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Aufräumen nach dem Brand

Die Firma Otto versucht zu retten, was zu retten ist. Die Besitzer wollen am liebsten dieses Jahr wieder aufmachen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Radebeul. Langsam rieselt die Dämmung in kleinen Flocken herab, landet auf dem verkohlten Boden. Im Dachgeschoss der Firma Otto in der Meißner Straße 100  in Radebeul ist alles schwarz. Alles kaputt. Der Drucker in der Ecke zur Unkenntlichkeit geschmolzen. Zwischen Schutt und heruntergefallenen Dachziegeln liegen Ordner, eine Tastatur, ein Bürostuhl. Kaum vorstellbar, dass die Flammen hier irgendetwas verschont haben. Doch Dirk Otto bringt ein Paket voll mit durchgeweichten Unterlagen in Sicherheit. „Man muss retten, was zu retten ist“, sagt er.

Das THW baute Deckenstützen ein, damit die Kripo ins Haus konnte.
Das THW baute Deckenstützen ein, damit die Kripo ins Haus konnte. © THW
Die Uhr aus dem Geschäftsraum ist stehengeblieben.
Die Uhr aus dem Geschäftsraum ist stehengeblieben. © Klaus-Dieter Brühl

Am Morgen des 19. Januar war im Dachgeschoss der Firma für Sonnenschutztechnik ein Feuer ausgebrochen. Mehrere Stunden musste die Feuerwehr löschen, die Flammen loderten immer wieder auf. Die Büroräume und die komplette Rechentechnik fielen dem Brand zum Opfer. Vom Dach ist nur noch ein Gerippe aus verkohlten Balken übrig. Aufgeben ist für die Familie aber keine Option. „Es muss weitergehen“, sagt Otto, dessen Existenz an der Firma hängt. Auch die seines Bruders.

Die Werkstatt im Hinterhof muss jetzt als provisorisches Büro herhalten. Auch hier liegen überall angekokelte Quittungen, Rechnungen und Notizen herum. Die Uhr auf einem Tisch steht auf fünf nach elf. Sie ist stehengeblieben – genau eine Stunde, nachdem das Feuer ausgebrochen war. Unter einem Dach im Hof steht ein Aufsteller mit Katalogen aus dem Geschäftsraum. Sie sind unbeschadet.

Noch ist nicht klar, ob das Vorderhaus stehen bleiben kann oder abgerissen werden muss. Das wird ein Baugutachter entscheiden. So oder so wollen die Ottos ihr Geschäft wieder öffnen. „Wenn alles gut geht, vielleicht im Herbst“, sagt Dirk Otto. Aber das hänge auch von der Versicherung ab. Noch hat er keine Antwort, inwieweit sie den Schaden übernimmt. Der hintere Teil des Gebäudes ist momentan nicht bewohnbar. Von dort hatten die Brüder schnell ihre Mutter in Sicherheit gebracht, als es brannte. Die 63-Jährige ist zwischenzeitlich in einem Ausweichquartier untergekommen. „Das hat alles gut geklappt“, sagt Otto.

Unterstützung wurde der Familie von vielen Leuten zugesagt. „Manche Freunde waren schon richtig sauer, weil ich sie noch nicht um Hilfe gefragt habe“, sagt Otto. „Es stehen regelrecht Armeen hinter uns.“ Vielleicht schon ab der nächsten Woche wollen sie ihre Computertechnik wieder in Gang bringen. Anfragen von Kunden sind bereits da. Der Geschäftsführer hofft, dass ihm die Leute treu bleiben.

Anfang der Woche waren Freiwillige vom Ortsverband Radebeul des Technischen Hilfswerkes im Gebäude im Einsatz. „Wir wurden von der Kriminalpolizei angefragt“, sagt der THW-Ortsbeauftragte Fabian Scholz. Damit die Beamten ihre Ermittlungen zur Brandursache machen konnten, musste das Gebäude abgesichert werden. Denn durch den Brand und vom Löschwasser durchnässt war die Decke des Erdgeschosses einsturzgefährdet. Zusätzlich drückte die Last des eingestürzten Daches von oben auf die Decke.

Solche Sicherungen seien klassische THW-Einsätze, sagt Scholz. Während die Feuerwehr fürs Löschen, Retten und Bergen zuständig sei. Den Großteil des Materials hatte der Ortsverband im eigenen Lager vorrätig. Bevor die THW-Leute aber überhaupt mit der Sicherung beginnen konnten, mussten sie jede Menge Schutt aus dem Haus räumen. „Ein Sieben-Kubikmeter-Container war voll“, sagt Scholz. Danach wurden die noch vorhandenen tragenden Balken mit Spindestützen gesichert. An mehreren Stellen hatten sich Löcher gebildet, in die die Ermittler hätten stürzen können. Das THW legte Spanplatten und Balken von unten an die durchbrochenen Stellen. Acht Helfer arbeiteten pro Tag. Einmal hat Dirk Otto sogar für alle Soljanka gekocht. Es muss weiter gehen.