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Vergebliches Warten auf 83-Jährigen

Der frühere Flottillenadmiral Elmar Schmähling hat seit Jahren Ärger mit der Justiz. Nun sollte es plötzlich schnell gehen. Doch der Mann ist ein Pflegefall.

Von Alexander Schneider
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Am Amtsgericht Dresden war nun ein früherer Flottillenadmiral als Angeklagter geladen - doch der 83-Jährige ist ein Pflegefall.
Am Amtsgericht Dresden war nun ein früherer Flottillenadmiral als Angeklagter geladen - doch der 83-Jährige ist ein Pflegefall. © dpa/David-Wolfgang Ebener (Symbolfoto)

Dresden. Während Freitag um eins bereits jeder Seins machte, warteten ein Richter und ein Staatsanwalt vergeblich auf den Angeklagten im Amtsgericht Dresden. Es ist der letzte Prozess an diesem Tag. Wegen Corona ist ohnehin kaum noch etwas los. Mit seinen 83 Jahren zählt Elmar Schmähling zu den Risikogruppen der Viruspandemie. Aber das war noch kein Thema, als Richter Thomas Hassel die Hauptverhandlung vorbereitet und den Angeklagten geladen hatte.

Auch um 13.15 Uhr war von Schmähling nichts zu sehen. Das Gericht verurteilte den bekannten Mann in Abwesenheit per Strafbefehl zu 800 Euro Geldstrafe wegen Betruges. Angeblich soll Schmähling Anfang 2017 für mehr als 9.000 Euro Gas bestellt, aber nicht bezahlt haben.

MAD-Chef später in Ungnade gefallen

Elmar Schmähling war in der alten Bundesrepublik Deutschlands jüngster Flottillenadmiral, ein Jahr Chef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) und zuletzt Strategie-Experte der Bundeswehr. 1990 jedoch wurde er vorzeitig entlassen. Schmähling ist Autor kritischer Bücher über die Bundeswehr und war Chef einer kleinen IT-Firma. 

1998 sorgte er für Schlagzeilen, als er für die PDS, die Nachfolgepartei der SED, als Bundestagsabgeordneter kandidierte. Er zog sich noch vor der Wahl zurück, als ein laufendes Ermittlungsverfahren gegen ihn bekannt wurde. Noch 1998 wurde er wegen Insolvenzverschleppung, Untreue und Betruges zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt und verlor seine Versorgungsansprüche.

Barbara Lässig will die Sache klären

Schmähling lebt seit Jahren in Dresden, war einige Zeit Lebensgefährte von Barbara Lässig, die heute seine Betreuerin ist. Die Vorwürfe hätten mit Schmählings früheren Geschäften zu tun, sagt sie gegenüber der SZ. Sie wundere sich jedoch, dass die Justiz den 83-Jährigen jetzt vor Gericht sehen wolle. Sie habe dem Gericht schon bei einer früheren Ladung im Januar dieses Jahres mitgeteilt, dass Schmähling im Rollstuhl sitzt und ein Pflegefall sei. Sie habe eigens ein Attest von dessen Hausärztin mit eingereicht. Der 83-Jährige lebe von Sozialhilfe und habe kein weiteres Einkommen.

Die Staatsanwaltschaft habe jedoch eine Einstellung des Verfahrens mit der Begründung abgelehnt, dass Schmähling erst im Oktober 2019 in der Polizeidirektion Dresden vorgesprochen habe. Dem widerspricht Lässig. Den Termin mit der Polizei habe es zwar gegeben, allerdings seien die Beamten in Schmählings Wohnung gewesen. Das habe sie am Freitag in dem Prozess ansprechen wollen – doch sie habe den Termin verschwitzt.

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