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Busfirma in Pirna schafft toten Winkel ab

Der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge investiert in mehr Sicherheit, bevor etwas passiert. Von den Abbiegeassistenten profitieren alle.

Von Gunnar Klehm
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Immer mehr Busse des RVSOE werden mit einem solchen Radar ausgestattet.
Immer mehr Busse des RVSOE werden mit einem solchen Radar ausgestattet. © Norbert Millauer

Die Verantwortung fährt immer mit und manchmal auch die Angst vor dem Ungewissen im toten Winkel. Doch jetzt sitzt Busfahrer Uwe Pietrusiak erleichtert auf seinem Fahrersitz und sagt: "Es ist schön, dass die Fahrzeuge nachgerüstet werden".

Um für noch mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen, hat die Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH (RVSOE) zehn Linienbusse mit Abbiegeassistenten ausgestattet. "Weitere vier folgen demnächst noch", erklärt Geschäftsführer Uwe Thiele.

Die neue Technik soll das gefahrlose Rechts-Abbiegen der Busse erleichtern. "Das ist schon eine große Unterstützung", sagt Pietrusiak. Seit zwölf Jahren fährt er für den hiesigen Regionalverkehr. Gerade bei einem Gelenkzug sei die neue Technik von großem Vorteil.

Abbiegeassistent wird bald zur Pflicht

Pietrusiak verschafft sich von seinem Fahrersitz aus einen Überblick über die Verkehrssituation, setzt den Blinker und will nach rechts abbiegen. Plötzlich läuft jemand schnell am Bus vorbei. Ein deutliches Piepen ertönt. Der Busfahrer schaut noch mal nach rechts in den Außenspiegel und sieht die Person. Erst als sie stehen bleibt, fährt Pietrusiak los.

Bewegt sich jemand im toten Winkel, den der Busfahrer schlecht im Rückspiegel einsehen kann, registriert das der Abbiegeassistent und gibt hörbar und sichtbar ein Signal ins Cockpit des Busses. Vier Lämpchen leuchten an einem kleinen Gerät, das neben der vorderen Einstiegstür befestigt ist, in Blickrichtung zum Außenspiegel. Ein Radar, das außen an den Bussen angebracht ist, überwacht den rechten toten Winkel des Fahrzeugs. Werden Personen oder auch Objekte erkannt, welche sich in der Gefahrenzone befinden, signalisiert das der technische Assistent dem Fahrer. 

Der RVSOE investiert damit schon jetzt in ein Sicherheitssystem, das der Gesetzgeber bislang noch nicht vorschreibt. Eine europaweite schrittweise verpflichtende Einführung von Abbiegeassistenten ist erst ab Juli 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab Juli 2024 für neue Fahrzeuge vorgesehen, teilt das Bundesverkehrsministerium mit. Damit aber jetzt schon etwas passiert, hat das Ministerium ein Förderprogramm für die freiwillige Aus- beziehungsweise Nachrüstung von Lkws und Bussen aufgelegt.

Für Busfahrer Uwe Pietrusiak ist der neue Abbiegeassistent eine Unterstützung beim sicheren Abbiegen.
Für Busfahrer Uwe Pietrusiak ist der neue Abbiegeassistent eine Unterstützung beim sicheren Abbiegen. © Norbert Millauer

Tödliche Unfälle beim Abbiegen

Wie nützlich diese Technik sein kann, zeigen zahlreiche Unfälle. Zu den besonders traurigen Beispielen zählt ein Unfall an der Bundesstraße B172. Im vorigen Jahr hatte ein Lkw beim Abbiegen in Heidenau einen Radfahrer erfasst und tödlich verletzt. In diesem Sommer starb eine Radfahrerin in Coswig, als sie unter einen abbiegenden Sattelauflieger geriet. 

Beim RVSOE ist in den vergangenen Jahren zum Glück kein solcher Unfall passiert. Die Problematik ist aber ähnlich wie bei Lkws. Das Unternehmen will zudem reagieren, bevor etwas passiert. "Man muss auf so vieles als Busfahrer achten", sagt Pietrusiak. 

Auf Radfahrer müsse man dabei tatsächlich am meisten aufpassen, weil sie so schnell von einem Moment zum nächsten da sein können. Mit den E-Bikes, die oftmals noch höhere Geschwindigkeiten ermöglichen als herkömmliche Fahrräder, würde sich die relative Unfallgefahr noch mal steigern.

Kleine Technik mit großer Wirkung. Dieses Gerät signalisiert Busfahrern, wenn sich im toten Winkel Personen bewegen.
Kleine Technik mit großer Wirkung. Dieses Gerät signalisiert Busfahrern, wenn sich im toten Winkel Personen bewegen. © Norbert Millauer

Der tote Winkel kann Busfahrer schnell in schwierige Situationen bringen, heißt es vom RVSOE. Gerade beim Rechtsabbiegen sind Fußgänger oder Radfahrer oft erst in letzter Sekunde zu erkennen. Radfahrer zählen zu den am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmern.

Die neue Technik wurde erst mal in den Bussen vom Typ Setra 415 LE Business installiert. Das kostete jeweils rund 2.500 Euro. Vom Bund wurden dazu Fördermittel in Höhe von 1.500 Euro pro System bereitgestellt. Demnächst nimmt der Regionalverkehr planmäßig vier weitere Fahrzeuge in Betrieb, die bereits ab Werk mit einem Abbiege-Assistenten ausgestattet sein werden.

Die Gefahr von schweren Unfällen werde damit reduziert und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht, heißt es vom RVSOE. Für die Busfahrer und sonstigen Berufskraftfahrer erleichtert es zudem den täglichen Job.

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