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Bischofswerdaer Spielleute proben fürs große Jubiläumsfest

Der Spielmannszug feiert mit über 200 Gästen am 10. September sein 60-jähriges Jubiläum. Dafür übt der Nachwuchs auch das Stillstehen und das Laufen als Strudel.

Von Miriam Schönbach
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Übung macht den Meister: Die Nachwuchs-Querflöten der Bischofswerdaer Spielleute üben zum Beispiel das gleichzeitige Aufnehmen ihres Instruments.
Übung macht den Meister: Die Nachwuchs-Querflöten der Bischofswerdaer Spielleute üben zum Beispiel das gleichzeitige Aufnehmen ihres Instruments. © Steffen Unger

Neschwitz/Bischofswerda. Aller Anfang ist schwer. Immer wieder wiederholt Benjamin Paulick die Ordnungsübungen für den Nachwuchs der Bischofswerdaer Spielleute. „Bei der Grundstellung muss zum Beispiel bei der Querflöte das dritte Loch mit dem rechten Zeigefinger zugehalten werden“, erklärt Presse-Verantwortliche Vivi-Ann Paulick die wiederkehrenden Anweisungen.

Für die Musiker zwischen 8 und 18 Jahren steht das diesjährige Sommer-Trainingslager in der Jugendherberge in Neschwitz unter einem besonderen Vorzeichen: Am 10. September feiert der Bischofswerdaer Spielmannszug mit gut 250 Spielleuten aus Sachsen sein 60-jähriges Bestehen.

Alles hört auf sein Kommando: Benjamin Paulick ist der Nachwuchsverantwortliche beim Spielmannszug Bischofswerda. Er selbst ist seit der zweiten Klasse bei den Spielleuten dabei.
Alles hört auf sein Kommando: Benjamin Paulick ist der Nachwuchsverantwortliche beim Spielmannszug Bischofswerda. Er selbst ist seit der zweiten Klasse bei den Spielleuten dabei. © Steffen Unger

Beim Jubiläumsprogramm sind selbstverständlich die Jüngsten mit von der Partie. An diesem Probe-Nachmittag ist zwar der Himmel wolkenverhangen, irgendwo weit weg in der Ferne grummelt es auch ein bisschen, trotzdem glüht es auf der Rasenfläche. Auf der viel zu warmen Tischtennisplatte liegen die Trinkflaschen.

Doch die Kinder und Jugendlichen haben nur einen Blick auf den Nachwuchsverantwortlichen Benjamin Paulick. „Hände an die Hosennaht“, fordert er gerade ein paar Knirpse auf. Danach gilt es, vom Stillgestanden in die Spielpositionen für Querflöte und Hörner zu kommen – und zwar exakt auf den vorgegebenen Takt – und ohne "Laola-Welle".

Trainingslager für den Nachwuchs in Neschwitz

Bereits seit zwölf Jahren fahren die Bischofswerdaer Spielleute mit dem Nachwuchs im Sommer ins Trainingslager. Jene, die heute den Takt angeben, standen einst genauso wie die Kinder von heute für Ordnungsübungen auf der Wiese. „Ich habe 2005 in der zweiten Klasse als kleiner Trommler angefangen und bin dann umgesattelt zu großer Trommel und Schlagwerk“, sagt Benjamin Paulick.

An seiner Seite ist bei den Proben immer Nele Liebold, die musikalische Leiterin der Spielleute. Die 22-Jährige ist erst mit 13 Jahren durch einen Umzug nach Bischofswerda zum Spielmannszug gekommen, an die Freizeiten in Neschwitz erinnert sie sich aber allzu gern.

Inzwischen studiert Nele Liebold Maschinenbau, spielt noch Saxofon in einer Bigband – und liebt die Arbeit mit den Kindern. „Es ist cool, den Fortschritt durch das Üben zu sehen“, sagt sie. Deshalb nimmt der Nachwuchs nun auch eine Marschaufstellung. Der sogenannte Strudel soll geübt werden.

In sechs Reihen stehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Übungsleitern hintereinander. Vorneweg läuft Stabführer Jörn Ganze. Nach seinem Takt richten sich die anderen Spieler aus. Die Formation setzt sich erst ohne Musik in Gang. Nach ein paar Schritten lösen sich die Reihen in einem Strudel auf. Alle laufen im Kreis, bis sich der Stabführer wieder von der Gruppe löst – und aus dem scheinbaren Wirrwarr wieder die Reihen hintereinander entstehen.

Maschinenbau-Studentin kümmert sich um Titelauswahl

Nele Liebold schaut zufrieden auf die Choreografie. Als musikalische Leiterin kümmert sie sich unter anderem um die Auswahl der Titel. „Ich versuche, die bunte Mischung zu finden. Wir haben ein Neue-Deutsche-Welle-Medley und Helene Fischer genauso im Programm wie ältere Stücke“, sagt sie. Wie aufs Stichwort stimmt die Strudel-Formation nun „Glück auf, Glück auf der Steiger kommt“ an.

Laufen und gleichzeitig spielen – das ist die hohe Kunst, aber eben auch das Typische für Spielmannszüge. So erklärt sich auch, dass viele dieser Gruppen im Zusammenhang mit dem aufstrebenden Arbeitersport in den 1920er-Jahren entstanden sind.

Rechts steckt das Horn in der Schlaufe, links gibt es die Tasche für die Querflöte. Auch der schnelle Wechsel beider Instrumente muss trainiert werden.
Rechts steckt das Horn in der Schlaufe, links gibt es die Tasche für die Querflöte. Auch der schnelle Wechsel beider Instrumente muss trainiert werden. © Steffen Unger

Die Bischofswerdaer Spielleute gehen indes auf den Pionier- und Jugendspielmannszug der SG Großdrebnitz und den Spielmannszug Bischofswerda als Teil der Betriebssportgemeinschaft „Motor Bischofswerda“ zurück. Jene Gruppe gründet sich 1962, die Großdrebnitzer muszieren von 1967 bis 1986. Anlässlich der Festwoche zu 100 Jahre Sport in ihrem Dorf finden sich die einstigen Spieler 2005 wieder als Traditionszug zusammen. Ein Jahr später schließen sie sich den Bischofswerdaer Spielleuten an – und nun wird das 60-jährige Jubiläum gemeinsam gefeiert.

Die Trainierenden machen nach dem Strudel vorerst Pause. Sie legen Marschtrommel, Querflöten, Lyra und Becken aus der Hand und setzen sich in den Schatten. „Die Kinder sind am 10. September mit einem eigenen Programm zu erleben. Wir freuen uns über alle Gäste. Wir haben vor, Bischofswerda zu rocken“, sagt Vivi-Ann Paulick – und plant schon, wie es an diesem Probennachmittag weitergehen soll. Schließlich soll auch noch ein Lied für das Jubiläumsfest einstudiert werden.

Festprogramm am 10. September ab 11 Uhr auf dem Marktplatz in Bischofswerda, unter anderem mit

  • Nachwuchsprogramm, 12 Uhr
  • Sternmarsch zum Markt und gemeinsames Spiel der Musikvereine, 13 Uhr
  • Programm der Gastvereine aus Kleinröhrsdorf, Mutzschen, Oberlichtenau, Radeberg und Zabeltitz, 14 Uhr
  • Männerchor und Traditionsspielmannszug Großdrebnitz, 16.45 Uhr
  • Festprogramm der Spielleute, 17.15 Uhr
  • Gasttrommelshows aus Mutzschen, Zabeltitz und Lommatzsch, 19.15 Uhr
  • Trommelshow-Finale mit Xtreme Drum, 20.45 Uhr
  • After-Show-Party, 21.30 Uhr
  • Abschied mit Turmbläsern, 23.50 Uhr

www.bischofswerdaer-spielleute.de