Bischofswerda. Premiere mit viel Prominenz: Die jungen Blutsbrüder reiten wieder durch Bischofswerdas Stadtwald. Die Doppelpremiere des Karl-May-Klassikers „Winnetou I“ haben am 25. Juni 2023 rund 1.000 Zuschauer gesehen. Mit der Jubiläumsinszenierung anlässlich der Gründung der kleinsten Karl-May-Spiele Deutschlands im Jahr 1993 wurde die umgebaute Waldbühne wiedereröffnet. „Hinter uns liegt ein wahnsinniges Wochenende. Ich bin froh, dass alles gutgegangen ist. Dieses Mal war die Anspannung schon höher als üblich - auch wegen der zahlreichen Ehrengäste“, sagt Uwe Hänchen. Er gilt als Ideengeber für die jährlichen Wild-West-Abenteuer an Schiebocks Stadtrand-Prärie.
Für eine besondere Überraschung sorgte auf der Freiluftbühne der einstige DDR-Chefindianer. Schauspieler Gojko Mitić nutzte seine Spielzeitpause bei der Peter-Pan-Produktion auf der Felsenbühne Rathen für einen Abstecher zu seinen Freunden. „Er begleitet unser Projekt vom ersten Tag an. Unsere erste Vorstellung war am 13. Juni 1993, dem Geburtstag von Gojko Mitić‘. Wenig später haben wir schon unseren Verein gegründet“ sagt Vorsitzender Uwe Hänchen.
Deutschlands kleinste Karl-May-Spiele sind 1993 als Schulprojekt entstanden, seit 1994 sind die Abenteuer auf der Waldbühne Bischofswerda zu erleben. Seit 2002 gibt es neben dem Hauptprojekt, der Kinderbesetzung, auch eine Jugend- und Erwachsenenbesetzung.
Auch in der diesjährigen Produktion stehen wieder rund 80 Darsteller zwischen knapp 2 und 76 Jahren bei 22 Vorstellungen auf der Bühne. Sechs Aufführungen sind ausschließlich für Schüler gedacht. Die Karten waren innerhalb einer knappen Woche ausverkauft.
Die aktuelle Inszenierung erzählt, wie sich das Greenhorn Charly – wegen seines ausgeprägten Faustschlags bald Old Shatterhand genannt – und der Häuptling der Apachen, Winnetou, kennenlernen und Freunde werden. „Winnetou I“ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Erzählungen des sächsischen Schriftstellers Karl May.
Neben Gojko Mitić kamen zur Premiere auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), Landrat Udo Witschas (CDU), Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) sowie Kevin Manygoats vom Stamm der Diné. „Der Kontakt zu dem Navajo ist über das Karl-May-Museum in Radebeul entstanden. Kevin Manygoats war sehr begeistert und sieht Karl May als Türöffner für die Geschichte und Kultur seines Volkes“, sagt Uwe Hänchen.
Manygoats wuchs in einem Indianerreservat in Arizona auf. Vor knapp 20 Jahren kam der studierte Chemiker nach Deutschland; er lebt in Dresden. Der Spielgemeinschaft stand er beratend beim Programmheft wie für die Ausstellung über das Leben der Ureinwohner Nordamerikas im neuen Kultursaloon zur Seite.
Begeistert war auch Gojko Mitić von der zweifachen Teamleistung auf und hinter der Bühne. „Es gab großes Lob für die Kinder- wie für die Erwachsenenbesetzung“, sagt Uwe Hänchen, der sich über die neuen Bedingungen auf der Waldbühne freut. Die Stadt hat das Areal in weniger als zwölf Monaten für 585.000 Euro mit Hilfe von Förderung saniert. Unter anderem gibt es nun einen neuer Ton-und Lichtturm, im Kultur-Saloon wettergeschützte Plätze für 200 Zuschauer und neue Bänke für die Zuschauertraverse. Zudem ist die Freilichtbühne jetzt barrierefrei erreichbar.
Begeisterte Karl-May-Fans dürfen sich bereits auf 2024 freuen. „Es gibt erste Gedanken, dass wir zwei Vorstellungen mehr spielen könnten – auch aufgrund der großen Nachfrage“, sagt Uwe Hänchen. Das letzte Wort spricht der Verein. Bereits beschlossen ist, dass es in der kommenden Saison den zweiten Teil der Winnetou-Trilogie geben soll – und 2025 "Winnetou III" mit dem dramatischen Ende für den Häuptling der Apachen.