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Auf dem Teller muss es stimmen

Adalbert Jentzsch betreibt seit 40 Jahren den Gasthof „Zur Post“. Mehrmals im Jahr gibt es Rock und Blues im Saal.

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Seit 1979 ist Adalbert Jentzsch Wirt im Gasthof zur Post in Zschaitz. Nach der Wende hatte er den Gasthof von der Gemeinde gekauft. Seine Frau ist für die Küche zuständig. Ihre Spezialität: Schnitzel.
Seit 1979 ist Adalbert Jentzsch Wirt im Gasthof zur Post in Zschaitz. Nach der Wende hatte er den Gasthof von der Gemeinde gekauft. Seine Frau ist für die Küche zuständig. Ihre Spezialität: Schnitzel. © André Braun

Von Dagmar Doms-Berger

Zschaitz. Mittagstisch steht auf dem Werbeschild, das von weithin sichtbar ist und zur Gaststätte Zur Post in Zschaitz gehört. Gastwirt Adalbert Jentzsch serviert von Dienstag bis Sonntag. „Schnitzel ist bei uns der Renner, es ist das Gericht, weshalb die Leute vor allem zu uns kommen“, sagt der 64-Jährige. „Meine Frau klopft sie noch alle selbst.“ In der Woche läuft das Geschäft immer ein bisschen mau. Reich werde er mit dem Gasthof nicht, aber er wolle nicht klagen. Seine Frau und er bewirtschaften die Gaststätte allein. Ansonsten würde sich das gar nicht rechnen.

Nur für die Großveranstaltungen oben im Saal holen sie sich Hilfe. Das Wichtigste aber sei die Küche. „Da können sie die hübscheste Kellnerin engagieren oder die schönsten Stühle aufstellen. Wenn es auf dem Teller nicht stimmt, taugt das Ganze nichts.“ Fertiggerichte kommen in der „Post“ nicht in die Töpfe und Pfannen. Fleisch bezieht er von einem einheimischen Betrieb aus Roßwein, Wild von Jägern aus der Region. Doch allein vom Gaststättenbetrieb kann er nicht leben. Seit einiger Zeit bietet er auch Party-Service an und liefert bis nach Leipzig und Rochlitz.

Elan und Enthusiasmus

Seit 1979 ist Adalbert Jentzsch Gastwirt in der „Post“. Im Juni genau werden es 40 Jahre. Elan und Enthusiasmus gehören dazu, um den Dorfgasthof am Leben zu erhalten. Bis zur Wende wurde die Gaststätte im Auftrag des Konsums bewirtschaftet. Nach der Wende, den Konsum gab es in der bisherigen Form nicht mehr, kaufte er das Haus von der Gemeinde und investierte eine sechsstellige Summe, um Haus, Fassade, Fenster, Türen und Toiletten zu erneuern. Er baute eine Terrasse an und ließ Parkplätze errichten – alles ohne Fördermittel. Die hätte es wohl gegeben für das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahre 1845. „Doch das hat mir leider niemand gesagt.“ Die Fleischerei, die im Haus eingemietet war, ging Ende der 90er Jahre pleite. Damit fielen auch die Mieteinnahmen weg.

Das Erkennungszeichen ist die Postkutsche am Giebel, eine Zeichnung des Grafikers Werner Rollow.
Das Erkennungszeichen ist die Postkutsche am Giebel, eine Zeichnung des Grafikers Werner Rollow. © André Braun
Bis zur Wende war das Gasthaus Konsumgaststätte. Seitdem hat Adalbert Jentzsch eine sechsstellige Summe in das Haus gesteckt.
Bis zur Wende war das Gasthaus Konsumgaststätte. Seitdem hat Adalbert Jentzsch eine sechsstellige Summe in das Haus gesteckt. © André Braun
Der fast schon antike Warnhinweis hängt bis heute in der Gaststube.
Der fast schon antike Warnhinweis hängt bis heute in der Gaststube. © André Braun

Das Marken- und Erkennungszeichen – die gelbe Postkutsche am Giebel – hat er 1995 von dem Waldheimer Maler und Grafiker Werner Rollow malen lassen. Im Haus gibt es auch eine kleine Pension. Besonders bei Familienfeiern werden die Zimmer gern gebucht. Es gab schon Gäste aus Indien und Schottland, die in der Post übernachteten. Der Gasthof in Zschaitz ist mit seinen Diskotheken und Konzerten legendär. Viele der heute über 50-Jährigen können noch von ihren wilden Zeiten berichten, in denen der Zschaitzer Gasthof eine Rolle spielte. Die Konzerte und Kabarettveranstaltungen, die im großen Saal jetzt noch stattfinden, sind recht gut besucht. In all den Jahren musste der Gastwirt noch keine Veranstaltung absagen, außer der mit Heinz-Florian Oertel. Für die Lesung hatten sich zu wenig angemeldet.

Wenn Adalbert Jentzsch das Gefühl hat, dass der Saal nicht voll wird, ruft er seine potenziellen Konzertbesucher schon mal persönlich an und erinnert sie an die Veranstaltung., „Meistens klappt das und sie sind dabei“, meint er. Apropos Telefon: Ein Handy hat der Gastwirt bis heute nicht. „Ich habe schon gefühlt 50 Mal mein Schlüsselbund verloren. Wenn mir das mit dem Handy auch so oft passiert, wird es eine teure Angelegenheit“, sagt er und lacht. Seine Frau habe ein Smartphone, das genügt. „Die Leute erreichen mich hier im Gasthof, das klappt auch ohne Handy.“

Spontaner Auftritt von Jürgen Hart

Seit Jahren gibt es im Gasthof Zur Post Kabarett-Programme. Jentzsch hat noch die Kabarettisten Edgar Külow (Kabarett Die Distel), Jürgen Hart („Sing, mei Sachse sing“) und Hansgeorg Stengel kennengelernt. „Aber die leben ja leider nicht mehr.“ Jürgen Hart sei einmal von Nossen gekommen, wollte auf dem Dorf in einem Landgasthof essen und landete in Zschaitz. „Da habe ich ihn gleich gefragt, ob er auch bei mir auftreten würde“, erzählt Jentzsch. Jürgen Hart habe daraufhin erst einmal genussvoll aufgegessen, sich den Saal angesehen und dann spontan zugesagt, dass er hier mal auftreten würde. Er kam auch. Edgar Külow habe er persönlich vom Döbelner Bahnhof abgeholt, damit er in der Post auftreten konnte. Gunter Böhnke war ebenso zu Gast.

Die nächsten Konzerte sind schon geplant. Am 6. April spielt Pasch aus Erfurt und am 30. November ist die Gruppe Engerling zu Gast, die auch schon mehrmals da gewesen ist. Adalbert Jentzsch denkt noch nicht an den Ruhestand. „Solange ich gesund bin, möchte ich es noch machen.“