Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Bautzen
Merken

Bedeutender Oberlausitzer wird dem Vergessen entrissen

Seit Sonntag erinnert in Kleinbautzen wieder eine Gedenktafel an Adam Gottlob Schirach. Das Wirken des Bienenforschers prägt auch heute noch die professionelle Imkerei.

Von Uwe Menschner
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (M.) und Landrat Udo Witschas (r.) enthüllten im Beisein von Initiator Günter Sodan die neu gestaltete Gedenktafel für Adam Gottlob Schirach in Kleinbautzen.
Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (M.) und Landrat Udo Witschas (r.) enthüllten im Beisein von Initiator Günter Sodan die neu gestaltete Gedenktafel für Adam Gottlob Schirach in Kleinbautzen. © Uwe Menschner

Malschwitz. Adam Gottlob Schirach war ein viel beschäftigter Mann. Am 5. September 1724 in Nostitz (heute ein Stadtteil von Weißenberg) geboren, studierte er an der Universität Leipzig Theologie und folgte 1748 dem Ruf in die Pfarrgemeinde Kleinbautzen.

Neben seinen Pflichten als sorbischer Pfarrer schuf er ein umfangreiches literarisches Werk und beschäftigte sich mit der Glaubensgeschichte seines Volkes. Daneben hatte Schirach mit seiner Ehefrau Juliane Sophie geborene Lange, einer aus Hochkirch stammenden Pfarrerstochter, neun Kinder, von denen zwei bereits früh verstarben.

Als ob das für ein so kurzes Leben (Schirach verstarb bereits 1773, also mit 49 Jahren), nicht genug wäre, beschäftigte er sich intensiv mit der Lebensweise der Honigbiene. „Viele Erkenntnisse, die Imker heute noch anwenden, verdanken sie Adam Gottlob Schirach“, erklärt Günter Sodan. Der frühere Bürgermeister der Gemeinde Malschwitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Pfarrer und Naturwissenschaftler im 250. Jahr nach dessen Tod dem drohenden Vergessen zu entreißen.

Schirach gründete die erste europäische Imkerschule

Diesem Zweck dient auch die Gedenktafel am Eingang zum Kleinbautzener Kirchhof, die am vergangenen Sonntag feierlich eingeweiht wurde. „Adam Gottlob Schirach hat die Biene zum Haustier gemacht und die Bienenkunde professionalisiert“, fasst der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) seine Bedeutung zusammen. In diesem Sinne gründete Schirach in Kleinbautzen die erste europäische Imkerschule, nach deren Vorbild später eine weitere in Wien entstand.

Lubina Mahling, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sorbischen Institut in Bautzen, misst Schirachs Erkenntnissen auch eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung zu: „Er hat herausgefunden, dass sich aus der Larve jeder Arbeiterin auch eine Königin entwickeln kann. In einer Zeit mit so festen Grenzen zwischen Königen, Adel und dem einfachen Volk eine revolutionäre Entdeckung.“

Würde er sich heute in seiner geliebten Oberlausitzer Heimat umsehen, wäre Schirach – so befürchtet Lubina Mahling - „entsetzt, wie bienenunfreundlich sie an vielen Stellen geworden ist.“

Schirach-Rundweg wird eröffnet

Die beste Form, den Gelehrten zu ehren, bestehe darin, wieder bessere Lebensbedingungen für die nützlichen Insekten zu schaffen. Die Gemeinde Malschwitz, so Bürgermeister Matthias Seidel (CDU), versucht mit dem Anlegen von Blühwiesen einen Beitrag dafür zu leisten. Auch werde der Bauhof – nicht zuletzt der personellen Situation geschuldet – nicht mehr jede Wiese mähen. Er selbst, so verriet Matthias Seidel, habe auf seinem Grundstück ein Refugium für Hummeln geschaffen. Diese, so Seidel, werden zu Unrecht als weniger nützlich angesehen als die Bienen.

Die jetzt auf dem Kirchhof eingeweihte Schirach-Tafel ist nicht die Einzige ihrer Art. Weitere sollen unter anderem in Schirachs Geburtsort Nostitz und im Bienenmuseum Weimar aufgestellt werden, „wo man bis vor kurzem kaum etwas über das Wirken des Oberlausitzer Gelehrten wusste“, wie Landrat Udo Witschas nicht ohne Verwunderung berichtete.

Im Rahmen des Schirach-Festjahres lässt der nächste Höhepunkt nicht lange auf sich warten: Am 20. Mai, 14 Uhr, soll der neu angelegte, etwa vier Kilometer lange Schirach-Rundweg nordwestlich von Kleinbautzen eröffnet werden. Auf ihm geben mehrere Info-Tafeln Auskunft über die nützlichen Insekten und beziehen dabei – sehr zur Freude des Malschwitzer Bürgermeisters – auch die Hummel mit ein.