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Bretthäuselwirt zieht sich zurück

Klaus-Dieter Klaproth stand 25 Jahre hinter der Theke. Nun gibt er auf, lässt sich aber eine Hintertür offen.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Lange hat Klaus-Dieter Klaproth mit sich gerungen. Nun hat sich der Wirt der Glashütter Ausflugsgaststätte Bretthäusel entscheiden: Ende Dezember ist Schluss.

Das Bretthäusel war mal eine Brettmühle. So soll sie früher ausgesehen haben. Das Bild befindet sich im Gastraum.
Das Bretthäusel war mal eine Brettmühle. So soll sie früher ausgesehen haben. Das Bild befindet sich im Gastraum. © Frank Baldauf
So sieht das Ausflugslokal heute aus. Es befindet sich zwischen Johnsbach und Glashütte und bietet innen 35 Gästen Platz.
So sieht das Ausflugslokal heute aus. Es befindet sich zwischen Johnsbach und Glashütte und bietet innen 35 Gästen Platz. © Frank Baldauf

„Ich höre auf den Rat meines Arztes“, sagt der 59-Jährige. „Wenn ich noch ein paar Jahre leben möchte, sollte ich kürzer treten.“ Das heißt: Bald schon sollte es keine 14-Stunden-Arbeitstage mehr geben. Die waren in den letzten Jahren die Regel. Denn Klaproth führt neben dem Ausflugslokal im Prießnitztal auch noch das Gasthaus Stadt Dresden in Niedersedlitz. Dort arbeitet er von Montag bis Freitag und bietet hauptsächlich Mittagessen an. Am Freitag nach Dienstschluss fährt er ins Prießnitztal, um im Bretthäusel weiterzumachen. Hier bewirtet er Wanderer und Tagesausflügler, richtet Familienfeiern aus.

Beides geht nicht mehr, sagt der Gastwirt. Deshalb war klar, dass er eine der beiden Gaststätten abgeben muss. Dass er sich für das Stadt Dresden und gegen das Bretthäusel entschied, hat praktische Gründe. „Ich werde älter“, sagt er. In Dresden komme er mit Bus und Bahn weiter und die Fahrten zu Ärzten und Therapeuten sind nicht weit. Außerdem hat er sich in den letzten 34 Jahren einen Freundeskreis in Dresden aufgebaut. Eigentlich stammt er aus dem uckermärkischen Prenzlau. „Durch die Liebe bin ich nach Dresden gekommen“, erzählt der Gastwirt. Dort hat er dann das Stadt Dresden übernommen.

Gasthaus als zweites Standbein

In der Wendezeit war unklar, ob er es halten kann. „Ich habe mich nach einem zweiten Standbein umgeschaut“, erinnert er sich. Dabei stieß er 1991 auf das Bretthäusel, das zum Verkauf stand. Es war zwar immer in privater Hand, diente aber in den letzten Jahren der DDR als Ferienheim des VEB Eisenhammerwerks Dresden-Dölzschen und speziell als das des Freitaler Betriebsteils. In der Gastwirtschaft, die auch Pensionzimmer hat, verbrachten zwar hauptsächlich die Werktätigen des Betriebs ihren Urlaub. Wenn es freie Kapazitäten gab, wurden auch Wanderer und Tagestouristen versorgt. Damit wurde eine lange Tradition fortgeführt, sagt Klaproth. Denn schon früher hatten die Inhaber, die hier eine Brettmühle betrieben, Schankrecht, sagt Klaproth. Das besondere an dem Gebäude ist, dass es auf Luchauer Flur steht. „Darüber wundern sich viele“, sagt er. Denn Luchau liegt gefühlt ganz weit weg. Allerdings reicht die Flur bis hierher.

„Wir befinden uns im Drei-Länder-Eck“, sagt Klaproth und schmunzelt. Dort ist die Glashütter Flur und dort die Johnsbacher, erklärt er und zeigt auf die Gärten und Gebäude in der unmittelbaren Umgebung. Das alles hatte der Gastwirt mal auf einer Homepage beschrieben. Als der Anbieter, auf dessen Hauptrechner diese Seite lief, seinen Betrieb einstellte, war auch die Seite weg. Der Gastwirtschaft hat es nicht geschadet. Sie hat seit jeher eine treue Kundschaft, die aus Johnsbach, Glashütte und der näheren Region sowie Dresden kommt, um hier zu wandern und danach einzukehren. Oder die einfach so zum Sonntagsausflug kommt.

Gerade um seine Stammkunden tut es dem Gastwirt leid. Deshalb versucht er auch, die Gastwirtschaft als solche zu erhalten. Schließlich weiß er, wie es in und um Glashütte um Einkehrmöglichkeiten bestellt ist. So kündigte Michael Schirmer bereits im Sommer an, dass sein Gasthaus Goldnes Glas schließen und nur noch zu besonderen Anlässen öffnen wird. Schon das wurde in Glashütte mit Bedauern registriert. Nun schließt das Bretthäusel. „Ich suche nach einem Nachfolger“, sagt der Gastwirt. Und es gibt schon einige, die das Haus kaufen würden. Doch als Gastwirtschaft würde es keiner weiterbetreiben. Klaproth kann das verstehen. Wer möchte heute schon von früh bis abends und auch am Wochenende arbeiten. Viele sind es nicht. Klaproth hofft dennoch, dass er einen Gastwirt als Nachfolger findet. Eine Gastwirtsfamilie hätte hier ihr Auskommen, sagt der 59-Jährige.

Ganz großem Druck will sich der Dresdner aber nicht aussetzen. Er wartet auf Angebote. Denn nicht jeder, der ein Interesse bekundet, hat dann auch konkrete Absichten. Deshalb hat Klaproth einen Plan B. Und der sieht so aus: Sollte es keinen ernsthaften Interessenten geben, wird er das Bretthäusel auch 2017 weiter öffnen. Dann allerdings nur noch sonntags. Freitagabend und sonnabends bleibt es geschlossen.