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Um Real-Märkte im Landkreis wird bis zum Schluss gefeilscht

Während die Verhandlungen mit Edeka in Bannewitz auf der Zielgeraden sind, ist die Zukunft in Heidenau noch offen.

Von Gabriele Fleischer & Heike Sabel
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Noch ist der Zugang zum Real-Markt in Bannewitz offen. Doch im Frühjahr beginnt eine neue Ära.
Noch ist der Zugang zum Real-Markt in Bannewitz offen. Doch im Frühjahr beginnt eine neue Ära. © Daniel Schäfer

Um den Real-Kaufmarkt in Bannewitz macht sich Unruhe breit. Auch wenn die Verhandlungen noch laufen, scheint die Übernahme durch Edeka in Kürze zu erfolgen. Schon länger wird unter den Mitarbeitern gemunkelt, dass die dafür notwendige Schließung zum 31. Januar erfolgt. Die Beteiligten haben sich dazu am Dienstag noch nicht geäußert - wegen der laufenden Verhandlungen. Vorerst.

Doch der Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) hat Sächsische.de exklusiv informiert, dass die Schließung des Marktes für den beabsichtigten Umbau mit Stand Dienstag von Ende Januar auf unbestimmte Zeit verschoben ist, vermutlich um einige Wochen. Möglicherweise liegt das an Verzögerungen bei Baugenehmigungen.

Damit bleibt Real den Kunden nicht nur zum Weihnachtsgeschäft erhalten, sondern wahrscheinlich bis ins nächste Frühjahr hinein. Weder der geplante Betreiberwechsel noch die nötigen Umleitungen durch die Bauarbeiten auf und an der B170 ändern daran etwas.

Im zweiten Halbjahr 2022 will Edeka einsteigen

Die Filialleitung in Bannewitz selbst möchte sich gegenüber Sächsische.de zur Zukunft auch der Beschäftigten weiterhin nicht äußern. "Kein Kommentar", heißt es nur abweisend.

Nach dem Verhandlungsmarathon von mehreren Monaten ist nun vermutlich in Kürze schon mehr zu erfahren. Aber noch gebe es keine Unterschrift unter den Vertrag, sagte Edeka Sprecherin Stefanie Schmitt am Dienstag.

Bereits im Oktober hatte sie allerdings verkündet, dass das Unternehmen davon ausgehe, im zweiten Halbjahr 2022 eine Teilfläche übernehmen und zuvor umgestalten zu können: "Das Bundeskartellamt hat die mögliche Übernahme freigegeben. Wir konkretisieren derzeit mit dem Immobilieneigentümer die Umbaupläne für den Standort", hieß es da.

Und: "Wir würden gern nach den Umbaumaßnahmen durch den Vermieter einen Teil der aktuellen Fläche mit einem modernen Edeka-Markt belegen."

Unternehmensgruppe eines Oligarchen verhandelt

Noch ist der weitere Fahrplan unklar. Kunden, Mitarbeiter und die Gemeindeverwaltung wollen wissen, wie lange geschlossen ist, wann wieder eröffnet wird und welche Verkaufsflächen möglicherweise noch belegt werden, wenn Edeka nur einen Teil übernimmt.

Beteiligt am Verkaufsdeal ist neben Edeka die SCP Retail Investments, eine Tochtergesellschaft der SC Group des russischen Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow, die seit Juni 2020 Eigentümer der Real-Märkte ist. Am Ende geht es um ein lukratives Geschäft. Und daran wird bis zuletzt gefeilt.

Edeka möchte auch den Markt in Heidenau

Genervt reagiert auf die mehrmaligen Nachfragen auch die Real GmbH, die ihr Geschäft und die damit verbundenen Märkte an derzeit noch 175 Standorten in Deutschland bis 2022 abwickeln will und sich dann als Gesellschaft auflöst.

Noch immer finden sich auf der durch die Real-Gesellschaft regelmäßig aktualisierte Liste der Märkte, für die es verbindliche Entscheidungen zu Übernahmen durch Edeka, aber auch durch Kaufland, Rewe oder Globus gibt, nicht die von Bannewitz und Heidenau.

Denn auch für den Markt dort ist Edeka in der Startposition. Dazu hieß es in der Oktober-Mitteilung von Sprecherin Schmitt: " Wir freuen uns über die grundsätzliche Freigabe durch das Bundeskartellamt für die mögliche Übernahme und können unser Interesse für diesen ebenfalls Standort bestätigen."

Dabei geht es beim Heidenauer Real um eine verzwickte Vierecks-Geschichte. Globus hatte schon zeitig ein Auge auf den Markt geworfen. Kaufland auch, die Kette aber darf nicht.

Der Real-Eigentümer hatte eine Weile noch was ganz anderes vor: Wohnungsbau. Dafür aber würde es planerisch keine Zustimmung geben, wie Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) unmissverständlich deutlich gemacht hatte. Klar ist indes, dass Real Mitte 2022 in Heidenau dicht macht - und die SC-Group des Oligarchen nicht zum Nulltarif verkauft.

Inzwischen mehren sich zudem Gerüchte einer Indoor-Spielhalle im Heidenauer Markt, was aber niemand bestätigt. "Entscheidend wird sein, wer ein Konzept bietet, das dem Eigentümer gefällt", sagt Opitz - und was genehmigungsfähig ist. Eine solche Spielhalle ist das aus seiner Sicht eher als der Wohnungsbau. Entscheidend ist nur, was wie in Bannewitz mit den Mitarbeitern wird.​

Markt mit wechselvoller Geschichte

  • Der Markt in Heidenau wurde 1996 als Wertkauf eröffnet, später übernahm Walmart.​ Zu Real wurde er 2007.
  • Der Markt in Bannewitz an der B170 wurde in den 1990er-Jahren unter dem Namen Allkauf SB-Warenhaus GmbH & Co KG eröffnet. Das Geschäft lief zunächst lange Zeit gut.
  • Dann hieß es 2018, dass sich der Mutterkonzern Metro von seiner angeschlagenen Real-Tochter trennen und sich auf den Großhandel konzentrieren will.
  • Zu dieser Zeit betrieb Real deutschlandweit 282 Läden, auch die in Heidenau und Bannewitz, und hatte 65 Immobilienstandorte. Im Juni 2020 übernahm die SC Group des russischen Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow Real mit zu dieser Zeit noch 276 Märkten und etwa 34.000 Beschäftigten und wurde alleiniger Eigentümer - mit dem Ziel, die Märkte weiter zu veräußern.
  • Darüber brütet die Investment-Tochtergesellschaft der SC Group, begleitet durch die Unternehmensberatung von Thomas Gauly. Einst leitete der die Stabsstelle "Politische Planung und Sonderaufgaben" beim Generalsekretär der CDU Deutschland und war Berater von Helmut Kohl.