SZ + Bautzen
Merken

So geht die Sanierung von Schloss Radibor voran

Das Radiborer Schloss soll wieder im barocken Originalzustand erstrahlen. Seit Herbst 2022 hat sich bereits vieles getan, jetzt geht es an die Sanierung des Innenraums.

Von Uwe Menschner
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Zum Tag des offenen Denkmals erhofft sich Florian Heilbronner auch Aufschlüsse über dieses Gemälde eines Künstlers namens Nawka, das die Nordostecke des Schlosses Radibor zeigt.
Zum Tag des offenen Denkmals erhofft sich Florian Heilbronner auch Aufschlüsse über dieses Gemälde eines Künstlers namens Nawka, das die Nordostecke des Schlosses Radibor zeigt. © Uwe Menschner

Radibor. Besuch von der Bildhauerin Anna Lange aus Schmölln-Putzkau hatte unlängst der Schlossherr von Radibor, Florian Heilbronner. Sie war gekommen, um das weitere Vorgehen hinsichtlich der Vasen abzusprechen, die künftig wieder die beiden Pavillons im Schlosspark zieren sollen.

Und auch zum Wappen, dessen Platz sich oberhalb des Hauptportals befindet, gab es noch Abstimmungsbedarf. „Ich habe es zunächst als Modell aus Ton nachgebildet. Nach der Abnahme durch den Denkmalschutz kann ich dann nach dieser Vorlage das eigentliche Wappen fertigen“, erklärt die Kunsthandwerkerin.

Das Gebäude soll baulich erhalten werden

So wichtig und reizvoll die Vasen und das Wappen für den Gesamteindruck des Schlossensembles auch sind: Das Hauptaugenmerk bei der Sanierung des Radiborer Schlosses liegt noch immer auf dem baulichen Erhalt, wobei das Dach den Schwerpunkt bildet.

„Wir haben einen Ringanker einziehen lassen, der den Mauerkranz zusammen hält“, berichtet Florian Heilbronner. Die Dachstuhlkonstruktion wurde teils verstärkt, teils auch komplett erneuert, wobei der Schlossbesitzer eine interessante Entdeckung gemacht hat: „An der Ostseite zeigte sich der Dachstuhl in einem schlechteren Zustand als auf der Westseite, obwohl diese ja eigentlich als die stärker dem Wetter ausgesetzte Seite gilt.“

Schloss gilt jetzt als statisch gesichert

Die Erklärung für dieses Phänomen liege darin, dass auch die früheren Erbauer schon um die meteorologischen Verhältnisse wussten und diese durch den Einsatz qualitativ hochwertigerer Ziegel auf der Westseite „überkompensierten“. Ein neu errichteter Stahlträger nimmt nun die Last des Daches auf. Die Querwände im ersten Bauabschnitt, der den Südflügel des Schlosses sowie zwei Drittel der Seitenflügel umfasst, wurden an den Außenwänden verankert – alles Maßnahmen, die der statischen Ertüchtigung des Schlosses dienen.

Wie dringend diese erforderlich war, hatte sich im Vorjahr gezeigt. „Der Dachstuhl hat die Rückwand immer weiter nach außen gedrückt. Es fehlte nicht viel zum Einsturz. Wir haben sie jetzt so verankert, dass sie nicht weiter 'abwandern' kann“, erklärte Florian Heilbronner bei einem Sächsische.de-Lokaltermin im Oktober 2022. War damit zunächst die unmittelbare Gefahr für den Fortbestand gebannt, so kann das Schloss Radibor jetzt als statisch gesichert und „bereit für den Neuaufbau“ gelten.

Stiftung Denkmalschutz hilft bei Rekonstruktion

Und dieser hat an einigen Stellen bereits Fahrt aufgenommen: „Wir haben mit der Sanierung der Gewölbe im Untergeschoss begonnen. Die historischen Fenster sind ausgebaut und werden zurzeit aufgearbeitet, wobei uns die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt“, erklärt Florian Heilbronner. Mit 35.000 Euro beteiligt sich die Stiftung an der Restaurierung von elf Einfachfenstern, von denen fünf aus der Zeit um 1700 stammen. Ein mit Originalglas ausgestattetes Musterfenster vermittelt bereits einen Eindruck davon.

Zudem wurden die Kachelöfen für die nun anstehende Innensanierung abgebaut und eingelagert. Die Eingangshalle wurde geöffnet, „gegen erhebliche Widerstände“, wie Florian Heilbronner erklärt. „Sie soll offen bleiben, vielleicht mit einer Verglasung.“ Parallel läuft noch immer die Erkundung der einzelnen Räume, die noch lange nicht abgeschlossen ist.

Zwölf Farbschichten aus verschiedenen Zeiten

Das Radiborer Schloss zeigt Spuren vieler verschiedener Zeitepochen, von der Erbauung im frühen 18. Jahrhundert bis hin zur Nutzung als Schule zu DDR-Zeiten. Entsprechend liegen auf den Wänden bis zu zwölf unterschiedliche Farb- und Tapetenschichten. In der künftigen Gestaltung, so Florian Heilbronner, soll die barocke Fassung dominieren.

Dies gilt auch für die Außenfassade, was Auswirkungen auf das gesamte Erscheinungsbild des Schlosses hat: „Nach der Sanierung wird sich das Schloss mit stark veränderter Fassade präsentieren“, kündigt der Eigentümer an. Das Resultat wird man bereits Ende 2024 bewundern können, an einem kleinen Teilstück auch schon jetzt als Muster.

Bis Ende 2024 sollen auch das Dach und die Gewölbe fertig saniert und die 50 historischen Fenster wieder eingebaut sein. An seinen bereits geäußerten Plänen für die künftige Nutzung des Schlosses hält Florian Heilbronner fest: „Wir wollen es unter dem Motto 'Urlaub bei Freunden' vermieten.“

Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals am 10. September lädt Florian Heilbronner von 11 bis 17 Uhr erstmals zur „Baustellenbesichtigung“ am Radiborer Schloss ein. 11, 13 und 15 Uhr wird er selbst durch das Schloss führen und Erläuterungen geben, wobei aufgrund der laufenden Bauarbeiten natürlich nicht alle Bereiche zugänglich sind. Dazu gibt es Live-Musik im Obstgarten, eine Diaschau und Kinderprogramm.