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Nach Brandanschlag: Club am Stausee in Göda feiert wieder sein Hexengericht

Vor drei Monaten brannte es auf dem Gelände am Rand von Göda. Nun sagt der Dorfclub Danke für die Hilfe beim Renovieren - und freut sich auf viele Besucher zum Hexenbrennen.

Von Miriam Schönbach
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Es ist geschafft: Martin Urban, David Riedel und Mirko Brehmer (v.l.) freuen sich, dass nach dem Brandanschlag auf das Gelände von Jugend- und Dorfclub in Göda ihre Baracke wieder renoviert ist. Das Hexenbrennen kann stattfinden.
Es ist geschafft: Martin Urban, David Riedel und Mirko Brehmer (v.l.) freuen sich, dass nach dem Brandanschlag auf das Gelände von Jugend- und Dorfclub in Göda ihre Baracke wieder renoviert ist. Das Hexenbrennen kann stattfinden. © Steffen Unger

Göda. Es ist die richtige Zeit, Danke zu sagen. Diese Worte wählt Martin Urban mit Bedacht. Hinter dem Vorsitzenden des Clubs am Stausee Göda und dessen Mitgliedern liegen betrübte Tage. In der Nacht zum 28. Januar 2024 ist der benachbarte Jugendclub abgebrannt. Auch die Dorfclub-Baracke haben die Täter versucht anzuzünden, doch das schnelle Einschreiten von Polizei und Feuerwehr verhinderte an dieser Stelle Schlimmeres. „Seit gut zwei Wochen sind die Renovierungsarbeiten in unserem Clubgebäude nun abgeschlossen, und es ist Zeit, sich zu bedanken“, sagt der Vereinschef.

Martin Urban erinnert sich noch gut an den ersten Eindruck in der Brandnacht. „Die Feuerwehr hat rechtzeitig erkannt, dass es auch in unserem Klub brennt. Deshalb konnte ein größerer Schaden abgewendet werden. Der Vorraum war komplett verrußt, durch die Hitze war die Einrichtung geschmolzen. Durch eine offenstehende Zwischentür sah es auch im Innenraum schlimm aus", sagt der Club-Vorsitzende. Dazu kamen Naziparolen an den Wänden.

Trotz voller Auftragsbücher haben Firmen geholfen

Im Vergleich zum Jugendclub nebenan überstand diese Baracke in der Seitschener Straße den Brandanschlag jedoch mit „leichteren“ Schäden. Das Gebäude der Jugendlichen dagegen brannte in großen Teilen ab. Die Reste wurden inzwischen weggerissen. Inwieweit es einen Wiederaufbau gibt, ist noch nicht klar. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Wie die Polizeidirektion Görlitz mitteilt, werden aktuell immer noch Ermittlungen zum Sachverhalt geführt, unter anderem wird das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung sowie der Tatortarbeit erwartet.

Wann hier mit den jeweiligen Gutachten und Ergebnissen zu rechnen ist, ist nicht absehbar, teilt ein Polizeisprecher mit. Aktuell schätzt die Polizei den Schaden auf rund 140.000 Euro. Den Jugendclub Göda nutzten 50 Jugendliche und junge Erwachsene.

Spurensicherung am Dorfclub in Göda einen Tag nach dem Brandanschlag: Inzwischen ist dieses Gebäude wieder renoviert und kann für die Vorbereitungen zum Hexenbrennen genutzt werden.
Spurensicherung am Dorfclub in Göda einen Tag nach dem Brandanschlag: Inzwischen ist dieses Gebäude wieder renoviert und kann für die Vorbereitungen zum Hexenbrennen genutzt werden. © Steffen Unger

Für Martin Urban und die knapp 20 Mitglieder des Dorf-Clubs geht indes der Blick nach vorn. Ihr Ziel hieß nach dem Brand: Wir wollen trotz aller Widrigkeiten unser traditionelles Hexenbrennen am 30. April nicht ausfallen lassen. „Am schwierigsten war sicherlich, dass wir als Clubgemeinschaft nicht schon am Tag nach dem Brand mit den Renovierungen beginnen konnten. Zurecht mussten wir auf Sachverständige warten, und wie wir alle wissen, kann auch diese Zeit sehr lang sein“, sagt Urban.

Nun sind die Renovierungs- und Aufräumarbeiten abgeschlossen. „Unser besonderer Dank geht an die Gemeinde, aber auch an Hochkirch Bau, Elektro Haidan und den Bauservice Steffen Goldstein. Die Firmen haben es möglich gemacht, uns trotz hoher Auslastung und voller Auftragsbücher irgendwie dazwischenzuschieben“, sagt der Vereinsvorsitzende. Der Club am Stausee ist quasi der herausgewachsene Jugendclub für die älteren Semester im Dorf.

Tradition des Hexengerichts in Göda entstand 1963

Jetzt ist die Freude groß: Dem Hexenbrennen steht nichts mehr im Wege. Seit gut 60 Jahren wird im Dorf vor Bautzen die Oberlausitzer Tradition gefeiert. Das Besondere an der Gödaer Variante ist, dass es ein sogenanntes Hexengericht gibt. „Für alle kleineren Malheure aus der Gemeinde wird die alte Kriminelle verantwortlich gemacht und auf dem Scheiterhaufen verbrannt“, sagt Martin Urban. Diese Tradition der satirischen Anklage geht zurück aufs Jahr 1963 unter Beteiligung von Schauspielern des Bautzener Theaters.

Der Bautzener Fotograf Kurt Heine hat übrigens schon 1967 das Gödaer Hexenbrennen auf Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten. Auf jenen Zeitdokumenten tummeln sich Hunderte Schaulustige um das große Feuer. Auch 2024 erwarten die Organisatoren vom Club am Stausee wieder mehrere Hundert Gäste. „Zu guter Letzt möchte ich unseren Mitgliedern und Freunden danken, welche an der Organisation mitwirken und alles daransetzen, dass diese Tradition auch in diesem Jahr wieder stattfinden kann“, sagt der Vereinschef.

Hexenbrennen am 30. April 2024 in Göda ab 17 Uhr auf dem Festplatz neben dem Club mit Fackelumzug, Hexengericht und Tanz.