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Neue Floristin in Rammenau: „Ich bin stolz, dass ich das hier geschafft habe"

Ihr floristisches Handwerk hat sie in einer traditionsreichen Gärtnerei in Dresden gelernt; jetzt führt Linda Kinzel den Blumenpavillon in Rammenau. Familienbande führten sie hierher.

Von Miriam Schönbach
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Linda Kinzel ist die neue Floristin in Rammenau. Die junge Frau setzt mit dem Blumenpavillon eine Familientradition fort.
Linda Kinzel ist die neue Floristin in Rammenau. Die junge Frau setzt mit dem Blumenpavillon eine Familientradition fort. © Steffen Unger

Rammenau. Selbst am geschlossenen Montag stehen die Kunden vor der Tür. Linda Kinzel winkt freundlich ab. „Morgen bin ich wieder da“, sagt die 27-Jährige an ihrem Blumenpavillon am Markt in Rammenau. Die Eröffnung ihres grünen Refugiums liegt an diesem Nachmittag erst ein Wochenende zurück. Noch immer klingen der Andrang und die freundlichen Wünsche bei der jungen Floristin nach. Jetzt heißt es für die Selbstständige durchatmen und durchstarten.

Linda Kinzel schaut sich um. Auf einem Regal steht eine gläserne Vase mit langen Frittelaria. Darunter wirbt eine große gelbe Mohnblüte um die Gunst der Käufer. Eusthomia, Dill und gelbe Craspedia – alles in Naturtönen - möchten sofort gekauft werden. Auf Verkaufstischen stehen Primeln in den buntesten Farben, Stiefmütterchen und alles, was ins frühe Blumenbeet gehört. Dazu kommen Zimmerpflanzen.

Schon als Kind hat sie Blumen geliebt

„Ich bin stolz, dass ich das hier geschafft habe. Ich hätte nie gedacht, dass mir diese Dinge, wie einen Businessplan zu scheiben, so von der Hand gehen“, sagt die Linda Kinzel und holt aus dem Regal ein Bild.

Es zeigt ein kleines Mädchen im Margeritenfeld bei Rammenau, daneben ein Spruch: „Es gibt nur einen Weg Großartiges zu leisten: zu tun, was man liebt.“ Linda Kinzel betrachtet das Kind im Bilderrahmen. „Diese Erinnerung hat mir meine Mutter zur Eröffnung des Geschäfts geschenkt. Damals war ich vier Jahre alt und habe schon Blumen geliebt“, sagt die Mutter eines kleinen Sohns.

Die Leidenschaft für alles Blühende ist kein Wunder. Schließlich gehört zur Verwandtschaft die ehemalige Gärtnerei Baumgart in Rammenau, die bis Ende des Jahres 2023 gut drei Jahrzehnte den Blumenpavillon betrieben hat. Irgendwann hörte Linda Kinzel dann die Frage, ob sie es sich vorstellen könnte, dort künftig Sträuße zu binden und Grünes zu verkaufen.

Berufswunsch war immer klar: Floristin

In jener Gärtnerei Baumgart ist Linda Kinzel in ihrer Kindheit oft zu Besuch. Viel Zeit verbringt sie auch im Forsthaus Luchsenburg in Ohorn, wo ihre Großmutter Sigrid und auch ihre Mutter Sandy bis 2014 für Gastlichkeit und leckeres Essen sorgen. Dort hilft das Mädchen gern in Küche und Hotel, viel lieber ist es aber draußen unterwegs. In die persönlichen Steckbriefe in der Grundschule schreibt sie bereits als Berufswunsch: Floristin.

Ihr Weg führt die junge Frau nach Dresden. Dort absolviert sie ihre Ausbildung in der bekannten Familiengärtnerei „Rülcker“. Deren Tradition geht bis ins Jahr 1864 zurück. Damals eröffnet Carl Julius Rülcker im Gelände des Prinz-Georg-Gartens auf der Zinzendorfstraße seinen Betrieb – mit einer Spezialisierung auf Treibflieder. 1889 wechselt der „Königliche Hoflieferant“ in die Reicker Straße, wo bis heute Gewächshäuser stehen und sich die Hauptfiliale befindet.

Ihr erster gebundener Strauß-Versuch sind Alpenveilchen mit Asparagus, ein Klassiker. „Ich dachte mir damals, für das erste Mal sieht es gar nicht schlecht aus. Es gab aber in meiner Blumenbinderklasse welche, die mit Holzlöffeln die Grundsätze des Bindens erlernt haben“, sagt die junge Selbstständige. Neben der Kunst des Blumenbindens lernt Linda Kinzel alles über Pflanzen wie auch die Ladenpflege.

"Für mich hat jede Blume etwas Schönes"

Das erste halbe Jahr ist eine echte Herausforderung, auch weil die Auszubildende für ihren Traumjob täglich um 5 Uhr in den Zug nach Dresden steigt und es bei guter Planung gerade so in den 16-Uhr-Zug zurück schafft. Sonst ist der Tag noch länger. Sie ist glücklich, wird sogar stellvertretende Filialleiterin.

Doch der Gedanke von der Blumen-Linda mit eigenem Laden lässt sie nicht los. Nach der Geburt ihres Sohns Bela rückt die Erfüllung des Traumes auch näher. Vor etwa einem Jahr fragen Sabine und Christfried Baumgart sie, ob sie den Pavillon in Rammenau übernehmen möchte.

Floristisches Handwerk gepaart mit frischer Gärtnerware soll das Markenzeichen im Blumenhaus Linda werden. Eine besondere Vorliebe bei den Blumen hat sie nicht wirklich. „Ich mag aber Fresien, weil es die Lieblingsblume meiner Mutter sind. Und ich mag Blumen, wie sie im Garten wachsen. Für mich hat jede Blume etwas Schönes“, sagt die Floristin.

In ihrem Garten wachsen Rosen und Purpurglöckchen

Selbstverständlich hat sie in ihrem Heimatort Ohorn auch einen Garten. Rosen, Pfingstrosen, Gräser und Purpurglöckchen mag sie gern im Freiland. Diese Gewächse müssen keine Angst haben, dass sie in der Blumenvase landen. Schließlich gibt es dafür jetzt den Blumenladen.

Linda Kinzel atmet einmal durch. Es ist zu spüren, der Stress vor der Eröffnung weicht nun der Vorfreude auf das Neue. „Heute habe ich zum ersten Mal gedacht: Jetzt bin ich wirklich selbstständig. Man wächst mit seinen Aufgaben, und zum Glück bekomme ich ganz viel Unterstützung durch meinen Verlobten und die Familie“, sagt sie.

Dann kommt das Bild der vierjährigen Linda mitten in der Margeritenwiese wieder als Erinnerung zurück ins Regal. Es ist Zeit für die Blumen-Linda, sich ihren großen Traum zu verwirklichen.