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Wenn Biene und Königin tanzen

Schauen, schlemmen, staunen, kaufen – Großenhains größtes Volksfest ist immer noch ein Selbstläufer.

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© Anne Hübschmann

Von Thomas Riemer

Großenhain. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze. David Gruhne kennt diese Weisheit und ist deshalb schon 10 Uhr an seinem Stand an der Ecke Hauptmarkt/Poststraße. Mit 17 Jahren gehört er zu den jüngsten Ausstellern beim diesjährigen Bauernmarkt. Als Imker ist er freilich schon etwas länger „im Geschäft“. Seit dem 26. Juni 2014, um es genau zu sagen. „An dem Tag hab ich von einer Freundin mein erstes Bienenvolk geschenkt bekommen“, erzählt David Gruhne selbstbewusst. „Meiner Mutter ist der Kiefer heruntergeklappt, als sie davon erfuhr.“ Der Vater hingegen habe es gelassen genommen. Dennoch: Viel Zeit hatte David nicht. Innerhalb weniger Tage mussten Utensilien angeschafft werden. Zusätzlich holte er sich Rat bei Experten, investierte in die Anfangsausstattung. Das habe sich inzwischen weitgehend amortisiert. Auf dem heimischen Grundstück leben inzwischen fünf Bienenvölker. Mit dem Ertrag aus dem Honig will der angehende Abiturient unter anderem seinen Führerschein finanzieren.

Vereinschefin Angelika Pietzsch muss sich als Imkerin ankleiden.
Vereinschefin Angelika Pietzsch muss sich als Imkerin ankleiden. © Anne Hübschmann
Nachwuchsimker David Gruhne freut sich, dass sein Hobby zum diesjährigen Marktmotto passt.Fotos: A. Hübschmann (4), Krüger (1)
Nachwuchsimker David Gruhne freut sich, dass sein Hobby zum diesjährigen Marktmotto passt.Fotos: A. Hübschmann (4), Krüger (1) © Anne Hübschmann
Elisa Herr mit Kuh Lotte. Uwe Hannecks Enkelin betreute zum ersten Mal das traditionelle Kuhroulette mit.
Elisa Herr mit Kuh Lotte. Uwe Hannecks Enkelin betreute zum ersten Mal das traditionelle Kuhroulette mit. © Anne Hübschmann
Am Kulturschloss wurde ein Spielmobil mit Hüpfburg übergeben. Regionale Firmen haben das unterstützt.
Am Kulturschloss wurde ein Spielmobil mit Hüpfburg übergeben. Regionale Firmen haben das unterstützt.

Da ist das größte Volksfest in Großenhain natürlich eine richtig gute Gelegenheit. Zumal David Gruhne mit seinem Hobby voll ins diesjährige Motto passt: „Bienenfleiß und Hummelflug“. Die Veranstalter von der Fördergemeinschaft „Großenhain aktiv“ um die Vorsitzende Angelika Pietzsch und Geschäftsführerin Kerstin Labitzke haben keine Mühe gescheut, bienenfleißige Händler – und bei weitem nicht nur Imker – ins Festgelände zwischen Neu-, Haupt-, Frauenmarkt sowie Kirchplatz und Schloss zu holen. Die Großenhainer und ihre Gäste danken es schon vor dem offiziellen Start – dicht umringt sind die Stände, kein Parkplatz in Zentrumsnähe mehr zu haben. Ja: Der Großenhainer Bauernmarkt ist so etwas wie ein Selbstläufer. Nur das Motto ist jedes Jahr ein anderes. Daher verwundert es nicht, dass mit dem elften Glockenschlag Karel Gott aus der Musikkonserve zu einem Tänzchen einlädt. Biene Maja führt Blütenkönigin Laura I., Oberbürgermeister Sven Mißbach die Fördervereinschefin Angelika Pietzsch. Traditionell sind Letztere dann aber Konkurrenten – zumindest beim Bauernmarkt. „Imker-Challenge“ ist der diesjährige traditionelle Wettbewerb überschrieben. Dabei erweist sich der Rathauschef als schneller Schmierer eines Toastes mit leckerem Honig. Die Vereinschefin wiederum hat die Nase knapp vorn, als es um zusammengesetzte Wörter mit „Bienen“ geht. Hart wird es für Angelika Pietzsch bei der Honigverkostung. Aber es ist wahrlich nicht einfach, die Sorten am Geschmack zu unterscheiden und richtig zuzuordnen. Sven Mißbach gewinnt am Ende knapp, und Kerstin Labitzke hatte eine Vorahnung: „Ich wusste, dass unser Oberbürgermeister ein Süßer ist.“ Der Gewinner freut sich indes nur kurz, und dann macht er sogar ein klein wenig Politik. Es gebe ja immer weniger Insekten. Und deshalb sei er froh, dass so viele Imker zum Bauernmarkt gekommen sind, und hoffe, „dass sie nicht aussterben“. Die deutsche Tugend bestehe ja darin, dass immer alles top und gepflegt aussehen muss. Aber gerade wilde Blumen oder auch „Unkraut“ seien für Insekten sehr wichtig. Deshalb, so Mißbach augenzwinkernd, könne man durchaus über eine nicht gemähte Grünanlage auch mal hinwegsehen. „Biene Maja“ stimmt zu. „Wenn Sie am Frühstückstisch eine Biene oder eine Wespe haben, schlagen Sie nicht gleich zu“, so ihr Appell.

Ganz andere Sorgen plagen zum Bauernmarkt-Start die Veranstalter des beliebten Kuhroulettes. Erst muss Heinz-Peter Weigel die Plane mit den erhofften Zielquadraten zusammenfalten, weil sie im aufkommenden Wind zu bersten droht. Dann bringt eine frische Brise das Holzschild mit den „gesetzten“ Tipps zu Bruch. „21 Jahre hat es gehalten“, sagt Elisa Herr und lacht. Die 25-Jährige ist zum ersten Mal als Betreuerin beim Kuhroulette dabei, hat den Job von ihrem Opa Uwe Hanneck übernommen. Tipps hat Elisa jedoch auch in den Vorjahren stets abgegeben. Diesmal ist sie sich sicher: Lotte wird ihren Haufen auf das Feld E 12 „ablegen“. Lotte – das ist die Kuh, auf die an diesem Tag ganz Großenhain inklusive seiner Besucher hofft. 55 Minuten brauchte sie, um sich für Feld B 12 zu entscheiden. Die 250 Euro gingen an Sabine Pohling aus Großenhain.

Das Kulturschloss nutzte den Bauernmarkt, um nach acht Jahren einen neuen Spieleanhänger mit Hüpfburg einzuweihen. 28 Firmen trugen mit ihrer Werbung dazu bei, dass der frühere verschlissene Anhänger weitgehend ausrangiert werden konnte. Das neue Spielmobil mit Hüpfburg kann ausgeliehen werden. Das werde rege genutzt, so Kulturschlosschef Jörg Rietdorf. Auch neue Sponsoren wurden gewonnen.