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Bischofswerda: Anwohner vom Traktor-Verkehr genervt

Eine Familie fühlt sich vom benachbarten Agrarbetrieb gestört. Der Chef wirbt um Verständnis - und hat zumindest in einem Punkt Abhilfe geschaffen.

Von Richard Walde
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Ärger am Gartenzaun: Am Grundstück von Friedrich Petzold in Großdrebnitz bei Bischofswerda fahren im Minutentakt schwere Traktoren mit Anhängern vorbei. Das nervt ihn und seine Familie sehr.
Ärger am Gartenzaun: Am Grundstück von Friedrich Petzold in Großdrebnitz bei Bischofswerda fahren im Minutentakt schwere Traktoren mit Anhängern vorbei. Das nervt ihn und seine Familie sehr. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Für Friedrich und Helga Petzold ist die Nachtruhe immer schon in den frühen Morgenstunden vorbei. "Um 5.30 Uhr früh geht’s hier los", berichtet der pensionierte Fischer aus dem Bischofswerdaer Ortsteil Großdrebnitz im Gespräch mit Sächsische.de. Damit meint er den Arbeitsbeginn bei der angrenzenden Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft. Dann fahren ständig Traktoren am Haus der Familie vorbei, in dem die beiden nicht alleine leben.

"Meine Kinder und Enkel schlafen auf der Seite zur Straße, denn das ist baulich anders gar nicht möglich. Da kann man sich ja vorstellen, was da früh für ein Krach ist", fügt Helga Petzold an, die das als sehr belastend für alle Hausbewohner empfindet. "Meine kleine Enkelin brüllt oft wie am Spieß, denn das Kind kommt damit nicht mehr klar", sagt sie.

Lärm, Gestank und Dreck - darüber klagt Familie Petzold am meisten. Zwar hat der Agrarbetrieb schon seit vielen Jahren seinen Standort in Großdrebnitz, aber die Belastung sei in den letzten Jahren immer schlimmer geworden. Vor rund drei Jahren ging es richtig los, berichtet Helga Petzold. Damals hat der Agrarbetrieb auf Öko-Landwirtschaft umgestellt.

"Wenn das mal ein paar Wochen im Jahr so wäre, da müssten wir durch. Aber es geht ja täglich von früh bis spät", betont Helga Petzold. Zwischen Februar und November gebe es durchgehend keinen ruhigen Tag mehr. "An Karfreitag, einem kirchlichen Feiertag, hatten wir gehofft, dass wir Ruhe haben, aber daraus wurde nichts", klagt sie. "Man kann so wirklich nicht mehr leben."

Landwirt: "Landwirtschaft gehört aufs Land"

Das sei überspitzt, und seine Firma arbeite stets im rechtlichen Rahmen, sagt Patrick Rückert, Geschäftsführer der Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft. "Es ist seit den 1970ern schon so und nicht erst seit gestern - das wissen die Anwohner auch", betont er. Doch er verstehe Petzolds auch, wenn sie sagen, dass sie die Traktoren teilweise von früh bis spät hören.

"Ja, es ist relativ viel Verkehr, aber wir haben auch stellenweise ein kurzes Zeitfenster, wo wir unsere Ernte einfahren können, um die Qualität zu halten", erklärt Rückert. Am Wochenende seien seine Mitarbeiter mit den rund 30 firmeneigenen Traktoren aber nur im Notfall unterwegs. Beispielsweise dann, wenn zuvor lange Zeit schlechtes Wetter war und man nichts auf den Feldern machen konnte. Genau so sei es in diesem Frühjahr gewesen. "Wir haben die agronomischen Termine im Hintergrund, also wann die Sommerkulturen eingebracht werden müssen, damit etwas wächst", sagt Rückert. Denn Ernteausfälle könne man sich keinesfalls leisten.

Außerdem sei es ganz normal, dass es in jedem Dorf zumindest einen Bauern gibt, der seinem Job nachgeht, und Traktoren auf den Straßen unterwegs sind. "Die Landwirtschaft gehört zum dörflichen Leben einfach dazu, und ich hoffe, dass es in jedem Dorf noch ein bisschen Landwirtschaft gibt", sagt Rückert.

Vorschlag: Traktoren sollten andere Zufahrt nutzen

Laut Helga Petzold gäbe es durchaus eine Möglichkeit, die Belastung für die Familie zu reduzieren. "Eine Lösung wäre, mehr über den Weg nach Bühlau zu fahren, damit hier weniger Verkehr ist", sagt sie. An der Rückseite der Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft führt die schmale Bühlauer Straße in Richtung des Großharthauer Ortsteils.

"Eine Verlegung des Verkehrs auf den Feldweg in Richtung Bühlau ist nach Aussage der Agrargenossenschaft nicht möglich, da dieser zu schmal ist, um Begegnungsverkehr zu ermöglichen", teilt Sabine Rötschke vom Landratsamt Bautzen mit. Bei der Kreisbehörde hatten sich Petzolds über die Situation vor ihrem Haus beschwert.

Die Traktoren fahren trotzdem teilweise auf der Bühlauer Straße, versichert Patrick Rückert. "Wenn wir beispielsweise in Lauterbach oder Bühlau sind, fahren wir von hinten auf unser Gelände drauf", betont er. Denn diese Einfahrt aufs Gelände der Agrarbetriebsgesellschaft sei, wie auch jene vor der Haustür von Familie Petzold, öffentlich und ohne Auflagen nutzbar.

Würde die Bühlauer Straße ausgebaut werden, um sie in beide Richtungen mit Traktoren befahren zu können, würde es das Problem aber nicht lösen, schätzt Patrick Rückert ein. "Dann wäre es in Bühlau genau das gleiche Thema wie jetzt hier." Aber er gebe sein Bestes, um seine Fahrer auf den beiden Routen so ausgeglichen wie möglich zu verteilen.

Getreide-Silos verursachten zu viel Lärm

Noch etwas anderes hat Familie Petzold sehr gestört, dabei gibt es aber bereits eine spürbare Verbesserung. Die vor Kurzem neu errichteten Getreidesilos hatten zu Beginn viel zu viel Lärm verursacht. Daraufhin beschwerte sich die Familie beim Landratsamt.

"Schallpegelmessungen haben gezeigt, dass die Anlagen zu laut waren", heißt es von der Behörde. In der Folge habe die Agrarbetriebsgesellschaft den Lärmschutz verbessert. "Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde mittels erneuten Schallpegelmessungen durch einen von der Agrargenossenschaft beauftragten Gutachter bestätigt", betont Rötschke.

Trotzdem gibt es laut Rückert weiterhin eine Auflage, die man in jedem Fall erfüllen werde. Spätestens um 22 Uhr muss die Anlage abgeschaltet werden, und auch die Traktoren würden um diese Zeit in der Regel abgestellt.