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Wegen Krankheit: Neues Stück beim Sommertheater in Bautzen

Der Theatersommer 2023 in Bautzen wird anders laufen, als ursprünglich geplant. Wie das neue Programm aussieht und ab wann es Tickets gibt.

Von Katja Schlenker
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Chefdramaturgin Eveline Günther und Oberspielleiter Stefan Wolfram erklären, was sich 2023 beim Sommertheater in Bautzen ändert.
Chefdramaturgin Eveline Günther und Oberspielleiter Stefan Wolfram erklären, was sich 2023 beim Sommertheater in Bautzen ändert. © Steffen Unger

Bautzen. Das Sommertheater ist einer der kulturellen Höhepunkte im Bautzener Veranstaltungskalender. 2023 findet es vom 22. Juni bis 30. Juli im Hof der Ortenburg statt. Nun aber muss kurzfristig ein neues Konzept erstellt werden. Federführend ist das Deutsch-Sorbische Volkstheater. Im Gespräch mit Sächsische.de erklären die Geschäftsführende Dramaturgin Eveline Günther und der Oberspielleiter Stefan Wolfram, was Besucher bei der 27. Auflage erwartet.

Frau Günther, Herr Wolfram, statt wie geplant „Spuk unterm Riesenrad“ wird 2023 beim Sommertheater das Stück „The Addams Family“ gezeigt. Warum diese kurzfristige Änderung?

Eveline Günther: Nach der Buchvorlage „Spuk unterm Riesenrad“ war ja ein komplett neues Stück geplant. Solch ein Projekt braucht ungefähr ein Jahr Vorlauf. Aufgrund von Krankheitsfällen im Theater war dieser Zeitplan nicht zu halten. Um den Theaterbesuchern dennoch eine Aufführung in gewohnter Qualität anzubieten, haben wir uns kurzfristig für ein anderes Thema entschieden.

Wie sind Sie auf „The Addams Family“ gekommen?

Eveline Günther: Der Theatersommer ist existenziell für unser Haus. Wir haben also nach einem Stück gesucht, das den Nerv vieler trifft und die Besucher auch generationsübergreifend anspricht.

Stefan Wolfram: Wir machen den Spielplan ja für die komplette Saison mit langem Vorlauf. Wenn ein Stück dann plötzlich nicht mehr möglich ist, entsteht ein Problem. Nach dem Entschluss, „Spuk unterm Riesenrad“ um ein Jahr zu verschieben, musste eine Alternative gefunden werden. Also haben wir erstmal recherchiert.

Eveline Günther: Wir haben ein Stück gesucht, das Erwachsene und Kinder gleichermaßen begeistert. Schwierig – aber dann haben wir die Musical Comedy „The Addams Family“ gefunden.

Warum eignet sich dieses Stück so besonders?

Eveline Günther: Weil „The Addams Family“ die Kriterien erfüllt. Die Figuren sind eine Kreation des US-amerikanischen Zeichners Charles Addams, der diese in den 1930er-Jahren entwarf. Kinder kennen den Animationsfilm, der vor Kurzem in den Kinos zu sehen war, Jugendliche schauen die Netflix-Serie „Wednesday“, welche ebenfalls auf den Charakteren beruht. Deren Eltern wiederum kennen die Filme aus den 1990er-Jahren und die Großeltern vielleicht die TV- Serie „The Munsters“.

Stefan Wolfram: Diese scheinbar düstere Familie lebt im Grunde das Ideal. Sie sind sehr nett und loyal zueinander. Und sie sind sich nicht bewusst, dass andere Menschen ihre Freude an Groteskem und Makaberem als bizarr empfinden. Die Figuren sind Kult, weshalb wir sie für das Stück auch nicht verändern werden. Das Musical erzählt eine Art „Romeo und Julia“-Geschichte, denn die Kinder verlieben sich, aber die Eltern vertragen sich nicht. Nach vielen kleinen Katastrophen siegt aber die Liebe.

Eveline Günther: Ja, sie mögen schwarzen Humor, dunkle Kleidung und ärgern sich gerne gegenseitig. Die Addams lieben das Fiese und Gemeine, aber sie halten als Familie zusammen. Wir sind sehr froh, dass wir diese Musical Comedy gefunden haben und sie unserem Publikum vorstellen dürfen. „The Addams Family“ wurde 2014 in Deutschland erstaufgeführt.

Mit welchem Aufwand ist es verbunden, das Stück für das Sommertheater jetzt so kurzfristig nochmal zu ändern?

Eveline Günther: Normalerweise passen wir die Texte oft den regionalen Gegebenheiten an und schaffen so das gewisse Bautzen-Flair. Das wird bei diesem Stück aber nur begrenzt möglich sein. Da es sich um ein Musical handelt, wird natürlich viel gesungen und getanzt. Wir werden mit einem sehr guten Halb-Playback arbeiten. Das heißt, die Orchestermusik kommt aus der Konserve, aber die Schauspieler singen auf jeden Fall live. Das ist anspruchsvoll, aber für unser geübtes Schauspielensemble machbar.

Stefan Wolfram: Es war definitiv eine Situation, in der wir schnell reagieren mussten. Uns bleibt hier nur ein sehr enges Zeitfenster. Nicht nur, um einen neuen Stoff für die Bühne zu finden, sondern auch um ein neues Bühnenbild und eine neue Choreografie zu entwerfen. Die Arbeiten am Bühnenbild für „Spuk unterm Riesenrad“ hatten ja schon begonnen. Mit unserem Bühnenbildner Miroslaw Nowotny, Kostümbildnerin Katharina Lorenz und Choreografin Anna Weber-Tcherniak sind wir da aber auf einem guten Weg. Die Proben sollen dann Anfang Mai beginnen.

Was wird nun aus dem Stück „Spuk unterm Riesenrad“?

Eveline Günther: Dabei handelt es sich um schönen Stoff, den wir nun zunächst auf den Theatersommer 2024 verschoben haben, um mehr Vorlauf zu bekommen. Nach dem Buch von Claus Ulrich Wiesner entstand in den 1970er-Jahren eine TV-Kinderserie. Das war damals ein richtiger Straßenfeger. Wir wollen die Handlung aber in die Gegenwart und nach Bautzen holen. Eine heutige Bühnenbearbeitung der vorhandenen Geschichte erfordert viel kreative Arbeit, und das braucht Zeit. Deshalb also nächstes Jahr.

Wird es parallel zum Sommertheater auch wieder Burgfilmnächte geben?

Eveline Günther: Ja, klar, es wird wieder Burgfilmnächte geben. Diese sollen inhaltlich zum Sommertheater passen. Aber definitiv keine „The Addams Family“-Verfilmungen! Dennoch wird der Fokus auf Familienfilmen liegen, die dann während des Theatersommers jeden Dienstag laufen werden. Welche genau, wird aber heute noch nicht verraten.

Der Vorverkauf für das Sommertheater 2023 startet am 22. April, 11 Uhr.