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Neukirch: Geplante Straße in neuem Gewebegebiet sorgt für Diskussionen

Nach dem Abriss einer alten Fabrik in Neukirch/Lausitz sollen auf dem Areal neue Gewerbeflächen und eine Erschließungsstraße entstehen. Die Trasse ist umstritten.

Von Bettina Spiekert
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Parallel zur Leibingerstraße in Neukirch soll für das geplante Gewerbegebiet eine Umgehungsstraße entstehen. Die Trassenführung ist allerdings umstritten.
Parallel zur Leibingerstraße in Neukirch soll für das geplante Gewerbegebiet eine Umgehungsstraße entstehen. Die Trassenführung ist allerdings umstritten. © Steffen Unger

Neukirch/Lausitz. Das Thema beschäftigt die Neukircher seit Jahren. Vor allem die Einwohner des Oberdorfs sehen die Erweiterungspläne des Werkzeugmaschinenproduzenten Trumpf Sachsen und die Ansiedlung weiterer Unternehmen auf einem Areal an der Leibingerstraße in Neukirch kritisch. Der erste Bebauungsplan der Trumpf Sachsen GmbH stammt bereits aus dem Jahr 2008, sagte Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (CDU) in der jüngsten Ratssitzung. Dieser sei rechtsgültig und bestätigt.

Nun hat der Gemeinderat beschlossen, dass der Bebauungsplans geändert werden soll und die Planungsleistungen dazu vergeben. Bei der Abstimmung zur Änderung enthielten sich jedoch 6 der 16 Gemeinderäte. Denn der Redebedarf zu diesem Beschluss war nicht nur bei den Räten groß. Auch die Zuschauerplätze waren wegen genau dieser Abstimmung gut gefüllt und viele Einwohner meldeten sich deswegen zu Wort.

Gemeinde muss Gewerbeflächen schaffen

Vor zwei Jahren begann der Abriss der ehemaligen Kofferfabrik. Die hatte die Gemeinde bereits 2017 genau für diesen Zweck ersteigert. Schon vorher wurde auf dem heutigen Trumpf-Gelände der Weg geebnet für neue Industrieansiedlungen: Bereits 2015 musste eine Villa an der Leibingerstraße neuen Produktionshallen des weltweit tätigen Konzerns weichen. Der Abriss der Fabrik, die 1896 ursprünglich als mechanische Weberei errichtet wurde, startete 2022 und war im Jahr 2023 beendet.

Rund 2,6 Millionen Euro erhielt die Gemeinde laut dem Bürgermeister aus dem Förderprogramm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ auch für die Revitalisierung des Areals. Etwa 1,6 Millionen Euro waren dabei für den Abriss des Gebäudes der Kofferfabrik vorgesehen. Zum Förderprogramm gehört auch, dass die Kommune bis Juni 2025 vermarktungsfähige Gewerbeflächen am Standort der ehemaligen Brache zu schaffen hat.

Neue Umgehungstraße soll nahe der Wesenitz entstehen

Das gesamte Areal soll, so sagte Cornelia Würz-Lehmann, die Bauamtsleiterin der Gemeinde Neukirch, bei der Vorstellung der geplanten Änderung, in zwei oder drei Einheiten aufgeteilt werden. Auf dem Gelände werde sich also nicht nur die Firma Trumpf erweitern, sondern es würden sich auch andere Unternehmen ansiedeln, sagte sie. Dass es diese Anfragen gibt, hatte der Bürgermeister schon vor Jahren bestätigt. Die Kosten des Bebauungsplanverfahrens werden auf 53.500 Euro geschätzt und jeweils zur Hälfte von der Gemeinde und dem Werkzeugmaschinenproduzenten getragen.

Für Diskussionen sorgte bei den anwesenden Einwohnern vor allem die geplante Erschließungsstraße. Die soll vom Weifaer Weg über die Waldstraße geradeaus Richtung Wesenitz verlaufen und dann etwa im 90-Grad-Winkel entlang der Wesenitz geführt werden. Der weitere Verlauf ist dann mit einer 90-Grad-Kurve wieder Richtung Leibingerstraße vorgesehen.

Diese geplante Umgehungsstraße sei, so Würz-Lehmann, für die Logistik des Gewerbegebietes immens wichtig. Denn schon jetzt würden täglich, so wiesen Nachbarn hin, etwa 40 große Laster die Leibingerstraße entlang fahren. Bezahlt werden soll der Bau der Straße nach Aussage des Bürgermeisters nicht von der Gemeinde, konkret wurde er dabei nicht.

Anwohner fürchten Lärm und noch mehr Verkehr

Gemeinderat Knuth Pietsch (AfD) wies darauf hin, dass ein Teil der Straße über Feuchtwiesen und Überflutungsflächen der Wesenitz verlaufen soll. Er halte es für undenkbar, dass dort gebaut werden könne. Das sei nur möglich, wenn die Straße auf einer Strecke von rund 200 Meter als Brücke errichtet werde.

Ein Einwohner monierte, dass es ein offenes Geheimnis sei, dass mit der Umgehungsstraße die jetzt öffentliche Leibingerstraße dazwischen gesperrt und als Anlieferstraße für Trumpf ausgewiesen werde. Das sollte man dann auch so sagen und zudem nach Alternativen suchen.

Die direkten Nachbarn treibt vor allem das hohe Verkehrsaufkommen und der Lärmschutz um, wenn Laster künftig enge Kurven auf der neuen Umgehungsstraße fahren und an einer neuen Kreuzung halten müssen.

Ob und in welcher Dimension das Projekt realisiert wird, sei noch offen, betonte Bürgermeister Jens Zeiler. Der Verlauf der geplanten Straße sei derzeit nur eine gelbe Linie auf dem Papier und noch nicht in Stein gemeißelt. Deswegen schiebe die Gemeinde dieses Bebauungsplanverfahren an, sagte er.