Weißwasser
Merken

Ein Ave Maria für den Fürst-Pückler-Park

Als Kind war Björn Casapietra von Schloss und Park in Bad Muskau fasziniert. Am 7. August gibt der Tenor hier ein Konzert – open Air vor der Schlosskulisse.

 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Endlich darf Björn Casapietra wieder das tun, was er am liebsten mag: für sein Publikum singen. Am 7. August ist der Tenor in Bad Muskau zu erleben.
Endlich darf Björn Casapietra wieder das tun, was er am liebsten mag: für sein Publikum singen. Am 7. August ist der Tenor in Bad Muskau zu erleben. ©  PR

Nach ViaThea, dem Straßentheaterfestival im Badepark Bad Muskau, hat der Kultursommer im Fürst-Pückler-Park ein weiteres Event zu bieten. Open Air singt der Tenor Björn Casapietra am 7. August „die schönsten Himmelslieder“ und spannt dabei einen musikalischen Bogen von klassisch-geistlicher bis zur weltlichen Musik – von Brahms und Schubert bis John Lennon. Musik sei sein Leben, sagt der Sohn der italienischen Kammersängerin Celestina Casapietra und des deutschen Dirigenten Herbert Kegel. Was der Neustart nach der Corona-Zwangspause für ihn bedeutet, verrät der Künstler im Gespräch mit TAGEBLATT.

Herr Casapietra, Sie sind mit dem neuen Programm Ihrer Hallelujah-Tour unterwegs. Wie ist es, endlich wieder live vor Publikum zu singen?

Ich fühle mich gerade wie ein Stier, der vor einem roten Tuch steht. Fast zwei Jahre konnten wir nicht musizieren. Seit April sind wir jedes Wochenende in einer anderen Stadt. Ich bin motiviert bis in die Haarspitzen hinein. Musik hat jetzt den Auftrag, zu heilen. Und womit ginge das besser als mit Himmelsliedern?

Wie haben Sie als Künstler das „schwarze Loch“ der Corona-Pandemie mit den Veranstaltungsverboten und anderen Beschränkungen überstanden?

Schwer. Es fühlte sich an, wie auf Leim zu laufen. Aber das ist jetzt hoffentlich vorbei. Wissen Sie, selbst wenn ich gedurft hätte, ich hätte vermutlich keine Konzerte gegeben. Es sind zu viele Menschen auch in Deutschland gestorben, als dass wir dieses Virus verharmlosen dürften.

Sie werden international auf großen Bühnen gefeiert, singen aber ebenso gerne in kleineren Kirchen, auch in der Lausitz. Was reizt Sie daran?

Es gibt nichts Schöneres für mich als in einer kleinen Dorfkirche zu stehen, randvoll mit Menschen bis unters Dach, die beim „Ave Maria“ von Franz Schubert die Taschentücher zücken. Oder wenn ich mit dem „Hallelujah“ von Leonard Cohen die Seele meines Publikums berühre.

Das Open-Air-Konzert im Fürst-Pückler-Park liegt Ihnen am Herzen. Was verbindet Sie denn mit Bad Muskau?

Als Kind war ich mal mit meinem Vater da. Vor kurzem haben mich Fans auf dieses Schloss angesprochen und mir Bilder gezeigt. Ich bin fast ins Essen gefallen ob der Schönheit dieses Schlosses. Umso mehr freue ich mich, dass wir jetzt draußen ein Konzert unter freiem Sternenhimmel geben werden. Mit den Himmelsliedern und diesem wunderschönen Schloss im Hintergrund. „Guten Abend, gut’ Nacht“ von Brahms wird erklingen, das „Ave Maria“ von Schubert, auch „Imagine“ von John Lennon. Meine Stimme ist nach den zwei Jahren schön ausgeruht und funktioniert so, wie ich mir das immer gewünscht habe.

Mit Ihrer Musik wollen Sie Herz und Seele berühren, Harmonie vermitteln. Mit Liebesliedern haben Sie Ihrem Publikum schon Gänsehautmomente beschert. Warum jetzt Himmelslieder?

Weil wir die brauchen. Nach zwei Jahren Pandemie haben wir jetzt das erste Mal seit Jahrzehnten wieder einen Angriffskrieg in Europa. Einen Krieg gegen unsere Demokratie, Freiheit und unseren Lebensstil. Wenn wir jetzt etwas brauchen, dann sind das Gebete und Himmelslieder, die Hoffnung machen, Kraft schenken. Womit ginge das besser als mit Liedern die geschaffen wurden, den Menschen Mut zu machen?

Was sind denn für Sie die schönsten Himmelslieder?

Das „Ave Maria“ natürlich, oder auch „O Sole mio“. Die großen Hits der Klassik und der geistlichen Musik sind dabei. Es erklingen aber auch Lieder, die die Menschen vielleicht nicht sofort erkennen. Wie zum Beispiel ein jüdisches Volkslied oder die Filmmusik aus „Herr der Ringe“.

Bei allem Streben nach Harmonie – fahren Sie auch mal aus der Haut?

Mein Vater war Sachse, meine Mutter Italienerin. Sie können mir wirklich glauben, dass ich einiges an Temperament in mir habe. Ganz am Ende bei den Zugaben will ich in der Regel eine Stimmung haben, wie bei einem Rockkonzert. Und normalerweise bekomme ich meinen Willen (lacht).

Von Ihren Eltern bekamen Sie die Musik quasi in die Wiege gelegt. Werden Sie von diesen bikulturellen Wurzeln auch jetzt noch beeinflusst?

Ich bin in der DDR zur Schule gegangen und zweisprachig großgeworden. Ich habe in Italien 15 Cousins und Cousinen. Aber Fakt ist, die italienische Sprache ist, was das Singen angeht, wie geschaffen für mich. Deswegen singe ich die Filmmusik aus „Spiel mir das Lied vom Tod“, jenes berühmte Thema, bei dem Claudia Cardinale auf der Kutsche sitzt, auf Italienisch.

Nachdem Ihre Weihnachtsliedertour unter anderem in Görlitz wegen Corona ausfiel, findet sie 2022 zum elften Mal statt. Wie viel Routine steckt da drin?

Ich war ein kleiner Bube, als mein Vater mich am Klavier begleitet hat. Durch ihn bin ich zum Singen gekommen. Weihnachten wurden alle Nachbarn eingeladen, und ich musste in den höchsten Tönen Weihnachtslieder singen. Ich liebe es, Weihnachtslieder zu singen. Da bin ich meinem Vater ganz nahe. Nachdem unsere Weihnachtstournee zwei Jahre ausfiel, freue ich mich auf Görlitz und das wunderschöne Gerhart-Hauptmann-Theater. Dort sind wir zum vierten Mal nacheinander.

Der Tenor Casapietra ist Ihre eine Seite, der Mensch Casapietra die andere. Seit mehr als 20 Jahren engagieren Sie sich für ein Kinderhospiz in Leipzig, in diesem Frühjahr nahmen Sie eine ukrainische Familie bei sich auf ...

Mich hat dieser russische Angriffskrieg schockiert. Ich musste irgendwas tun. Es hat sich richtig angefühlt, meine Wohnung für ein paar Wochen mit einer ukrainischen Familie zu teilen. Ich habe mitgeholfen, dass diese Familie jetzt registriert ist, die Kinder krankenversichert sind und auch, dass sie endlich eine Wohnung in Berlin gefunden haben. In meinem Programm habe ich ein ukrainisches Volkslied. Es ist an Anmut nicht zu überbieten.

Welche Rolle spielt denn Musik ganz privat im Hause Casapietra?

Die Musik hat meine Tochter in ihrer Seele liegen. Wenn sie singt, habe ich das Gefühl, ein Engel käme vom Himmel herunter. Ich kann nur hoffen, dass sie ihr Talent beschützt und etwas daraus macht. Aber keinesfalls soll sie das Gefühl haben, es tun zu „müssen“. Sie soll später mal das tun, was sie liebt. Ganz egal, was das ist. Nur wenn man seinen Beruf liebt, ist man gut darin.

Mit welchen Projekten geht es weiter?

Ich möchte nach den zwei Jahren ohne Singen endlich wieder Konzerte geben. Für Bad Muskau wünsche ich mir, dass mein Publikum nach dem Konzert nach Hause geht und das Gefühl hat, dass die Sterne am Himmel etwas heller leuchten.

Björn Casapietra open Air – am 7. August 18 Uhr im Hof des Neuen Schlosses Bad Muskau, bei Regen im Festsaal. Einlass 17.30 Uhr. Karten gibt’s im Tourismuszentrum Neues Schloss, unter Telefon Telefon 035771 63100 oder per Email: [email protected]

Mehr Nachrichten aus Weißwasser und Umland lesen Sie hier.