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Hobbyhistoriker verfasst neue Chronik der Stadt Bautzen

Mehrere Jahre hat Andreas Bensch die Geschichte der Stadt Bautzen recherchiert. Entstanden ist eine Chronik, die es nun zu kaufen gibt. Sie enthält auch kaum bekannte Fakten.

Von Katja Schlenker
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Andreas Bensch hat eine Chronik der Stadt Bautzen verfasst. Diese erzählt auf 600 Seiten, was in den mehr als 1.000 Jahren Stadtgeschickte passiert ist.
Andreas Bensch hat eine Chronik der Stadt Bautzen verfasst. Diese erzählt auf 600 Seiten, was in den mehr als 1.000 Jahren Stadtgeschickte passiert ist. © Steffen Unger

Bautzen. Es liegt ihm auch in der DNS, sagt Andreas Bensch lachend. Sein Großvater ist Dorfschullehrer gewesen und hat zu Hause ein Geschichtswerk des 19. Jahrhunderts in Wort und Bild gehabt. „Das hat mich sehr interessiert“, erklärt der heute 69-Jährige. „Als Kind habe ich mir schon die Bilder darin angeschaut.“

Auch das Sammeln von Briefmarken sorgt dafür, dass er sich bereits in jungen Jahren mit verschiedenen Themen befasst. „Ich habe mir die Bilder auf den Briefmarken angeschaut, die Motive“, erzählt er, „und hinterfragt, wer oder was darauf zu sehen ist.“ In der Schule werden Geschichte und Geografie seine Lieblingsfächer. Damit beschäftigt er sich mit Abstand am liebsten – bis heute.

Bereits Bücher über Bautzen und die Oberlausitz verfasst

Mittlerweile – ein paar Jahrzehnte später – hat er selbst schon einige Bücher geschrieben und die Geschichte der Stadt Bautzen sowie der Oberlausitz darin aufgearbeitet. Sein neuestes Werk ist eine Chronik der seit mehr als 1.000 Jahren existierenden Stadt Bautzen. Diese beginnt um 850 und endet im Jahr 2022. Von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein langer Weg gewesen.

2002 werden 1.000 Jahre Bautzen gefeiert. Andreas Bensch engagiert sich damals mit im Festausschuss. „Ich war mir ganz sicher, dass jemand zum 1.000-Jährigen eine Chronik schreiben wird“, erinnert sich der Bautzener. „Dem war aber nicht so.“ Zwar gab es einige Abhandlungen zur Historie der Stadt, aber keine Gesamtchronik.

„Ein Jahr vorher ist die Zeit jedoch zu knapp geworden, um eine Chronik zu schreiben“, berichtet der gelernte Schriftsetzer, der damals noch beim Domowina-Verlag gearbeitet hat. „Also habe ich damals eine Chronologie geschrieben.“

Traurig ist er noch heute darüber, dass es nie ein Buch zu dem prunkvollen Festumzug anlässlich des 1.000-jährigen Bestehens der Stadt Bautzen gab. Drei verschiedene Videos vom Festumzug habe es damals gegeben – aber wer kann die heute noch abspielen, wo sich die Technik derart weiterentwickelt hat?

Schwarz-Weiß-Fotografien vom früheren Bautzen

„Für ein Buch braucht man kein Abspielgerät“, sagt Andreas Bensch. Und so wächst die Idee, eine Chronik der Stadt Bautzen zu schreiben. Genau 600 Seiten zählt das Werk. Ebenso zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotografien, die Bautzen auf eine Weise zeigen, wie man es heute nicht mehr erleben kann. Vieles hat sich verändert, aber vieles ist auch auf Bildern verewigt worden.

„Mein Buch hat keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit“, stellt Andreas Bensch klar. „Ich schreibe für das Volk, weshalb ich zum Beispiel auch keine Fußnoten verwendet habe. Die unterbrechen den Lesefluss stark.“ Ein Quellenverzeichnis und ein Personenregister enthält das Buch aber. Nach seiner Lehre zum Schriftsetzer hat er noch Druckereitechnik in Leipzig und im Abendstudium Buchgestaltung studiert. So verwundert es nicht, dass er seine Chronik selbst gestaltet hat und im Eigenverlag herausbringt.

Recherche in der Stadtbibliothek Bautzen

Jeweils 100 Stück lässt er pro Auflage drucken, mittlerweile in Hoyerswerda. Aus logistischen wie auch finanziellen Gründen, weil so eine dicke Chronik in entsprechender Stückzahl Platz benötigt und sich sonst quer durchs Wohnzimmer reihen würde, wie er lachend sagt. Dort in Bautzen lebt er gemeinsam mit seiner Frau, die sein Hobby unterstützt. Seit 2018 hat sich Andreas Bensch regelmäßig in die Stadtbibliothek, ins Stadtarchiv und ins Sorbische Institut zurückgezogen, um zu recherchieren.

„In meinem Alter kann man nur noch zwei bis drei Stunden am Stück konzentriert arbeiten, dann steigt schon der Druck im Kopf“, sagt der 69-Jährige lachend. Dankbar ist er auch dafür, dass es mittlerweile in der Stadtbibliothek ein besseres Lesegerät gibt. „Am Anfang war da weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund wie bei einem Negativ“, schildert er. „Das war anstrengend beim Lesen.“

500 interessante Fakten zum Sorbischen

Während der Recherche im Sorbischen Institut hat er auch 500 Fakten zum Sorbischen zusammengetragen, die mit der Geschichte der Stadt Bautzen korrespondieren. So hat es mit Adolph Klien (1792-1855) in den 1840er-Jahren zum Beispiel mal einen sorbischen Polizeidirektor gegeben. „Das weiß vielleicht auch nicht jeder“, sagt Andreas Bensch. Hunderte Stunden hat er mit der Recherche zugebracht.

Ab den 1970er Jahren hat er als junger Mann die Geschichte der Stadt Bautzen selbst bewusst miterlebt. Zu Beginn des Jahrzehnts beginnt er seine Lehre in der Druckerei an der Töpferstraße. Diese ist mittlerweile abgerissen und auf dem Areal ein Komplex für betreutes Wohnen entstanden. „Ich habe damals noch richtig Buchdruck gelernt wie nach Gutenberg – heute ist das total anders“, sagt er.

Schon Ideen für neues Buch über Oberlausitz

Den Übergang vom analogen zum digitalen Drucken erlebt er mit. „Früher war das nicht so, dass man schon vorher sah, was am Ende herauskommt“, erinnert er sich. „Da wurde alles händisch an der Maschine eingestellt. Das war sehr umständlich.“ Und ein bisschen eine Überraschung, ob alles funktioniert hat, wie ursprünglich geplant.

Vielleicht ist das auch nochmal Thema für ein Buch, wer weiß. Zunächst will Andreas Bensch eine Pause vom Schreiben machen. „Aber es gibt schon ein paar Sachen, wo ich überlege, was man daraus machen kann“, sagt er schmunzelnd. „Das betrifft aber mehr die Oberlausitz.“

Die „Neue Chronik der Stadt Bautzen-Budissin“ von Andreas Bensch gibt es auch im DDV-Lokal in Bautzen zu kaufen. Sie kostet 37 Euro. Das DDV-Lokal Bautzen, Lauengraben 18, ist montags, dienstags und mittwochs, von 10 bis 17 Uhr, donnerstags, von 10 bis 18 Uhr, und freitags, von 10 bis 16 Uhr, geöffnet.