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Bahn-Warnstreiks ohne Chaos

Nach dem Warnstreik im Regional- und Fernverkehr richten sich alle Blicke auf den Dienstag: Dann verhandelt die Gewerkschaft EVG wieder mit der Deutschen Bahn.

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Eine digitale Anzeigetafel, auf der ein einziger Zug angezeigt wird, steht in der leeren Bahnhofshalle im Hauptbahnhof Dresden. Mit bundesweiten Warnstreiks hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft am Freitag Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.
Eine digitale Anzeigetafel, auf der ein einziger Zug angezeigt wird, steht in der leeren Bahnhofshalle im Hauptbahnhof Dresden. Mit bundesweiten Warnstreiks hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft am Freitag Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. © dpa

Berlin. Nur acht Stunden dauerte der Warnstreik der Bahngewerkschaft EVG - doch die Auswirkungen waren deutlich zu spüren: Erst am frühen Freitagnachmittag konnte die Bahn damit beginnen, ihre Fernzüge wieder auf die Strecke zu bringen. Da war der Ausstand schon einige Stunden beendet. Bis in den Abend hinein sollten noch Einschränkungen im Fernverkehr zu spüren sein. Im Regional- und S-Bahnverkehr lief der Betrieb zwar schneller an. Doch erst ab Samstag dürfte wieder überall alles rundlaufen.

Es war der zweite Warnstreik der EVG in der Tarifrunde bei der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Unternehmen. Gemeinsam mit Verdi hatte die Gewerkschaft Ende März für 24 Stunden weite Teile des öffentlichen Verkehrs zum Erliegen gebracht. Auch für Donnerstag und Freitag dieser Woche hatte Verdi an mehreren Flughäfen zum Warnstreik aufgerufen.

Zu den bereits am Donnerstag bestreikten Standorten Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg kam am Freitag Stuttgart dazu. Dieses Mal war es laut EVG nur Zufall, dass beide Aktionen zusammenfielen.

Im Zugverkehr hatten sich die meisten Fahrgäste auf den Ausstand eingestellt. Die Bahnhöfe blieben am Vormittag weitgehend leer. "Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben ist quasi nichts mehr gefahren", sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. Auch auf den Straßen war es trotz des Warnstreiks nicht viel voller als sonst.

Die EVG wollte mit der Aktion Druck aufbauen, um bei den am Dienstag in Fulda anstehenden Gesprächen mit der Deutschen Bahn ein aus ihrer Sicht verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten. Verhandlungsführer Kristian Loroch drohte mit längeren Aktionen, sollte sich der Konzern nicht weiter bewegen: "Dann wird es eine weitere Warnstreikwelle geben."

Die Gewerkschaft sei auch auf das Szenario eingestellt, dass sich die Verhandlungen über Monate hinzögen. "Ich warne die Bahn davor, den Streit bis in den Herbst und Winter zu ziehen", sagte Loroch. Es werde keinen Abschluss geben, der schlecht sei, "nur um ihn schnell zu machen".

EVG fordert mindestens 650 Euro im Monat mehr Geld

Die EVG verhandelt seit Ende Februar parallel mit 50 Bahnunternehmen für insgesamt rund 230.000 Beschäftigte über neue Tarifverträge. 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn. Nach den Gesprächen am Dienstag folgen Verhandlungen mit anderen Unternehmen.

Ein Bahnsprecher kritisierte die Warnstreiks als "unnütz und unnötig". Er verwies erneut auf die Bereitschaft des Konzerns, sich bei den Verhandlungen am Schlichterspruch im Tarifstreit des öffentlichen Diensts zu orientieren. Über diesen verhandeln Verdi und der Beamtenbund mit Bund und Kommunen am Wochenende in Potsdam. Er sieht stufenweise Einmalzahlungen von insgesamt 3.000 Euro sowie ab März 2024 einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent vor.

Die EVG fordert mindestens 650 Euro im Monat mehr Geld oder 12 Prozent für die oberen Einkommen bei einer Laufzeit von einem Jahr. Einmalzahlungen lehnt die Gewerkschaft strikt ab. Die beiden bisherigen Verhandlungstermine mit der Bahn endeten ohne konkrete Ergebnisse. (dpa)