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Tut Bischofswerda zu wenig für die Innenstadt-Händler?

Der Stadtrat hat ein Konzept für die Entwicklung des Einzelhandels beschlossen. Jetzt regt sich Kritik - besonders in einem Punkt.

Von Richard Walde
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Tobias Beschow vom Delicat-Laden in Bischofswerda hat Angst, dass immer weniger Kunden den Weg in die Innenstadt finden.
Tobias Beschow vom Delicat-Laden in Bischofswerda hat Angst, dass immer weniger Kunden den Weg in die Innenstadt finden. © SZ/Richard Walde

Bischofswerda. An der Ecke zwischen Altmarkt und Bahnhofsstraße in Bischofswerda verkauft Tobias Beschow seit fast einem Jahr Delikatessen wie Schinken, Käsespezialitäten, Olivenöle und Nudeln. Er betreibt dort ein Lädchen - und übt Kritik an den Plänen der Stadt hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Einzelhandels.

Seiner Meinung nach wird das Zentrum von Bischofswerda durch das kürzlich vom Stadtrat beschlossene Einzelhandels- und Zentrenkonzept noch uninteressanter gemacht. "Die Belebung der Innenstädte mit zentrumsnahen Einkaufsmärkten mit Vollsortiment sehe ich als Einzelhändler im direkten Stadtzentrum sehr kritisch, wenn nicht sogar kontraproduktiv für ein attraktives Leben", sagt er im Gespräch mit Sächsische.de.

Der geplante Edeka-Markt an der Stolpener Straße bringe keinen Aufschwung für den ohnehin immer leerer werdenden Altmarkt. "Die Einkaufsmöglichkeiten im Stadtzentrum von Bischofswerda haben in den letzten 20 Jahren eine desaströse Entwicklung genommen", sagt Tobias Beschow und verweist auf geschlossene Geschäfte für Haushaltsgeräte, Schuhe sowie Bäcker, Fleischer und die seit letztem Jahr leerstehende Filiale der Commerzbank.

Stadt sieht durch Edeka positive Effekte fürs Zentrum

Diese Aussage wird auch im Einzelhandels- und Zentrenkonzept bestätigt. "Auf die Bischofswerdaer Innenstadt entfallen lediglich rund 16 Prozent des gesamtstädtischen Verkaufsflächenangebots, was als deutlich ausbaufähig zu bewerten ist", heißt es dort.

Genau dieser Ausbau soll laut Rathaus auch mithilfe des neuen Edeka-Markts gelingen. "Die Stadt sieht positive Effekte für die Innenstadt durch die Ansiedlung von Edeka", teilt Sprecher Sascha Hache mit. Und Wirtschaftsförderer Manuel Saring erklärt, warum: "Edeka hat aufgrund des höherwertigen Sortiments im Vergleich zu Discountern einen guten Zuspruch beziehungsweise Zulauf und wird eine größere Kundschaft anziehen." Aufgrund der Lage werde auch die Innenstadt davon profitieren. Negative Auswirkungen werde es laut Saring nicht geben, weil an genau diesem Standort ja bereits seit vielen Jahren ein Einkaufsmarkt existiert.

Dass es kleine Geschäfte in der Innenstadt jedoch schwer haben, sei nicht neu. "Der Einzelhandel in der Innenstadt steht auch ohne Ansiedlung von Edeka vor großen Herausforderungen in den nächsten Jahren. Dem lokalen Einzelhändler muss es gelingen, die Kundschaft von Edeka für den Einkauf in der Innenstadt zu begeistern", betont Saring.

Befürchtung: Edeka-Kunden kommen nicht ins Zentrum

Doch genau das sieht Tobias Beschow als Problem. "Der kleine Händler mit geringem und feinem Sortiment wird weiter klein gehalten", sagt er. Er glaubt auf keinen Fall, dass sich Edeka-Kunden vor oder nach ihrem Einkauf zu Fuß in die Innenstadt begeben. "Ist das Auto voll mit Nahrungsmitteln, bleibt keine Zeit mehr für einen Stadtbummel", vermutet er.

Außerdem sieht Beschow den geplanten Fußweg von Edeka ins Zentrum als Problem an. "Die angegebene Weglänge von unter fünf Minuten Fußweg bis zur Innenstadt wird für gesunde Menschen kein Problem sein, für Ältere über 70 mit Geh-Einschränkungen und eventuell Rollator ist das über zahlreiche Bordsteine eine große Herausforderung und wird daher abgelehnt", schätzt er ein.

"Gut bewachter Parkplatz und Imbissbudenmarkt"

Dem widerspricht die Stadtverwaltung grundsätzlich - mit einer Einschränkung. Dass die aktuell in Planung befindliche Brücke über die Wesenitz völlig ohne Aufwand zu überwinden zu sein wird, könne man noch nicht versprechen. "Sie wird nach dem heutigen Stand der Technik unter Berücksichtigung der Belange des Hochwasserschutzes errichtet. Der weitere Weg ist barrierefrei, über den Parkplatz gelangt man auf die Herrmannstraße, die bereits neu hergerichtet ist", erklärt Hache.

Doch auch diejenigen, die nach ihrem Einkauf bei Edeka den Kofferraum zuklappen und mit dem Auto ins Zentrum fahren, würden das laut Beschow wohl nicht allzu oft tun. Grund dafür seien "Parkgebühren für die Kunden und saftige Geldbußen, wenn die Parkuhr abgelaufen ist. Das kann auf dem Großparkplatz natürlich nicht passieren." Für Tobias Beschow sieht die Entwicklung der Innenstadt alles andere als rosig aus: Das Zentrum verkomme zu einem "gut bewachten Parkplatz und Imbissbudenmarkt".

Was die Stadtverwaltung für die Innenstadt tut

Wirtschaftsförderer Manuel Saring betont hingegen, dass die Stadt sehr wohl etwas für die Innenstadt tut. Gutscheinaktionen als Unterstützung für die Händler in Zeiten der Laden-Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie, die Sanierung von Straßen und die neue Wesenitz-Brücke seien nur einige Beispiele. Auch das "Förderprogramm Innenstadt", aus dessen Topf auch Geld für die Schiebocker Tage kommen wird, sei in diesem Zusammenhang zu nennen.

Und noch etwas deute auf eine positive Entwicklung der Innenstadt hin, betont Saring: "Eine erhöhte Nachfrage nach Immobilien ist deutlich spürbar." Auch sanierungsbedürftige Häuser würden gekauft und wieder in Ordnung gebracht . Das werte das gesamte Stadtbild auf.

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