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Neue Lkw-Maut sorgt bei Bannewitzer Transportunternehmen für Unmut

Erhöhte Abgaben für Diesel- und Benzinfahrzeuge sollen das Klima entlasten. Das könnten auch Endverbraucher an den Preisen spüren.

Von Simon Lehnerer
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Für Tino Berthold, Geschäftsführer des Bannewitzer Unternehmens Frach Logistik, sind die Kriterien bei der Umsetzung der neuen Lkw-Maut unverständlich.
Für Tino Berthold, Geschäftsführer des Bannewitzer Unternehmens Frach Logistik, sind die Kriterien bei der Umsetzung der neuen Lkw-Maut unverständlich. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Lkw-Maut auf Autobahnen und Bundesstraßen soll im Dezember dieses Jahres um 200 Euro pro ausgestoßener Tonne CO2 erhöht werden. Das entspricht einem durchschnittlichen Preisanstieg von 60 bis 70 Prozent im Vergleich zu heute. Für kleinere Transportfirmen könnte dies wirtschaftlich zu einem Desaster führen. Die Bundesregierung begründet den Schritt mit Klimaschutzargumenten und betont, dass die Mehreinnahmen in den Ausbau und die Instandhaltung des Schienennetzes fließen sollen.

Die Firma Frach Logistik aus Bannewitz verteilt mit ihren 21 großen 40-Tonnern und drei kleinen Lkws Waren in ganz Deutschland. Die angekündigte Erhöhung der Lkw-Maut könnte sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen. "Wenn die Maut wie angekündigt erhöht wird, werde ich Mehrkosten von etwa 420.000 Euro im Jahr haben. Das ist kein Betrag, der mal eben so zu stemmen ist", sagt der Geschäftsführer von Frach Logistik, Tino Berthold.

Das Ziel der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die deutschen Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. Der Anteil des Verkehrs an den Gesamtemissionen ist seit 1990 von etwa 13 Prozent auf 19,4 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Das lag vor allem am stetig wachsenden Straßengüterverkehr und dem motorisierten Individualverkehr.

Nach Angaben des Umweltbundestamts sind die Emissionen pro Kilometer beim Lkw-Verkehr durch bessere Motoren, Abgastechnik und eine bessere Kraftstoffqualität seit 1995 zwar gesunken, die Fahrleistung ist zwischen 1995 und 2021 jedoch von 47,8 Milliarden Kilometer auf 64,3 Milliarden Kilometer um 34,5 Prozent gestiegen. Die absoluten CO2-Emissionen im Betrieb des Straßengüterverkehrs erhöhten sich zwischen 1995 und 2021 trotz technischer Verbesserungen um 23 Prozent.

Bisher war der Mauttarif von drei Faktoren abhängig: Anzahl der Achsen, Emissionsklasse und zulässiges Gesamtgewicht der Fahrzeugkombination. Ab dem 1. Dezember 2023 werden CO2-Emissionsklassen als neues Tarifmerkmal eingeführt. Für die Lkw-Maut wird folglich ein Aufschlag erhoben, pro ausgestoßener Tonne CO2. Konkret bedeutet das, dass für alle Fahrzeuge mit einer Gesamtmasse von mehr als 7,5 Tonnen zusätzlich zur bestehenden Maut ein bestimmter Betrag für den CO2-Ausstoß entrichtet werden muss.

Subventionen überzeugen nicht

"Wie stellt sich die Regierung das denn vor? Ich kann meine funktionstüchtigen Dieselfahrzeuge jetzt nicht einfach gegen welche mit Elektroantrieb austauschen. Das wäre nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern funktioniert bei dem Zwei-Schicht-System unserer Fahrer auch gar nicht. Derzeit wird der Lkw nach einer Schicht aufgetankt, neu mit Fracht beladen und fährt dann direkt weiter - wir hätten keine Zeit, zuerst den Akku aufzuladen", so Berthold.

Dass die Unternehmen vor Mehrkosten in der Umrüstung ihrer Fahrzeugflotte stehen, ist der Bundesregierung bewusst. Deshalb werden 80 Prozent der Mehrkosten beim Tausch von Diesel- zu Elektrofahrzeugen vom Bund übernommen. Doch auch das kann den Chef von Frach Logistik nicht überzeugen. "Ein Elektro-Lkw kostet etwa 300.000 Euro mehr. Ich müsste pro Fahrzeug also immer noch 60.000 Euro draufzahlen - von der Anschaffung von Ladesäulen im Unternehmen mal abgesehen", sagt der Bannewitzer.

Transportpreise steigen um fünf Prozent

Die Regierung hat aber einen weiteren Parameter ins Subventionspaket eingebaut. Die neuen E-Fahrzeuge sollen auch rollen. Es muss eine Mindestanzahl von Kilometern in einer bestimmten Zeitspanne gefahren werden. Werden die Mindestkilometer nicht erreicht, müssen die Subventionen zurückgezahlt werden.

Die meisten Transportfirmen kalkulieren damit, mindestens alle fünf Jahre alte Laster, die quasi ununterbrochen rollen, mit neuen zu ersetzen. Berthold kann den Austausch seiner Lkws mit Verbrennermotoren nicht schneller einplanen. So wird Berthold die Mehrkosten der erhöhten Maut erstmal in Kauf nehmen müssen. "Das wird dann letztendlich auch der Endverbraucher bei den Preisen ab nächstem Jahr merken. Ich selbst muss meine Preise im Dezember um fünf Prozent erhöhen", erklärt der Geschäftsführer.

Dresdner IHK kritisiert die Mauterhöhung

Die Dresdner Industrie- und Handelskammer (IHK) kritisiert die Pläne zum massiven Anstieg der Lkw-Maut scharf, weil sich die Mehrkosten erst mal auf die Kunden verlagern. Außerdem sei es nicht korrekt, die Mauteinnahmen von der Straße in die Schiene zu stecken.

"Die Bundesregierung bricht damit den mit der Mauteinführung aufgestellten Grundsatz, dass Mauteinnahmen aus der Straße auch der Straße zugutekommen sollen. Das Argument Klimaschutz halte ich vor dem Hintergrund der aktuellen Handelsdebatte für vorgeschoben", so Andreas Sperl, Präsident der IHK Dresden.

Laut IHK seien die Logistikkosten bereits heute ein belastender Faktor für die Wirtschaft, die durch ständig steigende Energiepreise und Arbeitskosten in den letzten Jahren noch zugelegt haben. Preisumlagen auf Kunden seien mehr oder weniger ausgereizt und ein weiterer, so massiver Kostenanstieg würden dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden.

"Der Umstieg auf CO2-freie Antriebssysteme steht in der Logistik noch ganz am Anfang und wird mehr Zeit brauchen, weil entsprechende Lkws und geeignete Ladeinfrastruktur noch nicht zur Verfügung stehen. Der moderne Dieselantrieb wird vorerst weiter dominieren", sagt Sperl.