Merken

Kritik an Tiefflügen

Die Reaktionen von AfD und Grünen waren zu erwarten. Doch es gibt auch Befürworter der Übungsflüge.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Die Häufung der Tiefflüge von Eurofightern der Bundeswehr in der vergangenen Woche in der Sächsischen Schweiz haben eine ausgiebige Diskussion entfacht. Im Internet werden Für und Wider debattiert. Die Bandbreite zeigt der Post von Jan Petrick bei „SZ Pirna“ auf Facebook besonders anschaulich: „Der Anblick war beeindruckend, aber ich bin fast vom Bürostuhl gekippt …“

Viele Menschen haben Verständnis dafür, dass die Piloten der Bundeswehr in schwierigem Gelände üben müssen. Da gebe es kaum etwas Vergleichbares zum Elbtal in der Sächsischen Schweiz. „Sicher ist es diskussionswürdig, ob das in der Brutphase der Vögel trainiert werden muss, aber ansonsten sind doch die zwei, drei Mal im Jahr sicher kein Problem“, erklärt etwa Holger Steinborn. Er findet es jedenfalls immer sehr beeindruckend. Er kann sich auch noch genau erinnern, wie zu DDR-Zeiten die Gläser im Schrank wackelten, wenn Düsenjäger mal wieder die Schallmauer durchbrochen haben. „Das kennt man doch gar nicht mehr.“ Lisa Jahn freut sich sogar über „bisl Action“. Markus Flössel findet’s sogar „herrlich!“. Ein anderer freut sich, „die Kameraden am Himmel zu sehen“. Weiterer Tenor: „Die machen doch auch nur ihren Job.“

Als fragwürdig wird allerdings angesehen, ob das ausgerechnet in der Brutzeit der Vögel sein muss. Im Nationalpark haben geschützte Arten wie Wanderfalke, Schwarzstorch oder Uhu einige Nester. Im Internet auf sz-online heißt es beispielsweise: „Diese Flüge sind ein Schlag ins Gesicht der Nationalparkarbeit und unzähliger Freiwilliger und so nicht hinnehmbar!“ Seit 25 Jahren werde dort versucht, der Natur möglichst unbeeinflusst vom Menschen ein Stück Raum zu geben. Absurd finden deshalb auch einige, dass Wanderer im Nationalpark die Wege nicht verlassen dürfen, weil Tiere dabei gestört würden. Tiefflieger aber über das Gelände hinwegdonnern könnten.

Der Vorsitzende des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge und AfD-Kreisrat, Ivo Teichmann, erklärte, dass sich zahlreiche Bewohner und Touristen über die Tiefflüge beschwerten. In einer E-Mail an das Luftfahrtamt der Bundeswehr schreibt er: „Ich ersuche Sie dringend, in dieser hoch sensiblen Nationalparkregion, auch aus Naturschutzgründen (im Juni ist zudem Brut- und Setzzeit vieler geschützter Tierarten), auf derartigen Extremtiefflüge künftig zu verzichten.“ Auch in der Stadtverwaltung in Bad Schandau gingen mehrere Beschwerden ein.

Frau klagt über Ohrenschmerzen

Kritik kommt erwartungsgemäß auch von den Grünen. „Hier begegnet uns ein Kräfteungleichgewicht, wo eindeutig Naturschutz sowie Lärmschutz den Kürzeren ziehen“, erklärt Ines Kummer, Sprecherin des Kreisverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Sie fordert auch Sachsens Staatsregierung auf, gegenüber der Bundesregierung öffentlich Druck gegen die Lärmbelästigung durch Tiefflüge in der Nationalparkregion auszuüben.

Komisch findet David Schneider in seinem Facebook-Kommentar, dass sich keiner aufregt, wenn ein Hubschrauber tief über die Sächsische Schweiz fliegt. „Und die sind nicht so schnell wieder weg wie die Jets.“ Das mit der Aufregung könnte an der unmittelbaren Betroffenheit liegen, weil die Lautstärke kaum vergleichbar ist. Eine betagte Bad Schandauerin klagte am SZ-Telefon, dass sie gerade draußen pflanzte, als die Düsenjäger über ihr lärmten. Das habe ihr Ohrenschmerzen bereitet, die zudem eine Weile anhielten. So etwas habe es bei Tiefflügen in der Sächsischen Schweiz noch nicht gegeben, sagt sie. Auch vom Kindergarten in Wehlen wurde berichtet, dass Kinder dort Angst gehabt hätten. Das war vielleicht auch der Grund für den Kommentar von Katrin Dittrich, die die Tiefflüge vom Mittwoch für eine „Sauerei“ hält.

Bei der Informationszentrale der Bundeswehr kommen solche dramatischen Schilderungen zwar auch an. Eine Häufung sei aber nicht zu verzeichnen, heißt es.

Das Luftfahrtamt der Bundeswehr bittet darum, sich für Beschwerden oder Fragen an die Informationszentrale zu wenden: Tel. 0800 8620730, oder per Mail: [email protected]