämpfers Wonne. Übers Gottleubatal weht bald ein neuer Wind. Wird's ein Orkan oder ein laues Lüftchen? Wer schiebt die Wolken, wer bringt Regen? Wer taucht auf am Himmel? Unten auf Erde steht der arme Wähler, der entscheiden soll. Er will ein Hoch auf seine Stadt. Doch es grummelt unter der Oberfläche. Noch sind sich selbst die Vorhersager nicht sicher, welche Wetterfront da im Anmarsch ist. Es ändert sich ja manchmal von einem Tag auf den anderen. Mit solchen Phänomenen haben die Gottleubaer ihre Erfahrungen. Sie ziehen sich für alle Fälle mal warm an, nehmen selbst bei Sonnenschein den Regenschirm mit und wissen immer ganz genau, wie gestern für Wetter war.

Mai: Ist der Pirnaer Marktplatz dicht, schiebt das Ordnungsamt 'ne Sonderschicht.

Im April und Mai wird in Pirna eine besondere Wetterlage zu beobachten sein, die mit einigen Staulagen in den Niederungen verbunden ist. Im Sinne eines Tiefausläufers will die Stadt den Markt probeweise für den Durchgangsverkehr sperren lassen, um Fußgängern in der innerstädtischen Tiefebene mehr Raum zu geben und zu schauen, welche Turbulenzen es möglicherweise im restlichen Verkehrsgefüge gibt. Doch schon jetzt braut sich eine Unwetterfront aus all jenen zusammen, die befürchten, dass die bislang staufreie Nord-Süd-Schleichpassage für immer verlandet. Diese gegenpolige Wetterlage könnte durchaus noch einmal ein heftiges Gewitter im Stadtrat entfachen.

Juni: Wird der Impfstoff hilfreich sprühen, die Sommerfeste wieder blühen.

In der frühsommerlichen Vegetationsperiode erblüht jedes Jahr für mehrere Monate etwas ganz Besonderes. Sogenannte Volksfeste sprießen empor, bei denen sich viele Menschen auf einmal treffen können. Vor allem Ältere werden sich daran erinnern, dass es so etwas früher in steter Regelmäßigkeit gab. Im zurückliegenden Jahr verhinderte allerdings irgend so ein Virus mit Heiligennamen, dass die Feierblüten bestäubt wurden und Knospen trieben, die große Feier-Ernte blieb aus. Nun soll aber großflächig Impfstoff gegen den fiesen Schädling versprüht werden, damit uns nicht eine erneute Feier-Not heimsucht und die Menschen Fest-los darben müssen. Zudem sind in diesem Jahr behördlich schon zeitig Außentemperaturen nahe des Siedepunktes angeordnet, weil das Corona-Ungeziefer bei großer Hitze nicht überlebt.

Juli: Wenn wir im Juli in der Hitze braten, nimmt hoffentlich keiner Schaden.

Böse Zungen behaupten ja, die Schulferien fallen 2021 aus. Noch bösere, sie würden noch länger. Egal, wie böse die Zungen sind, das Thermometer lässt das kalt. Es steigt und steigt und treibt uns in Nöte. Die Bauern beschweren sich wie über jedes Wetter, die Gaststätten regen sich auf, dass sie nun zwar wieder offen sind, aber sich jeder sein Spiegelei auf dem Auto brät, die Ski-Industrie hat schnell auf Surfbretter umgestellt und wer in den Urlaub in den Süden fährt, ist selbst schuld, dort sind viel mehr Leute und ist es viel kühler. Da gibt es nun einen Sommer, so wie er früher einmal war, und es ist den Leuten auch wieder nicht recht.

August: Kracht’s von Schandau bis zur Schweizermühle, stießen zusammen 1.000 Wohnmobile.

2020 war ein neues Wetterphänomen in der Sächsischen Schweiz zu beobachten. Einem El Nino gleich durchzogen Ferienwohnungen auf vier Rädern die Region und verstopften so ziemlich alle Straßen und Parkplätze. Hält dieser Trend weiter an, könnte diese in Fachkreisen als Wohnmobil-Tornado betitelte Wetterlage in diesem Jahr Orkanstärke erreichen und die damit verbundenen Treibhausgase die Felskappen im Elbsandstein weiter abschmelzen lassen sowie heimische Arten bedrängen. Experten tüfteln derzeit an geeigneten Schutzmaßnahmen, damit dieser Caravan-Wirbelsturm nicht zu heftig auf die Elbküste und angrenzende Regionen trifft. So soll es neue Parkplätze weitab bewohnter Orte geben, wo es die Caravans sicher verteilt hinwehen kann und die zerstörerischen Fahrkräfte zu einem ruhigen Lüftchen abflauen können.

September: Ist der Wechselwind zu krass, wird das Parteibuch schnell nass.

Ein Wechsel von Kalt- und Warmfronten bestimmt die Prognosen zur Bundestagswahl bis kurz vor dem Wahltermin. Die Kandidaten liefern sich hitzige Debatten, mitunter kommt es aber auch zu heftigen Niederschlägen – für die Parteien, die es versäumt haben, rechtzeitig gute Kandidaten aufzubauen und aufzustellen. Eine frühere Parteichefin wird bei Windstärke 9 schließlich aus dem Parlament gefegt. Das stürmische Wetter muss hinterher auch für unterlegene Kandidaten als Begründung für den Misserfolg herhalten. Schließlich weist jedoch die Statistik einen viel zu warmen September aus. Die Temperaturen liegen im Schnitt leicht über den Wahlergebnissen von Klaus Brähmig in seinen besten Jahren.

Oktober: Coronaregeln hart und fest, gibt dem Borkenkäfer den Rest

Auch im Oktober setzt sich die warme Witterung fort. Experten befürchten, dass damit die stressgeplagten Wälder in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge an den Rand ihrer Leidensfähigkeit kommen. Doch dann machen Ranger im Elbsandstein eine Entdeckung: Der Borkenkäfer ist weg. Die Fallen für den Schädling bleiben leer und auch bei Kontrollgängen wird klar, dass zuvor angegriffene Bäume wieder in Kraft und Saft stehen. Unter der 400 Jahre alten Riesenfichte in der Kirnitzschklamm, die kurz vor dem Exitus stand, finden Förster den Abschiedsbrief des letzten Borkenkäfers. Darin beklagt sich dieser über die Einschränkungen durch die Corona-Schutzmaßnahmen ("Schnauze voll") und teilt mit, ausgewandert zu sein.

November: Wenn es im November blitzt und kracht, die Böllerindustrie ins Fäustchen lacht

Endlich ist Abkühlung in Sicht. Mit dem Donner der vorbeiziehenden Gewitter im Ohr, schreckt die pyrotechnische Industrie auf. Wohin mit der aktuellen Produktion, wenn die Lager noch voll sind durch den Corona-Dezember 2020? Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) fordert eine Abwrackprämie auf alte Böller. Es sei patriotische Pflicht , jetzt schon Feuerwerke zu zünden. Handelsketten locken mit Sonderaktionen: Wer zwei Brötchen kauft, bekommt dazu drei Raketen zum halben Preis. Ehrenamtliche Knallerteams schleppen die alten Böller kistenweise an Park- und Sportplätze, um sie kontrolliert zu sprengen. Die Staatsregierung bietet dem Nachbarland Tschechien Hilfe an, um das Überangebot an Pyrotechnik auf den vietnamesischen Märkten in den Griff zu bekommen.

Dezember: Schüttet der Weihnachtsmann Glühwein in den Rum, ist das Jahr bald wieder rum.

Die Vorhersagen für den Dezember 2021 sind äußerst schwierig, vor allem, weil es sich um eine Prognose handelt. Nur eines kann mit Sicherheit gesagt werden, Weihnachten ist wieder am 24. Dezember. Die Feiertage liegen arbeitgeberfreundlich auf den Wochenenden (Danke! - Anmerkung des Arbeitgebers). Dafür ist fast vier volle Wochen Advent. Das ist gut so, schließlich muss der im Vorjahr in den Keller gesunkene Glühweinkonsum auf Weihnachtsmärkten wieder angekurbelt werden. Väterchen Frost, Santa Claus und Knecht Rupprecht haben sich zu einer erdkugelumspannenden Gewerkschaft der Geschenkeverteiler zusammengeschlossen. Unterm Weihnachtsbaum erinnert man sich 2021 an das etwas andere Fest ein Jahr zuvor. Corona, was?