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70 neue Wohnungen im Ströma-Haus

Mit einem Millionenaufwand lässt die Fira Grundbesitz das Gebäude auf dem Sonnenstein sanieren. Ein prägnantes Detail lässt sich aber nicht retten.

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© Visualisierung: FIRA Grundbesitz GmbH

Von Thomas Möckel

Pirna. Das Verwaltungsgebäude des VEB Strömungsmaschinen auf dem Pirnaer Sonnenstein war einst ein Zentrum der Arbeit. Zu DDR-Zeiten tüftelten in dem Haus Ingenieure an technischen Zeichnungen, später in den 1990er-Jahren formulierten in einigen Büros Staatsanwälte Anklageschriften gegen Straftäter. Seit 2000 steht das Haus leer, in den zurückliegenden Jahren verfiel es zusehends. Nun aber können schon bald Menschen in dem Gebäude den Feierabend und die Ruhe des Schlossparks genießen. Aus dem ehemaligen Bürogebäude wird in den kommenden Monaten ein Wohnhaus. 70 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern entstehen in dem imposanten Objekt, das um 1960 gebaut wurde und unter Denkmalschutz steht. Die Wohnflächen haben eine Größe von rund 55 bis etwa 116 Quadratmeter. In der oberen Etage soll es zudem eine rund 148 Quadratmeter große Penthouse-Wohnung mit vier Zimmern und großer Dachterrasse geben.

So sah es einst auf dem Sonnenstein aus, als der VEB Strömungsmaschinen noch stand. Nur das Speisehaus und das Verwaltungsgebäude (Bildmitte hinter den eckigen Türmen) sind von dem früheren Großbetrieb übriggeblieben.
So sah es einst auf dem Sonnenstein aus, als der VEB Strömungsmaschinen noch stand. Nur das Speisehaus und das Verwaltungsgebäude (Bildmitte hinter den eckigen Türmen) sind von dem früheren Großbetrieb übriggeblieben. © Helmut Banas

Mit großem Aufwand will die Fira Grundbesitz GmbH aus Dresden – neuer Eigentümer des Areals – das alte Ströma-Haus herrichten lassen. Reichlich 18 Millionen Euro kostet es, das über 100 Meter lange Bürogebäude in ein Wohnhaus zu verwandeln. Bauprojekte in dieser Größenordnung sind für das Immobilienunternehmen längst kein Neuland mehr. In Dresden ließ die Fira Grundbesitz unter anderem das stark verfallene Schloss Lockwitz sanieren. Zudem hat die Firma eine Vielzahl von Villen in und um Dresden denkmalgerecht resaturiert. In Pirna will sie nun mit dem Objekt auf dem Sonnenstein ein weiteres Vorhaben dieser Art verwirklichen. Der Zeitplan für das Millionenprojekt ist ehrgeizig: Der Baustart ist für Mai dieses Jahres geplant, je nach Bauabschnitt sollen die Wohnungen zwischen Frühjahr und Sommer 2017 fertiggestellt sein. Unter Mietinteressenten, die auf dem Sonnenstein eine Wohnung suchen, hat sich das Vorhaben offenkundig schon vor dem offiziellen Baustart herumgesprochen. Laut Helmar Jacob hat das Unternehmen bereits 21 Mietverträge abgeschlossen, auch alle weiteren Wohnungen sollen vermietet werden. Die Kaltmiete je Quadratmeter liegt bei rund sieben Euro.

Für die Sanierung wird das Haus in drei Bauabschnitte unterteilt, künftig gibt es die Häuser A, B und C. Der Vorteil davon sei laut Helmar Jacob, dass dadurch die langen Flure, die bislang das Gebäude unterteilten, wegfallen. Pro Etage und Bauabschnitt soll es später maximal vier Wohneinheiten geben. Die beiden rund acht Meter breiten und denkmalgeschützten Treppenhäuser im rechten und linken Gebäudeteil bleiben erhalten. Die Hausmitte wird über einen zusätzlichen Eingang, der von der Elbseite ins Gebäude führt, erschlossen. Fachleute installieren zudem im Haus große Fahrstühle, sämtliche Wohnungen lassen sich laut des Bauherren barrierefrei erreichen. Die Rampe am östlichen Flügel bleibt erhalten, sie wird lediglich etwas schmaler und dient künftig als Zufahrt für den Fahrradkeller.

Auch für die Wohnungen selbst versprechen die Investoren viel Komfort. Die Räume werden mit Eichenböden ausgelegt, es wird Fußbodenheizungen und Aluminium-Holz-Fenster geben. Jede Wohnung erhält einen Balkon, die Quartiere im Erdgeschoss zusätzlich einen kleinen Garten. Ebenso gehört zu jeder Unterkunft ein Pkw-Stellplatz. Die Entscheidung von Helmar Jacob, in Pirna zu investieren, fiel hauptsächlich aus zwei Gründen. Zum einen ist der Geschäftsführer gebürtiger Pirnaer, die Gesellschaft restaurierte bereits mehrere Objekte in der Stadt. Zum anderen werde Pirna als Wohnungsmarkt stetig interessanter, nachdem vor allem in Dresden die Mieten zunehmend unerschwinglich werden. „Wenn die Häuser hier fertiggestellt sind, wird das richtig schön im Schlosspark“, sagt Jacob. Eines allerdings kann er der Nachwelt nicht erhalten. Im Ströma-Haus fuhr früher ein Paternoster. Nach Jahren des Stillstands darf der hölzerne Fahrstuhl nun nicht mehr rotieren, die Öffnungen in den Etagen werden verkleidet. Einzig im Erdgeschoss wird er nach historischem Vorbild aufgearbeitet und lediglich abgesperrt – und bleibt dort weiterhin sichtbar.