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Das plant der neue Leiter des Puppentheaters in Bautzen

Tim Heilmann ist der neue Leiter des Puppentheaters am Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Es ist nicht das erste Mal, dass der 46-Jährige in Bautzen wirkt.

Von Katja Schlenker
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Tim Heilmann, der neue Leiter des Puppentheaters am Deutsch-Sorbischen Volkstheater, zwischen den drei Pinguinen, welche die Hauptrollen in „An der Arche um Acht“ spielen. Das Stück ist das erste, bei dem der 46-Jährige in Bautzen Regie führt.
Tim Heilmann, der neue Leiter des Puppentheaters am Deutsch-Sorbischen Volkstheater, zwischen den drei Pinguinen, welche die Hauptrollen in „An der Arche um Acht“ spielen. Das Stück ist das erste, bei dem der 46-Jährige in Bautzen Regie führt. © Steffen Unger

Bautzen. Es sieht spartanisch aus im Büro von Tim Heilmann – ein einfacher Tisch steht dort, ein Stuhl dazu, ein kleines Regal und eine Couch. Aber das bleibt auch so, wie der neue Leiter des Puppentheaters am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen erzählt. Lediglich eine Pinnwand soll noch hinzukommen, um Produktionen zu planen. Und die Wände hat er vor seinem Einzug ins Burgtheater neu streichen lassen in einem angenehmen Rotton.

Besonders angetan hat es ihm der Balkon, der zu dem niedlichen Büro gehört. Von dort aus bietet sich ein wunderbarer Blick über das Spreetal und zum Protschenberg hinüber. „Ich brauche die Luft zum Atmen“, sagt der 46-Jährige, „deswegen bleibt es in meinem Büro auch so spartanisch.“

Zahlreiche Stationen an Theatern in Deutschland

In Bielefeld in Nordrhein-Westfalen geboren, entschied Tim Heilmann sich nach einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte für eine Laufbahn am Theater. Um die Jahrtausendwende begann er als Regieassistent am Theater Aachen. Nach einer Gastdramaturgie am Deutschen Schauspielhaus Hamburg folgten drei weitere Lehrjahre als Regieassistent am Landestheater Tübingen und am Volkstheater Rostock. Dort stellte er sich 2002 erstmals auch als Regisseur und Ausstatter vor.

2003 ging Tim Heilmann den Schritt in die Freiberuflichkeit. Er war Hausregisseur für den Bereich Kinder- und Jugendtheater am Stadttheater Ingolstadt sowie Hausregisseur am Theater Plauen-Zwickau. Dort waren Elemente des Figurentheaters oft Bestandteil seiner Inszenierungen. Weitere Stationen als Regisseur waren am Theater Regensburg, am Theater der Altmark in Stendal und am Bayerischen Staatsschauspiel in München.

Nun folgt Tim Heilmann auf Stephan Siegfried, der sich nach fünf Jahren als Leiter des Puppentheaters eine neue Herausforderung gesucht hat, und kommt nach Bautzen – und das nicht zum ersten Mal. „Ich kenne die Stadt bereits aus meiner Zeit beim Sorbischen National-Ensemble und habe auch schon am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau gearbeitet“, sagt Tim Heilmann. „Das ist alles nicht neu für mich. Ich kenne die Oberlausitz bereits.“

Nach 20 Jahren in Berlin ist der 46-Jährige nun nach Bautzen gezogen. Ein Kulturschock sei das aber nicht gewesen, von der rund 3,87 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt in die knapp 40.000 Einwohner zählende Kleinstadt zu kommen. „Man kann die zwei Städte auch nicht wirklich ernsthaft vergleichen, wo die eine doch 100-mal größer ist als die andere“, erklärt er.

Erste Premiere in Bautzen mit „An der Arche um Acht“

Am Deutsch-Sorbischen Volkstheater habe man ihn liebevoll aufgenommen und herzlich begrüßt. Momentan steht viel Organisation für die bereits laufende Spielzeit 2023/2024 auf dem Programm für den neuen Leiter des Puppentheaters, unter anderem für die erste Premiere, die er am Bautzener Theater verantworten wird. Der Titel: „An der Arche um Acht“. Es handelt sich um ein Puppenstück über Gott und die Welt vom deutschen Schriftsteller und Regisseur Ulrich Hub, das unter anderem bereits in Görlitz aufgeführt wurde.

Hauptfiguren sind drei Pinguine, die sich permanent und leidenschaftlich streiten. Als plötzlich die Sintflut droht und jede Tierart zwei Tickets erhält, um diesen von Gott geplanten Neuanfang zu überstehen, ist Kreativität gefragt, denn plötzlich spielt Loyalität eine große Rolle. So soll auch der dritte Pinguin mit an Bord geschmuggelt werden. Wie das ausgeht, können Theatergäste ab dem 11. Februar 2024 im Burgtheater erleben.

Auf der Suche nach Rückzugsorten in Bautzen

Wenn er nicht im Theater ist, erkundet Tim Heilmann auch gern die Stadt. „Es gibt wahnsinnig schöne Rückzugsorte in Bautzen“, sagt er in schwärmerischem Ton. „Die Anlage am Stadtwall mag ich zum Beispiel gern.“ Ein paarmal ist der 46-Jährige auch schon im soziokulturellen Zentrum Steinhaus an der Steinstraße gewesen. „Ich bin ein absoluter Brettspiel-Fan, lese viel und habe eine große Leidenschaft für Musik, vor allem Klassik“, fasst er zusammen.

Was ihn an Bautzen auch fasziniere, ist die gesellschaftliche und politische Zusammensetzung. „Man sollte Freude am Leben haben, aber auch kritisch hinterfragen, was wir hier machen können – ich nenne das Empathie stiften“, sagt er. „Ich sehe mich da auch als jemand, der mittels Kunst auf die Gesellschaft blickt. Es wäre auch falsch, die ganze Stadt abzutun.“ Was das angeht, kommt ihm auch seine Leidenschaft fürs Philosophieren zugute, über das Wesen des Lebens und von Dingen zu sinnieren.

Literarischen Aspekt beim Puppentheater einbringen

Dieser Ansatz werde sich auch in den Stücken zeigen, die er im Burgtheater präsentieren möchte. „Das ist grundsätzlich die Richtung, wo es mit mir hingehen wird, dass es Stücke zu großen Themen und Texten geben wird“, erklärt Tim Heilmann. „Der literarische Aspekt ist mir wichtig.“ Am Ende solle Puppentheater auch ein Stück weit Bildungstheater sein und für Herzensbildung sorgen. Anders als sein Vorgänger werde er eher nicht als Puppenspieler auftreten.

Ein weiteres seiner Ziele: „Kindern eine gute Sprache an die Hand geben“, erläutert der Leiter des Puppentheaters. „Ich möchte auch präsentieren, was die deutsche Sprache kann, denn wir haben viele Ausdrucksmöglichkeiten, die andere Sprachen nicht haben.“ Er selbst sei das erste Mal im Theater gewesen, als er drei oder vier Jahre alt war – und seitdem bestimmt 2.000-mal, wie er lachend erzählt. Und es werden noch viele Male hinzukommen während seiner Zeit in Bautzen.