Das Arbeitsamt wird wieder nicht arbeitslos

Dresden. Wer jetzt in Sachsen eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz sucht, hat gute Chancen – und dank des Mindestlohns keine Ausbeutung zu befürchten. Sachsens Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen meldet seit Monaten neue Rekorde. Nun ist die Arbeitslosenquote in Sachsen auf 5,2 Prozent gefallen. Das ist weniger als in manchen westdeutschen Ländern und nahe an der gesamtdeutschen Quote von 4,9 Prozent. Vollbeschäftigung ist das allerdings nicht, und sie ist wieder nicht zum Greifen nah.
Dabei scheint der wirtschaftliche Rückschlag durch die Corona-Pandemie überwunden zu sein: In Sachsen sind weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im Mai 2019, also vor Corona.
Für einige Zehntausend Kurzarbeiter zahlt der Staat allerdings immer noch das Gehalt oder einen Teil. Diese Rettungsaktion per Kurzarbeit war möglich, weil vorher zehn Jahre lang fast ungebrochenes Wachstum herrschte und auch Staat und Sozialversicherungen viel Geld einnahmen. Weder Corona noch der Krieg in der Ukraine lassen neue Massenarbeitslosigkeit wie nach der Wiedervereinigung befürchten.
Drei neue Aufgaben auf dem Arbeitsmarkt
Doch selbst die zehn guten Jahre vor Corona haben nicht gereicht, die Arbeitslosigkeit vollständig zu beseitigen. Die Jobcenter und Arbeitsagenturen müssen weiterhin nicht befürchten, arbeitslos zu werden. Agenturchef Hansen spricht von den nächsten Aufgaben: Demografie, Digitalisierung und Strukturwandel.
Dass sich in den kommenden Wochen Tausende Geflüchtete aus der Ukraine in Sachsen arbeitslos melden dürfen, wird zwar die Statistik schlechter aussehen lassen. Doch für manchen Betrieb sind die Ukrainer willkommene Helfer, selbst wenn sie sich nicht auf langes Bleiben einstellen.
In den nächsten Jahren wird die Konkurrenz zwischen Handwerk, Industrie und öffentlichem Dienst um neue Mitarbeiter zunehmen. Fachkräfte sind so knapp wie manches Material. Dadurch kann die Arbeitslosigkeit sogar zeitweise und örtlich wieder steigen: Wenn einer Fabrik die entscheidenden Leute fehlen, können die anderen auch bald auf der Straße stehen. Doch erst einmal stehen viele Tore offen, Berufsanfänger haben nur die Qual der Wahl.