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Wann kommt der Ausbau der B98 in Neukirch?

Derzeit brauchen Autofahrer und Einwohner wegen einer Baustelle starke Nerven. Doch die grundhafte Sanierung der Trasse lässt weiter auf sich warten.

Von Bettina Spiekert
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Tino Unrath, Wirt des "Erbgerichtes" in Neukirch, möchte am liebsten den Schwerlastverkehr aus der Ortslage verbannen. Denn wann die Bundesstraße ausgebaut wird, ist weiter ungewiss.
Tino Unrath, Wirt des "Erbgerichtes" in Neukirch, möchte am liebsten den Schwerlastverkehr aus der Ortslage verbannen. Denn wann die Bundesstraße ausgebaut wird, ist weiter ungewiss. © SZ/Uwe Soeder

Neukirch/Lausitz. Für Tino Unrath war die Baustelle auf der B98 in Neukirch direkt vor seinem Haus der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Ich weiß, warum hier gebaut wird und sehe das auch ein. Aber es offenbart wieder einmal, wie marode diese Bundesstraße eigentlich ist. Da muss sich schleunigst etwas tun“, sagt der Inhaber des Gasthofes „Zum Erbgericht“ in Neukirch.

Derzeit erneuert das Unternehmen Sachsenenergie auf einem 600 Meter langen Abschnitt das Mittelspannungskabel und arbeitet dabei in vier Bauabschnitten zu je rund 150 Metern, erklärt Sprecherin Nora Weinhold. Das erste Teilstück wurde in dieser Woche abgeschlossen, und die Bauarbeiter rückten 150 Meter weiter Richtung Ortsmitte vor. Nach Beendigung der Bauarbeiten werde die Oberfläche des fertigen Abschnitts komplett mit Asphalt geschlossen. Die Arbeiten sollen Ende Juli abgeschlossen sein.

Verkehr hinterlässt an den Häusern Spuren

Doch das eigentliche Übel, so Tino Unrath, liege viel tiefer und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. „Die Straße sollte schon längst grundhaft saniert sein. Aber da tut sich seit Jahren nichts. Und die Leitragenden sind die Anwohner“, kritisiert der Gastwirt. Bei den derzeitigen Bauarbeiten habe man alte Gasleitungen oder Regenentwässerungsleitungen gefunden, die entweder ausgebaut wurden oder zusätzliche Arbeiten nötig machten, zählt die Sprecherin von Sachsenenergie auf.

Dass der Verkehr, vor allem der von schweren Lastern, inzwischen seine Spuren hinterlassen hat, ist am Haus von Michael Thomas zu sehen. „Bei uns hat sich im Erdgeschoss schon das Parkett abgesenkt, und im Bad reißen die Fliesen“, sagt der Bauingenieur. Die Hauswand zur Straße durchzieht mittlerweile ein langer Riss. Mehrere davon sind auch an den Fenstergewänden des Ballsaals „Zur Deutschen Eiche“ zu sehen.

Lasuv sieht Tempolimit und Tonnagebegrenzung kritisch

Seit vielen Jahren kämpfen Michael Thomas und einige seiner Nachbarn wie Tino Unrath für eine Beruhigung und den Ausbau der Bundesstraße direkt vor ihren Wohnhäusern. „Bislang hat sich nichts getan, eine Begrenzung der Tonnage oder Verlangsamung des Verkehrs durch ein Tempolimit scheinen nicht möglich“, sagt Thomas.

Vom zuständigen Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) heißt es dazu nur: „Beschränkungen und Verbote des fließenden Verkehrs dürfen nur angeordnet werden, wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht. In diesem Falle sind unter Umständen Abweichungen von der Regelgeschwindigkeit möglich, bedürfen aber immer einer Einzelfallprüfung“, erklärt eine Sprecherin und verweist auf die Verkehrsbehörde.

Verkehr soll laut Prognose abnehmen

Rund 6.000 Fahrzeuge sind täglich auf der B98 in der Ortslage Neukirch unterwegs, nennt das Lasuv die Daten der letzten Verkehrszählung von 2015, neuere Daten lägen wegen Corona noch nicht vor. Etwa 300 davon entfallen auf den Schwerlastverkehr ab dreieinhalb Tonnen. Die Prognose geht von einer Reduzierung des Verkehrs in dem betreffenden Abschnitt aus. Für 2030 rechnet man mit nur noch 4.000 Fahrzeugen täglich, die Zahl der großen Lkws soll sich jedoch kaum ändern.

„Ich habe eher den Verdacht, dass es in den vergangenen Jahren mehr Verkehr und auch mehr Laster geworden sind“, sagt Tino Unrath. Eine Umverlegung der Trasse in den Hohwald und damit raus aus der Ortslage, wie sie dem Gastwirt und Anwohnern wie Katrin Müller am liebsten wäre, steht laut der Landesbehörde erst gar nicht zur Debatte und sei nicht Gegenstand laufender Planungsüberlegungen. „Diese Idee stand vor Jahren tatsächlich im Raum, wurde aber wohl wieder aufgegeben“, sagt Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (CDU).

Freistaat nennt keinen Zeitrahmen für Sanierung

Seit vielen Jahren bemüht sich die Gemeinde um die Sanierung der Bundesstraße zwischen Forstweg und der Eisengießerei. Bislang habe es dazu jedoch vom Freistaat nur wenig konkrete Signale zum zeitlichen Rahmen gegeben. Auf Anfrage von Sächsische.de teilt das Lasuv nun mit, dass man um die Sanierungsbedürftigkeit der Trasse wisse. Für noch nicht ausgebaute Straßenabschnitte bestehe Optimierungsbedarf.

Aktuell plane das Landesamt den Ausbau der B98 im genannten Abschnitt. „Der Vorentwurf soll voraussichtlich 2022 abgeschlossen werden“, teilt die Sprecherin mit. Es müssten Gehwege angelegt sowie Bushaltestellen erneuert und auch die Fahrbahn grundhaft ausgebaut werden. Zudem seien sämtliche Leitungen für Regenwasser, Abwasser, Trinkwasser, Gas, Strom, Telefon und Glasfaser in die Ausbauplanungen einbezogen. Wann tatsächlich gebaut werden kann, sei aufgrund langwieriger Planfeststellungsverfahren noch nicht klar, ist vom Lasuv zu erfahren.

„Dann wird das wohl vor 2025 nichts“, mutmaßt der Bürgermeister. Außerdem müssten vorher noch Grundstücksangelegenheiten in der Kommune geklärt werden. „Die Sanierung der Bundesstraße ist für uns immens wichtig, denn das tangiert viele Einwohner. Das muss endlich kommen“, sagt Zeiler.