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Zwei Uraufführungen beim Lausitzer Musiksommer

Das Festival verbindet Bautzen mit Zittau und hält einige Überraschungen bereit - bei denen auch die Schweiz und Zwiebeln eine Rolle spielen.

Von Silvia Stengel
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Götz Müller ist im Bautzener Kulturamt für den Lausitzer Musiksommer verantwortlich. Er begeistert sich für die Aufnahmen von Blüten des Fotografen Matthias Weber - die nun auch das Programmheft für das Festival zieren.
Götz Müller ist im Bautzener Kulturamt für den Lausitzer Musiksommer verantwortlich. Er begeistert sich für die Aufnahmen von Blüten des Fotografen Matthias Weber - die nun auch das Programmheft für das Festival zieren. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen/Zittau. Plötzlich steht da was von Liebe an der Wand: Ein Küsse-Meer überflutet die Nächte, ist auf einem Plakat zu lesen, ein Gedicht von Andreas Hennig, der viele Jahre Mitarbeiter im Kulturamt der Stadt Bautzen war, jetzt im Ruhestand ist und schon lange dichtet. Er hat sich mit dem Fotografen Matthias Weber aus Großhennersdorf zusammengetan, der Blüten in besonderer Weise arrangiert und das auf Bildern zeigt. Die Plakate der beiden hängen nebeneinander an Häusern und alten Mauern in Bautzen und Zittau.

Anemonen und Windröschen von Matthias Weber schmücken nun auch das Programmheft für den Lausitzer Musiksommer, der vom 12. bis zum 28. August stattfindet. Die Blumen sind verblüht und tragen den Samen in sich, der Kreislauf der Natur passt zu „Dimensionen“, dem Motto des Lausitzer Musiksommers, sagt Götz Müller, der im Bautzener Kulturamt für das Festival verantwortlich ist.

Zwölfte Auftragskomposition des Lausitzer Musiksommers

Die Streetart-Aktion mit den Versen und Blüten ist in Bautzen bereits zu Ende, an einigen Wänden hängen die Plakate aber noch. In Zittau sind sie länger zu sehen. Diese Stadt hat Götz Müller jetzt besonders im Blick, auch wegen eines Jubiläums: 550 Jahre Großes Zittauer Fastentuch. Dafür gab der Festival-Verantwortliche ein Musikstück in Auftrag. Es ist bereits die zwölfte Auftragskomposition im Laufe der Geschichte des Lausitzer Musiksommers.

Nun ging der Auftrag an den Schweizer Komponisten und Violinisten Paul Giger. Der kommt mit dem Gesangs-Ensemble „chant 1450“ in die Oberlausitz. Am 13. August wird sein Werk für fünf Stimmen und Violine in der Zittauer Kirche zum Heiligen Kreuz vor dem Fastentuch uraufgeführt, einen Tag später gibt das Ensemble das gleiche Konzert in Bautzen in der Michaeliskirche.

Die Schweiz ist auch beteiligt. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden, in dem Paul Giger lebt, finanziert gemeinsam mit der Stadt Bautzen den Kompositionsauftrag. Die Kulturstiftung Pro Helvetia fördert die beiden Gastspiele in Zittau und Bautzen und hat sie in den Kulturkalender der Schweizer Botschaft in Deutschland aufgenommen, macht damit also gleich noch ein bisschen Werbung für die Oberlausitz.

90 Motive zur biblischen Geschichte

Mit „chant 1450“ hatte Götz Müller bereits vor 15 Jahren Kontakt. Das Ensemble bewarb sich für den Lausitzer Musiksommer. Damals kam es nicht zu einem Konzert, aber als Götz Müller das diesjährige Festival plante, fiel es ihm wieder ein, weil es mit seiner Vokalmusik aus dem 15. Jahrhundert gut in die Zeit des Zittauer Fastentuches passt. Mit dem Auftragswerk wird ein Bogen in die heutige Zeit gespannt. Dafür setzte sich Paul Giger mit den Bildern auf dem Fastentuch auseinander. Insgesamt sind es 90 Motive zur biblischen Geschichte von der Erschaffung der Welt bis hin zum Jüngsten Gericht.

Paul Giger ist im Wesentlichen im Jazzbereich unterwegs, aber genauso mit Werken von Bach und anderer historischer Musik, sagt Götz Müller. Er hat sich lange mit dem Komponisten beschäftigt. In seinem Büro liegen zwei CDs von Paul Giger. Gerade erst hat er eine DVD mit einer Filmkomposition von ihm gesehen. Das neue Werk wird Götz Müller selbst erst bei der Uraufführung hören. In den zwei Oberlausitzer Konzerten tritt Paul Giger auch auf und spielt neben der Violine auch „Viola d‘amore“, ein Instrument aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit einem lieblichen Nachklang.

"Knoblauch und Zwiebeln nach Herzenslust"

Für Zittau hat Götz Müller noch eine Überraschung parat, nämlich „Knoblauch und Zwiebeln nach Herzenslust“ mit kulinarischer Tanzmusik der englischen Renaissance. Die beschert das Ensemble „The Playfords“ aus Weimar am 26. August. Ausgangspunkt für dieses Programm ist die lange Gartenbau-Tradition in Zittau und die spezielle Zwiebel aus der Stadt, der „Gelbe Riese“.

Ursprünglich war das Konzert 2020 im Klosterhof geplant, musste dann aber wegen Corona abgesagt werden. Nun wird es in der Klosterkirche aufgeführt. Eigentlich sollte dazu auch eine Zwiebelsuppe serviert werden, das ist aber noch nicht entschieden. Immerhin ist auch dieses Konzert eine Uraufführung.

Der Vorverkauf läuft bereits, es gibt noch Karten für alle Veranstaltungen. Zu den nachgefragten Konzerten gehört auch „Barockorgel trifft auf Jazzorgel“ mit Barbara Dennerlein am 21. August in der evangelischen Kirche in Crostau. Aber eigentlich ist alles gefragt, sagt der Festival-Verantwortliche und freut sich: „So soll es auch sein.“

Gut angelaufen ist auch die Chorakademie mit dem Volkslied im Fokus in Bautzen. Der künstlerische Leiter Friedemann Böhme ist begeistert von der Qualität der Stimmen der 45 Frauen und Männer. Aufgeführt wird das Konzert am 27. August in der evangelischen Kirche in Gröditz zum 800-jährigen Ortsjubiläum bei freiem Eintritt und unter dem Motto „… und sing mit uns ein Lied“.

Karten für den Lausitzer Musiksommer gibt es im DDV Lokal Bautzen, Lauengraben 18, und im DDV Lokal Zittau, Neustadt 18, das Programm unter www.lausitzer-musiksommer.de