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„Wir wissen, dass es noch besser geht“

Ralf Marrack ist Cheftrainer des Königswarthaer SV. Der Ex-Profi zieht eine erste Bilanz.

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Ralf Marrack ist Cheftrainer des Königswarthaer SV, der in der Landesklasse Ost spielt.
Ralf Marrack ist Cheftrainer des Königswarthaer SV, der in der Landesklasse Ost spielt. © Henr. Boguth

Königswartha. Vor dreieinhalb Jahren kam Ralf Marrack zum Königswarthaer SV. Nach 252 Regionalliga- und Oberligaspielen – unter anderem für Budissa Bautzen, den Bischofswerdaer FV und den FC Oberlausitz Neugersdorf – ließ der gebürtige Cottbuser seine Laufbahn beim KSV ausklingen. Nach dem Aufstieg in die Landesklasse Ost übernahm der 35-Jährige, der in Bautzen wohnt, das Amt des Cheftrainers von Frank Lippmann, der als Sportdirektor in Königswartha weitermachte.

Marrack, gelernter Industriemechaniker für Instandhaltung, arbeitet als Bauleiter bei der Firma Solar Direct Group und ist Vater eines elf Jahre alten Sohnes, der eines Tages in seine sportlichen Fußstapfen treten könnte.

Ralf, wieder eine corona-bedingte Unterbrechung. Wie sehr nervt das einen Sportler?

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es nervt nicht. Wir können unseren Sport nicht betreiben, sollen aber gesund bleiben – das beißt sich irgendwie. Wir hatten im Dezember 2020 mit dem Online-Training begonnen. Das war damals etwas Neues, aber jetzt hält sich die Euphorie bei meinen Spielern in Grenzen.

Waren die körperlichen Defizite das größte Problem während des Lockdowns?

Nein. Die meisten sind Sportler durch und durch und wollen sich bewegen. Dazu muss keiner gezwungen werden. Das Fußball-spezifische kommt natürlich viel zu kurz. Wir betreiben eine Mannschaftssportart, da wirst du nicht besser als Fußballer, wenn du durch den Wald joggst. Die größten Probleme waren aber andere.

Welche?

Ich musste einige Spieler überzeugen, weiter Fußball zu spielen. Zwei Serien wurden schon abgebrochen, jetzt pausieren wir wieder über Wochen und Monate. Da verlieren einige Jungs die Lust und das kann man keinem verübeln. Hinzu kam, dass wir 2020/21 richtig schlecht gestartet sind und nach sechs Spielen nur einen Zähler auf dem Konto hatten. Einem Spieler dann zu vermitteln, dass wir mittelfristig nach oben wollen, war nicht ganz einfach. Aber wir haben es hinbekommen, dass alle bei der Stange geblieben sind. Und mit Platz acht liegen wir aktuell auch im Soll, wissen aber, dass es noch besser geht.

Hatten Sie sich den Einstieg als Cheftrainer vor eineinhalb Jahren so schwierig vorgestellt?

Ja, schon, denn generell muss man festhalten, dass der Aufstieg aus der Kreisoberliga in die Landesklasse eine Riesenumstellung für die Spieler war – auch für den Kopf. Die Spieler mussten erst einmal ein Vertrauen entwickeln, nachdem da ein Trainer kam, der zweimal wöchentlich sehr intensiv trainieren lässt und sicher auch einige neue Methoden in den Übungsprozess einfließen lässt. Das war eine Umstellung und ist ein Lernprozess – auch für mich. Schön wäre es natürlich, wenn ich als Trainer auch mal komplett eine Saison mit meiner Mannschaft bestreiten könnte. Nur dann ist man, glaube ich, richtig abrechenbar.

Was zeichnet den KSV aus?

Man merkt an jeder Stelle – egal ob es der Vorsitzende oder die Wäschefrau ist – dass sich der Verein weiterentwickeln möchte. Es ist einfach schön, in so einem Mehrspartenverein aktiv zu sein. Dann sitzen die Kegler oder Handballerinnen in der Sportlerklause, man trifft sich, tauscht sich aus und bei den Spielen schauen oft andere Sportler zu. Die Unterstützung innerhalb des Vereins, also zwischen den Abteilungen, ist groß.

An welche Spiele Ihrer aktiven Laufbahn erinnern Sie sich besonders gern?

Das war 2006/07. Wir spielten mit der U 23 von Energie Cottbus um den Aufstieg in die Regionalliga, damals die dritthöchste Spielklasse. Wir gewannen bei Sachsen Leipzig vor mehr als 10.000 Zuschauern das vorentscheidende Spiel um die Meisterschaft in der Red-Bull-Arena mit 1:0. Danach war dort die Hölle los. Am vorletzten Spieltag machten wir mit einem 3:2-Heimsieg über Carl-Zeiss Jena II alles klar. Ich schoss in der 90. Minute das Siegtor. Die folgende Drittliga-Saison – mit Spielen gegen Teams wie Dynamo Dresden, Union Berlin oder Fortuna Düsseldorf – war ein Riesenerlebnis für einen jungen Spieler wie mich.

Der Landskron-Cup in Bautzen war immer ein Highlight in der Winterpause. Für Sie persönlich auch, oder?

Ja, ich habe gern unterm Hallendach gespielt, obwohl ich nicht der Super-Techniker war. Das Turnier in Bautzen war immer etwas Besonderes. Ich habe mit Budissa, Neugersdorf, Schiebock und Neusalza-Spremberg dort gespielt und wurde mehrfach Torschützenkönig sowie als bester Spieler ausgezeichnet. Es ist sehr schade, dass aufgrund der Corona-Pandemie nichts mehr in der Halle geht.

Wie soll es bei Ihnen im Fußball weitergehen? Wollen Sie eines Tages höherklassig trainieren?

Ich bin glücklich, dass ich in Königswartha die Chance erhalten habe, als Cheftrainer zu arbeiten. Zudem bekomme ich den Sport und meinen Job als Bauleiter unter einen Hut. Es war mir 2018 wichtig, neben dem Fußball auch eine berufliche Perspektive zu haben. Die hat mir der Vereinschef Daniel Eichler geboten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich würde hier gern noch ein paar Jahre arbeiten, um den KSV vielleicht eines Tages in die Landesliga zu führen.

Ihr Sohn Emil spielt beim KSV. Wie beurteilt der Papa seine fußballerischen Fähigkeiten?

Emil ist ein toller Junge. In „Köwa“ kickt er schon bei der C2 mit, obwohl er eigentlich noch zwei Jahre in der D-Jugend spielen könnte. Einmal pro Woche trainiert er zudem in Bautzen am DFB-Stützpunkt mit. Mal schauen, wie es für ihn weitergeht. Er ist jetzt fußballerisch auf alle Fälle weiter, als ich es in seinem Alter war.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.