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Bürger bauen – noch unendlich viel Arbeit ist garantiert

An der Jahnhalle in Meißen geht es voran – doch vor dem Aufbau, kommt der Abbau.

Von Udo Lemke
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So sieht es derzeit in der Jahnhalle aus: Im Sommer wurde um die Stützbalken der umlaufenden Galerie Sicherungsgerüste gebaut, außerdem wurden sechs Stahlseile zwischen den Längswänden des Gebäudes gespannt. „Die halten die Halle zusammen“, hatte Zimmerme
So sieht es derzeit in der Jahnhalle aus: Im Sommer wurde um die Stützbalken der umlaufenden Galerie Sicherungsgerüste gebaut, außerdem wurden sechs Stahlseile zwischen den Längswänden des Gebäudes gespannt. „Die halten die Halle zusammen“, hatte Zimmerme © Claudia Hübschmann

Meißen. Das Zahlenverhältnis sagt alles: Zum 31. Oktober sind bei geschätzten Kosten für den Wiederaufbau der Jahnhalle von 1,9 Millionen Euro gut 125 000 Euro an Leistungen erbracht worden – das entspricht 6,6 Prozent. Es müssen also noch 93,4 Prozent der geplanten Leistungen erbracht werden. Und zwar nicht bis irgendwann, sondern bis zum 31.12. 2022 müssen 75 Prozent der Leistungen erbracht sein.

 „Ist ein Nachweis nicht möglich, fällt das Objekt an die Stadt Meißen zurück.“ So steht es im Stadtratsbeschluss vom 29. März, wonach die Bürgerstiftung Meißen die Jahnhalle samt Freigelände – insgesamt knapp 9 500 Quadratmeter – und Nebengebäude für einen Euro von der Stadt Meißen gekauft hat. Ob das zu schaffen sei, lautet die Frage an Ina Heß, die Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung. „Wenn wir es bis 2022 nicht geschafft haben, dann schaffen wir es nie.“

Nur 6,6 Prozent der notwendigen Leistungen sind bislang erbracht. Das klingt wenig. Aber, wer das Geschehen um die Jahnhalle in diesem Jahr verfolgt hat, wird zu einem ganz anderen Schluss kommen. Im denkmalgeschützten Jugendstilgebäude von 1895 wurde in diesem Jahr vor allem Schutt beräumt, auch der, der beim Ausbau des Hallenbodens und von Decken anfiel.

 Acht Arbeitseinsätze fanden statt, wobei 159 Bürger mithalfen und 882 Arbeitsstunden geleistet wurden. Und im Sommer waren zwölf Jugendliche mit dem Internationalen Bauorden für zehn Tage zu Gast. Sie bauten die alten Wandverkleiddung und Holzbauten aus und legten ein Stück der ursprünglichen Wandbemalung frei, sodass insgesamt noch einmal 960 Arbeitsstunden geleistet wurden. Derzeit ist der Hallenboden so weit freigelegt, dass mit der Schwammsanierung begonnen werden kann, wofür weitere 20- bis 30 000 Euro vorgesehen sind.

Dabei geht es um die Beseitigung des Echten Hausschwamms aus dem Mauerwerk, sagt Norbert Hess, der als Architekt die Sanierung der Jahnhalle begleitet: „Die Wände werden abgeflammt und in das Mauerwerk kommen Schwammgift-Injektionen.“ Das Ganze soll noch in diesem Jahr begonnen werden, damit es im kommenden zügig weitergehen kann. 

Dann ist vorgesehen, dass das Dach des Gebäudes komplett ab- und mit Biberschwänzen neu eingedeckt wird. Danach soll die Fassadensanierung beginnen. Das heißt, dass der alte Putz abgeschlagen wird. Das wird aber nur gemacht, wenn auch das Geld für den neuen Putz da ist, denn man will ja das Gerüst nur einmal stellen, erklärt Architekt Hess.

Was das Geld betrifft, so hat die Bürgerstiftung 500 000 Euro an Denkmalpflegemitteln bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters beantragt. Ina Heß hofft, dass Anfang des Jahres der Bescheid darüber ergeht. Sie sieht die Jahnhalle als Gebäude von bundesweiter Bedeutung. 

Nicht nur, was ihre Architektur mit dem markanten Tonnengewölbe und der umlaufenden Galerie betrifft, sondern auch wegen ihrer außergewöhnlichen Lage und vor allem wegen ihrer Entstehungsgeschichte. Haben doch Meißner Bürger die Jahnhalle quasi in Eigenregie errichtet. Insofern schließt sich der Kreis zum Hier und Jetzt.

www.buergerstiftung-meissen.de