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Was im Gewerbegebiet Süd in Bautzen geplant wird

Im Süden von Bautzen soll ein neues Gewerbegebiet mit Gleisanschluss entstehen. Baubürgermeister Heiko Nowak erklärt, was dort geplant ist und welche Rolle Alstom dabei spielt.

Von Katja Schlenker
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Heiko Nowak, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen, zeigt eine Fläche, auf welcher der geplante Gleisanschluss im Süden von Bautzen verlaufen könnte. Dort soll auch das neue Gewerbegebiet entstehen.
Heiko Nowak, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen, zeigt eine Fläche, auf welcher der geplante Gleisanschluss im Süden von Bautzen verlaufen könnte. Dort soll auch das neue Gewerbegebiet entstehen. © Steffen Unger

Bautzen. Die Stadt Bautzen möchte ein weiteres Gewerbegebiet erschließen, und zwar am südlichen Stadtrand. Vorbereitungen dazu laufen schon seit Längerem. Heiko Nowak, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen, erklärt, wie der aktuelle Stand ist und warum ein Gleisanschluss Vorteile hätte.

Wo soll das Gewerbegebiet Süd entstehen?

Geplant ist das Gewerbegebiet Süd auf Flächen an der Wilthener Straße in Bautzen, südlich angrenzend an die Bebauung der Edisonstraße und der Preuschwitzer Straße, sowie auf Flächen der Gemeinde Doberschau-Gaußig. Momentan sind diese Flächen überwiegend landwirtschaftlich genutzt.

Warum braucht es dort einen Gleisanschluss?

Ursprünglich hatte die Stadt ein kleineres Gewerbegebiet zwischen Wilthener Straße und Bundesstraße B96 geplant. Dafür sind die Planungen bereits weit vorangeschritten gewesen. Im Rahmen des Strukturwandels und mit dem Ziel, künftig mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, hat das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) zu dieser Zeit innerhalb des Projekts „Vermol“ damit begonnen, sich mit entsprechenden Umschlagmöglichkeiten zu befassen.

So könnte der Gleisanschluss im Gewerbegebiet Süd in Bautzen laut einer Voruntersuchung aussehen. Momentan werden weitere Varianten geprüft.
So könnte der Gleisanschluss im Gewerbegebiet Süd in Bautzen laut einer Voruntersuchung aussehen. Momentan werden weitere Varianten geprüft. © LiSt

Zeitgleich ist der Schienenfahrzeughersteller Alstom auf die Stadt Bautzen zugekommen, weil der bestehende Gleisanschluss über die Fabrikstraße nicht mehr geeignet ist, den perspektivischen Anforderungen zur Auslieferung von Wagen und Zugverbänden gerecht zu werden, erklärt Heiko Nowak. Da die Züge länger werden und aufgrund der Neigung der Straße braucht es hier eine Alternative. So ist der Gedanke entstanden, eine Umschlagmöglichkeit für Güter mit einem neuen Gleisanschluss und dem Gewerbegebiet zu verknüpfen.

Wie wird der Gleisanschluss dann aussehen?

Zunächst einmal braucht es zum wirtschaftlichen Betrieb mehr als einen Anschlussnehmer, um den Gleisanschluss zu realisieren. Dies ist auch als Voraussetzung festgelegt, um Fördermittel beantragen zu können. „Wir suchen gerade nach einem zweiten Anschlussnehmer“, sagt Heiko Nowak, „und sind dafür in engem und konstruktivem Austausch mit Vertretern des SMWA sowie der Wirtschaftsförderung.“ Ziel sei, die bestmögliche Variante gleich zusammenzudenken und keinen zusätzlichen Verkehr zu produzieren.

Wo wird der Gleisanschluss in Bautzen entlangführen?

Nach ersten Voruntersuchungen gibt es zwei mögliche Gleisführungen. Eine beginnt beim Güterbahnhof und verläuft zwischen dem Vereinsgelände des MSV Bautzen 04 und der Gartenanlage Wiesengrund. Bis zur Neusalzaer Straße ist die Bahnanlage noch erhalten. Es handelt sich um die stillgelegte Bahnstrecke 6216 von Bautzen nach Bad Schandau.

Die andere Gleisführung nutzt die bestehende Trasse in Richtung Wilthen. Vom östlichen Rand des Gebiets nahe der Neusalzaer Straße verläuft der Gleisanschluss in einem großen Bogen bis zur Seite des Alstom-Werks an der Preuschwitzer Straße.

Welche die wirtschaftlichere Variante wird, sollen nun weitere Planungsschritte ergeben. „Hier sind wir sehr froh, dass uns das SMWA mit seiner Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen (List) unterstützt“, erklärt der Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen.

Wird es ein großes Verladeterminal geben?

Ursprünglich ist ein sogenanntes KV-Terminal parallel zur Bahnstrecke nach Wilthen geplant gewesen. KV steht für Kombinierter Verkehr und ist eine Form des Güterverkehrs, die auf die Verzahnung der unterschiedlichen Verkehrsträger setzt, erklärt die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite. Die Verweildauer auf der Straße soll dabei möglichst kurz sein. Lkw bringen die Ladung demnach in einem Umkreis von rund 50 Kilometern zum Umschlagbahnhof oder holen sie von dort ab.

Das anfänglich geplante KV-Terminal ist mittlerweile nicht mehr Teil der Planung, erläutert Heiko Nowak. Dennoch soll es eine Umlademöglichkeit geben. „Es kommt darauf an, welche Unternehmen am Standort verladen werden wollen“, erklärt der 34-Jährige. „Das wird gerade untersucht. Unser Ziel dabei ist, den Standort möglichst auch für die Logistikbedarfe von bereits ansässigen Unternehmen wie Alstom auszulegen.“

Das könne auch den Vorteil mit sich bringen, bestehende Güterverkehre, die gegenwärtig durch die Stadt rollen, auf die Schiene zu verlagern. Am Ende sollen mehrere Varianten stehen, die dann miteinander verglichen werden. Anschließend muss der Stadtrat eine Entscheidung treffen, welche Variante umgesetzt werden soll.

Braucht es den Güterbahnhof für die Pläne?

Nein, sagt Heiko Nowak. Sowohl für das Gewerbegebiet Süd als auch den Gleisanschluss wird der Güterbahnhof nicht benötigt. Die Stadt muss das Gebäude also auch nicht kaufen oder mieten. Was jedoch benötigt wird, sind die Gleisanbindungen an das Schienennetz der DB, damit die verladenen Güter deutschlandweit oder darüber hinaus an ihren Bestimmungsort transportiert werden können. Diesbezüglich sei die Deutsche Bahn an den Abstimmungsrunden mit der Stadt Bautzen und der Gemeinde Doberschau-Gaußig sowie SMWA und List beteiligt.

Wann geht das neue Gewerbegebiet in Betrieb?

Einen konkreten Zeitplan zu nennen, wann das Gewerbegebiet Süd samt Gleisanschluss in Betrieb gehen kann, sei in der jetzigen Phase schwierig, erklärt Heiko Nowak. Zu viele Faktoren seien noch offen. Momentan ist die Stadt dabei, Grundstücke für den Standort zu kaufen. Unter anderem hat es im Stadtrat am 31. Januar 2024 einen Beschluss dazu gegeben. Vieles hänge auch davon ab, wie schnell ein zweiter Gleisnehmer gefunden wird.