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Aufstand bei der Tafel

Die Vereinsmitglieder wollten am Mittwoch ohne den Chef tagen - im Dunkeln, auf der Straße.

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© René Meinig

Eigentlich wollte Tafel-Chef Andreas Schönherr am Mittwochabend reinen Tisch machen. Erklären, warum Vereinsdarlehen an ihn gezahlt wurden, warum die Tafel auch an nichtbedürftige Menschen Lebensmittel austeilt, warum Partys mit lauter Musik gefeiert werden. Doch die außerordentliche Mitgliederversammlung war zu Ende, noch bevor sie begonnen hatte. Rund 40 Mitglieder standen an der Zwickauer Straße vor verschlossener Tür.

Wegen gesundheitlicher Probleme des Vorsitzenden habe der Vorstand beschlossen, die Versammlung ausfallen zu lassen, heißt es auf einem Zettel an der Tür. Was danach passierte, glich einem Aufstand. Einige Mitglieder wollten ohne Schönherr tagen und die Vorwürfe diskutieren – zwischen Tür und Fußweg.

Doch erst gab es Probleme Mitglieder von Nicht-Mitgliedern zu unterscheiden. Dann haperte es, einen Versammlungsleiter zu finden. Und schließlich wurde das Treffen mangels Stimmen ergebnislos aufgelöst. Tafel-Mitarbeiter, die sich eingeschlossen hatten, verschwanden über den Hinterausgang.

Der Bundesverband der Tafeln hat eine Untersuchung gegen den Dresdner Verein eingeleitet. Es geht um die Frage, ob er noch den Status der Gemeinnützigkeit erfüllt. Falls nicht, könnten der Tafel alle Spenden verloren gehen. Nun wollen sich die Mitglieder am kommenden Mittwoch treffen.

Bei der Dresdner Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige gegen den Vorstand des Vereins vor. Diese sei am 18. November eingegangen, erklärte ein Sprecher. Darin geht es um den Vorwurf der Unterschlagung und der Untreue. Im Bundesverband sind 923 Tafeln organisiert, die Lebensmittelspenden für wenig Geld oder kostenlos an Bedürftige ausgeben. (szo/dpa)