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Großer Solarpark bei Bautzen ist jetzt am Netz

Über 70 Fußballfelder groß ist die Solar-Anlage zwischen Göda und Doberschau-Gaußig. Nach der Inbetriebnahme werden tierische "Mitarbeiter" gesucht.

Von Miriam Schönbach
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Stefan Klink, der bei der Firma Anumar für die Finanzen zuständig ist, freut sich, das der Solarpark bei Seitschen jetzt am Netz ist. Das Unternehmen hat am Standort vor den Toren der Stadt Bautzen 23 Millionen Euro investiert.
Stefan Klink, der bei der Firma Anumar für die Finanzen zuständig ist, freut sich, das der Solarpark bei Seitschen jetzt am Netz ist. Das Unternehmen hat am Standort vor den Toren der Stadt Bautzen 23 Millionen Euro investiert. © SZ/Uwe Soeder

Seitschen. Zehn Stunden Sonne pur versprachen die Meteorologen für diesen Winter-Donnerstag. Mit wolkenlos-blauem Himmel ist der Nachmittag geradezu perfekt dafür, um den 40 MW-Solarpark nur einige Kilometer entfernt von Seitschen zu eröffnen. „Ich habe vorhin schon die Wechselrichter arbeiten hören. Die letzten Wochen war nochmal spannend mit dem Anschluss des Umspannwerks“, sagt Maximilian Hüttner von der Abteilung Bau der Firma Anumar, die hier investiert hat.

Mit einem symbolischen Knopfdurch durch die Bürgermeister Alexander Fischer (CDU) aus der Gemeinde Doberschau-Gaußig und seinem Kollegen Gerald Meyer (parteilos) aus der Nachbargemeinde Göda geht die Anlage in den Betrieb. Jetzt kann der Strom der Sonne geerntet werden.

Der Solarpark in den Gemeinden Doberschau-Gaußig und Göda misst knapp 72 Fußballfelder. Dahinter stehen gut 40 Hektar Fläche. „Mit einem Investitionsvolumen von etwa 23 Millionen Euro produziert diese Photovoltaik-Anlage mit mehr als 100.000 Solarmodulen grünen Strom für jährlich rund 10.500 Haushalte“, sagt Anumar-Prokurist Stefan Klink.

Solarpark hätte schon vor einem Jahr ans Netz gehen können

Nur einen kleinen Teil der Fläche entlang der Bahnstrecke kann das Unternehmen über die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) finanzieren. Betreiber von Anlagen für erneuerbare Energien, die Strom in das Netz der öffentlichen Versorgung einspeisen, erhalten auf Vorzugsflächen, wie eben an Gleisen, eine festgelegte Vergütung.

„Das Spannende an diesem Projekt ist, dass keine Fördermittel geflossen sind und es privat initiiert wurde. Wir haben gut gemeindeübergreifend zusammengearbeitet. Wir waren mit der Genehmigung durch die Gemeinderäte so schnell, dass der Solarpark schon vor einem Jahr hätte ans Netz gehen können“, sagt Alexander Fischer.

Das Land verpachtet die Familie Busch an das bayerische Unternehmen Anumar. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Energieerzeuger geht fünf Jahre zurück, damals entstand auf einem angrenzenden Areal bereits ein kleiner Photovoltaikpark.

Symbolischer Knopfdruck: Alexander Fischer (l.), Bürgermeister von Doberschau Gaußig, und Gerald Meyer, Bürgermeister von Göda, lassen den Solarstrom fließen.
Symbolischer Knopfdruck: Alexander Fischer (l.), Bürgermeister von Doberschau Gaußig, und Gerald Meyer, Bürgermeister von Göda, lassen den Solarstrom fließen. © SZ/Uwe Soeder

An dieses Potential haben die Investoren nun angeknüpft, sehr zu Freude der Anlieger-Gemeinden. Anumar hat eine eigene Projektgesellschaft gegründet, damit die Gewerbesteuer in der Region bleibt. Außerdem gibt es in jüngster Zeit Nachfragen, ob die Energie auch vor Ort erworben werden kann. Darüber werde nachgedacht, sagt Stefan Klink.

„Wir wollen den Bürgern ermöglichen, direkt vom Solarpark Energie zu beziehen. Dafür haben wir eine Gesellschaft gegründet. Aber es gehört noch bisschen mehr dazu, unter anderem habe ich mich vor kurzem zum Stromhändler weiterbilden müssen“, sagt der Finanzverantwortliche. Perspektivisch sollen die „Anlieger“ einen Stromtarif für ihren Solarpark abschließen können.

Vorerst erhält der Oberlausitzer Sonnenstrom aber erstmal sein Grünstrom-Zertifikat. Es ist quasi ein Gütesiegel, das zeigt, dass die Megawattstunden (MWh) Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert wurden. Immer mehr Stromanbieter werben Kunden mit sauberem Strom aus Sonne, Wind und Wasserkraft. Ein Makler kümmert sich für Anumar um den Handel mit der Sonnenenergie aus dem Gemeinden Göda und Doberschau-Gaußig. Die maximale Leistung des Solarparks erwartet Maximilian Hüttner jeweils im April und Mai; aufgrund der Stärke der Sonneneinstrahlung.

Für den Solarpark zwischen den Gemeinden Göda und Doberschau-Gaußig wurde bei Spittwitz extra ein Umspannwerk errichtet.
Für den Solarpark zwischen den Gemeinden Göda und Doberschau-Gaußig wurde bei Spittwitz extra ein Umspannwerk errichtet. © SZ/Uwe Soeder

Für Gerald Meyer ist die Inbetriebnahme der Anlage ein wichtiges Zeichen zur richtiges Zeit. „Die vergangenen Monate gezeigt haben: Nachhaltigkeit und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wird immer wichtiger“, sagt der Bürgermeister. Zudem könnten die Kommunen durch die Einnahme der Gewerbesteuern wirtschaftlich gestärkt werden.

Eines der größten Solarpark-Projekte im Landkreis Bautzen

Im Landkreis Bautzen gehört der Solarpark bei Seitschen nun zu den großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Im Norden gibt es bereits den Solarpark Lauta mit 11,2 Hektar, kleinere Objekte befinden sich unter anderem in Bautzen und Großharthau. Geplant ist indes zum Beispiel durch die Schweinfurter Firma „1A Solar-Projekt“, auf einer Fläche von 136 Hektar zwischen Nardt und Bröthen bei Hoyerswerda Solarstrom zu erzeugen. Im Ortsteil Schmölln der Gemeinde Schmölln-Putzkau möchte der Investor Wattner AG einen Solarpark mit einer Größe von 24 Hektar errichten.

Insgesamt hat der Bau des neuen Solarparks vom ersten Gemeinderatsbeschluss bis zum sonnigen Tag der Inbetriebnahme am 2. März 2023 gut zwei Jahre gedauert. „Das Genehmigungsverfahren lief sehr zügig, was wirklich eine Besonderheit ist. Ich bin stolz, Teil des Super-Projektes zu sein“, sagt Maximilian Hüttner.

Trotzdem gab es Verzögerungen, unter anderem durch den Bau des neuen Umspannwerks bei Spittwitz. Diese Investition wurde nötig aufgrund der Größenordnung des Solarparks. Für dessen Bewirtschaftung sucht Anumar nun noch tierischen Mitarbeiter. Sowohl Imker als auch Schäfer könnten sich bei Interesse beim Ingoldstädter Unternehmen melden.

Anumar gehört nach eigenen Angaben zu den Solaranlangen-Pionieren in Deutschland. Dessen Mitarbeiter entwickeln seit 2010 Photovoltaik-Anlagen in Deutschland und Chile. Parallel zum Projekt in Sachsen hat das Unternehmen unter anderem den Solarpark Schornhof in Bayern in Betrieb genommen. Mit seinen etwa 100 Megawatt war er nach Angaben des Unternehmens zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme die größte Freiflächenanlage Deutschlands. Jener Solarpark erstreckt sich über 200 Fußballfelder und produziert Strom für gut 30.000 Haushalte.