Trockenheit setzt den Wäldern zu

Schönstes Sommerwetter, kein Regen in Sicht – eigentlich sind das die idealen Bedingungen für einen Urlaub im Osterzgebirge. Wird es dem einen oder anderen dann doch zu warm, bietet sich neben einem Freibadbesuch ein Spaziergang durch die schattigen Wälder an. Grün ist hier noch die vorherrschende Farbe, doch aufmerksame Beobachter bemerken ihn schon, den zunehmenden Wechsel in Braun und Grau. Seit Wochen saugt die Sonne das Wasser aus dem Boden. Kleine Bäche bilden nur noch dünne Rinnsale oder sind mittlerweile ganz von der Oberfläche verschwunden. So erinnern an den Quergraben zwischen Zinnwald und Altenberg nur noch die Steine daran, dass sich hier einmal ein Wasserlauf befand.
Wald unter 600 Höhenmetern bedroht
Der Wald kann seine Funktion als Speicher für das dringend nötige Nass immer weniger erfüllen. Doch zumindest in den oberen Lagen scheinen sich die Auswirkungen der Trockenheit noch in verkraftbaren Maßen zu bewegen. Experten sehen die gesamte Situation allerdings mit anderen Augen. Sven Irrgang, der Leiter des Forstbezirks Bärenfels, ist bei seinen Äußerungen normalerweise immer sehr bedacht, doch für ihn ist die gegenwärtige Lage „katastrophal!“. „Die Wälder brauchen dringend ausgiebig Regen. Doch danach sieht es momentan nicht aus. Wir können nur hoffen! Besonders bedroht sind die Bestände unterhalb von 600 Höhenmetern.

Akut steht es um die Regionen nördlich von Dipps. Wir machen uns ernsthaft Gedanken um den Tharandter Wald“, sagt der Forstmann zur gegenwärtigen Lage. Hauptsorgenkind ist die Fichte. Nach einer gewissen Entspannung mit mehr Niederschlägen im letzten Jahr sind jetzt wieder größere Bestände bedroht. Die von der Trockenheit geschwächten Bäume bieten den Borkenkäfern ein leichtes Ziel. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie wieder in Massen ausschwärmen.
So ist zum Beispiel auch im Müglitztal zu beobachten, wie nach den in vergangenen Jahren abgestorbenen Fichten am Hang jetzt auch die verbliebenen Bäume in unteren Lagen langsam die Nadeln verlieren. Eine weitere Sorge ist die Waldbrandgefahr. Wie akut diese ist, haben die Geschehnisse in der Sächsischen Schweiz gezeigt. Allerdings gibt es im Osterzgebirge nicht so viele trockene Totbäume. Ein Großteil der abgestorbenen Fichten wurde schon aus den Wäldern geholt. Aufgrund des schwierigen Geländes ist das im Elbsandsteingebirge deutlich komplizierter. Allerdings gibt es in der Dippser Heide oder im Altenberger Gebiet noch größere Flächen, die mit Weltkriegsmunition belastet sind. Das macht Löscheinsätze zu einer Herausforderung.

Nach dem, was sie in den letzten Jahren erlebt haben, wissen die Fachleute, dass das, was wir gerade erleben, erst der Anfang ist. Wie groß der Schaden nach dem Ende des Sommers sein wird, kann kaum jemand einschätzen. Es geht nicht nur um die Fichten-Altbestände, die immer mehr zusammen schrumpfen. Sven Irrgang sorgt sich auch um die anderen Baumarten, die mehr oder weniger mit der Trockenheit klarkommen müssen. Hinzu kommen Neuanpflanzungen auf den zahlreichen Kahlflächen, die nun ebenfalls bedroht sind. Eine Hoffnung liegt auf der Weißtanne, die in den letzten Jahren verstärkt angepflanzt wurde. Diese Baumart scheint die veränderten Klimabedingungen relativ gut vertragen zu können. Doch für einen nachhaltigen Entspannungseffekt können nur ausgiebiger Regen und kühlere Temperaturen. Doch ausgerechnet an diesem Rad kann bekanntlich keiner drehen.
Erfolge im Hochmoor
Am Georgenfelder Hochmoor kann man dagegen wiederum beobachten, dass es doch Möglichkeiten gibt, Entwicklungen umzukehren. Vor einigen Jahren bestand noch die Gefahr, dass das Gebiet, das eigentlich Wasser speichert, austrocknet und es wurde damit begonnen, Abflüsse zu verschließen und neue Dämme zu bauen. Der Erfolg zeigt sich heute. Auch hier ist die Trockenheit nicht spurlos vorbeigegangen, aber im Zentrum des Moors gibt es nach wie vor größere Wasserflächen.