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Täuschung oder Versehen? Sohlander Vereinschef rudert bei Hausverkauf zurück

Der Verein „Oberlausitzer Holzgestaltung“ will das Haus, in dem er und das Forstmuseum Sohland ihr Domizil haben, verkaufen. Dazu hat der Vereinschef zuletzt unterschiedliche Aussagen gemacht. Gemeinde und Forstmuseum sind verärgert.

Von Bettina Spiekert
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Das Haus Hainspacher Straße 21 in Sohland, in dem das Forstmuseum Sohland und der Verein „Oberlausitzer Holzgestaltung“ ihr Domizil haben, soll nun doch verkauft werden. Dazu gab es zuletzt unterschiedliche Aussagen.
Das Haus Hainspacher Straße 21 in Sohland, in dem das Forstmuseum Sohland und der Verein „Oberlausitzer Holzgestaltung“ ihr Domizil haben, soll nun doch verkauft werden. Dazu gab es zuletzt unterschiedliche Aussagen. © Steffen Unger

Sohland/Spree. Der Verkauf des Hauses Hainspacher Straße 21 in Sohland, in dem das Forstmuseum sowie der Verein „Oberlausitzer Holzgestaltung“ (Ola-Ho) ihr Domizil haben, scheint doch beschlossene Sache zu sein. Offensichtlich wird dies in einer Verkaufsanzeige auf dem Portal Kleinanzeigen.de, die seit dem 23. Oktober 2023 online ist.

Im Gespräch mit Sächsische.de, das auf seine Initiative hin stattfand, hatte Ola-Ho-Vereinschef Jens Friese noch am 17. Oktober behauptet, dass der Verein keine Verkaufsabsichten habe. Dem Verein gehört das Haus seit 2015. Auf die nun inzwischen auch auf anderen Immobilienportalen inserierte Verkaufsanzeige angesprochen, rudert Friese zurück. „Da habe ich wohl etwas Falsches in die Welt gesetzt“, gibt er zu. Eine bewusste Falschaussage weist er jedoch zurück.

Gemeinde steigt beim aufgerufenen Preis aus

Er begründet dies vielmehr damit, dass er sich vor dem Gespräch mit Sächsische.de nicht noch einmal mit den Vorstandskollegen aus dem Verein abgesprochen habe. Er sei bis dahin davon ausgegangen, dass der Verein mit der Immobilienanzeige nur abschätzen wollte, ob es Interessenten für das Haus gebe, das bis in die 1990er-Jahre als Schule genutzt wurde. Dazu sei ein Wertgutachten erstellt und ein Makler beauftragt worden.

Nach Rücksprache mit den anderen zwei Vereinsvorständen habe er nun erfahren, dass es dem Verein, der nach seinen Angaben etwa 20 Mitglieder hat, mit dem Verkauf ernst sei. „Mir wurde inzwischen gesagt, dass es schon Interessenten gebe, konkrete Angebote jedoch noch nicht“, sagt er.

Sohlands Bürgermeister Hagen Israel (parteilos) hat für diese Art der Kommunikation seitens des Vereins kein Verständnis. „Wir hatten uns nach Bekanntwerden der ersten Verkaufsabsichten in einem Gespräch mit dem Verein darauf geeinigt, dass wir als Gemeinde bereit sind, über einen Rückkauf nachzudenken, aber über die Konditionen noch zu verhandeln ist“, erklärt er. Bis dahin sollte das Thema nicht öffentlich diskutiert werden.

Mit der Verkaufsanzeige sei dies nun hinfällig, sagt Israel. „Die aufgerufene Summe für die Immobilie ist für uns als Kommune absolut inakzeptabel. Damit wird ein Kauf seitens der Gemeinde nicht stattfinden“, macht Hagen Israel klar.

Forstmuseums-Vereinschef spricht von Vertrauensbruch

275.000 Euro werden in der Verkaufsofferte für das 1908 erbaute und 1997 sanierte Haus aufgerufen. Als der Verein das Haus 2015 von der Gemeinde kaufte, zahlte er laut Vereinschef Jens Friese 66.000 Euro. „Das war damals ein politisch gewollter Preis, kein reeller Marktpreis. Damit konnte das Haus für die darin ansässigen Vereine erhalten bleiben“, erklärt der Bürgermeister.

Die Gemeinde könne nur an den Verein appellieren, dass er das Haus nicht einfach an den Meistbietenden verkauft. „Eine grundsätzliche Handhabe dagegen haben wir nicht. Lediglich die Spekulationsfrist von zehn Jahren könnte bei diesem Verkauf greifen“, sagt Hagen Israel. Dann müsste, so der Bürgermeister, der Verein Ola-Ho einen Teil des Erlöses deswegen versteuern. „Uns ist nicht klar, welchen Beweggrund der Verein hat, diesen Kaufpreis aufzurufen", sagt Israel weiter. Diese Frage könne der Verein der Gemeinde bis heute nicht beantworten.

Für Frank Feigel, den Vorsitzenden des Freundeskreises Forstmuseum Sohland, sind die wechselnden Aussagen von Jens Friese vom Verein „Oberlausitzer Holzgestaltung“ zum Verkauf des Hauses, in dem seit dem Jahr 2000 auch das Forstmuseum seinen Sitz hat, ein „grober Vertrauensbruch. Ich weiß nicht, was damit bezweckt werden soll“, zeigt er sich ratlos.