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Bella Vista im Winzerhof

Die traditionsreiche Gaststätte in Golk hat schon wieder neue Betreiber. Und auch ein ganz neues Konzept.

Von Jürgen Müller
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Das neue Team in Golk: Chef Berat Ziberi (links) dessen Vater Selo (Mitte) und Bruder Shesit. Seit Mitte August betreibt die Familie die traditionsreiche Gaststätte, die nun den Zusatz „Bella Vista“ trägt.
Das neue Team in Golk: Chef Berat Ziberi (links) dessen Vater Selo (Mitte) und Bruder Shesit. Seit Mitte August betreibt die Familie die traditionsreiche Gaststätte, die nun den Zusatz „Bella Vista“ trägt. © Claudia Hübschmann

Diera-Zehren. Die Spätherbstsonne scheint auf die überdachte Terrasse des Winzerhofes Golk, von der sich ein herrlicher Ausblick auf das Meißner Land bietet. Trattoria & Pension „Bella Vista“ (schöne Aussicht), so nennt sich das traditionsreiche Lokal jetzt zusätzlich. So haben es die neuen Betreiber getauft. 

Berat Ziberi ist der Chef: „Ich bin Deutscher, wurde in Berlin geboren“, sagt der 26-Jährige. Seine Mutter stammt aus Mazedonien, sein Vater Selo hat italienische Wurzeln. Seit 37 Jahren lebt dieser in Deutschland, seit 35 Jahren macht er hier italienische Küche. Im „Bella Vista“ ist er der Küchenchef. 

Auch Berats Bruder Shesit, seine Frau und seine Mutter arbeiten in dem Lokal, ein Familienbetrieb im eigentlichen Sinne also. Lediglich ein Kellner und Saisonkräfte gehören nicht zur Familie, sind angestellt.

Als Berat der Winzerhof angeboten wurde, musste er nicht lange überlegen. „Ich war hier, schaute mir alles an. Das passte zu meinen Wünschen, ich wusste, das kann was werden“, sagt er, der auch in Berlin in der Gastronomie arbeitete. Nun musste er nur noch den Rest der Familie überzeugen.

 Doch die zog mit, im doppelten Sinne. Derzeit wohnen die Ziberis noch in der Pension des Winzerhofes. Demnächst wollen sie Wohnungen in Meißen beziehen. „Wir legen großen Wert auf das Familienleben. Mir war wichtig, dass die Familie zusammenbleibt. Wer das möchte, der ist hier in Golk richtig“, sagt Berat. Er wollte schon immer einen Familienbetrieb, weil alle den gleichen Job haben. Diesen Wunsch hat er sich nun erfüllt.

Das Geschäft lief besser an als erwartet. „Nachdem wir am 15. August losgelegt hatten, riss der Kundenstrom bis Ende Oktober nicht ab. Auch in der Woche waren wir gut besucht, an den Wochenenden kein Platz mehr frei“, sagt er. Wenn es so bleibe oder in der Tendenz sogar steige, dann brauche man auch mehr Personal.

Im November hingegen war erwartungsgemäß Flaute. Jetzt im Dezember läuft es aber wieder gut, nicht zuletzt dank vieler Weihnachtsfeiern. Eigentümer Uwe Risse hatte den neuen Betreibern geraten, im Januar und Februar zu schließen. 

„Doch wir haben für den Januar schon so viele Vorbestellungen, dass wir doch öffnen werden“, sagt Berat. Nur im Februar sei dann definitiv ein Monat Pause. Die Zeit wolle man zum Umzug nutzen und auch Arbeiten erledigen, die bisher zu kurz kamen. So sollen beispielsweise neue Gaststättenschilder mit dem Zusatz „Bella Vista“ aufgestellt werden.

Der Winzerhof hat nicht nur einen neuen Betreiber und einen zusätzlichen Namen, sondern ein neues Konzept. Vorwiegend werden hier jetzt nämlich italienische Spezialitäten angeboten, es gibt italienisch-mediterrane Küche, also beispielsweise Pizzen, Pasta, Hühnchen oder Fisch nach italienischer Art, italienisches Eis und natürlich neben dem Hauswein vom Herrenberg verschiedene italienische Weine. 

Manche Gäste sind enttäuscht, die meisten aber begeistert von der italienischen Küche. Wir haben allein durch Mundpropaganda schon zahlreiche Stammkunden auch aus Görlitz, Dresden, Leipzig, Chemnitz oder Berlin“, sagt der Betreiber stolz. Hochzeiten, Schulanfang, Geburtstage wurden hier gefeiert. Die Weihnachtsfeiertage sind schon voll ausgebucht, die Silvesterveranstaltung auch.

Der Winzerhof Golk befindet sich auf historischem Gelände, dem „Golker Herrenberg“. Dieser war Bestandteil der Großlage Schlossweinberg Meißen. Die erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1730 zurückzuführen. Seitdem ist der rund zwei Hektar große Weinberg aufgerebt und wurde durch viele Winzergenerationen entwickelt.

Der Winzerhof Golk selbst entstand 1935 nachweislich als Weinprobierstube auf dem Herrenberg. Der Klipphausener Bauunternehmer Uwe Riße erwarb 2011 den Weinberg, nebst baulicher Anlagen wie dem Restaurant Winzerhof Golk.

Insgesamt gibt es im Winzerhof etwa 130 Plätze, dazu 20 weitere auf der Terrasse. Am Haus stehen etwa 100 Parkplätze zur Verfügung, unterhalb des Weinberges weitere 50.

Ziberi ist innerhalb kurzer Zeit der dritte Pächter der Gaststätte. Erst am 16. März dieses Jahres hatte eine Betreibergesellschaft bestehend aus Eigentümer Uwe Risse sowie Alexander Frick und Christian Seibold die Bewirtschaftung übernommen.

 Offiziell aus gesundheitlichen Gründen beendeten Frick und Seibold nach vier Monaten ihr Engagement. Bis Ende 2017 hatten Annett Ossadnik und Gunter Hühne das Restaurant betrieben. Sie hatten sich vor allem mit ungarischer Küche einen Namen gemacht.