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Textilmaschinenhersteller Terrot in Chemnitz beantragt Insolvenz

Die traditionsreiche Textilindustriefirma Terrot in Chemnitz ist in einer wirtschaftlichen Krise. Wieder einmal. Fast 200 Mitarbeiter bangen.

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Der traditionsreiche Textilmaschinenproduzent Terrot GmbH hat Insolvenz beantragt.
Der traditionsreiche Textilmaschinenproduzent Terrot GmbH hat Insolvenz beantragt. © Archivfoto: Wolfgang Schmidt

Chemnitz. Eines der größten und bekanntesten Textilindustrieunternehmen Sachsens, die Terrot GmbH in Chemnitz, hat Insolvenz beantragt. Das gab das Amtsgericht Chemnitz am Donnerstag bekannt. Zur Sicherung des Firmenvermögens setzte das Gericht den in Wirtschaftskreisen bekannten Anwalt Nils Freudenberg als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Jüngsten öffentlichen Zahlen zufolge hat Terrot mehr als 170 Mitarbeiter.

Terrot bezeichnet sich als "ältester bestehender Rundstrickmaschinenhersteller der Welt". Ursprünglich in Baden-Württemberg gegründet, verlegte die Firma 2006 ihren Sitz nach Chemnitz an den Standort des ehemaligen VEB Strickmaschinenbaus aus dem Kombinat Textima. 2012 feierte das Unternehmen sein 150-jähriges Jubiläum. Rundstrickmaschinen kommen bei der Produktion von Oberbekleidung und Wäsche, funktioneller Sport- und Freizeitbekleidung sowie der Bademode, bei Matratzen und Heimtextilien zum Einsatz.

Bis Ende 2019 führte Andreas von Bismarck das Unternehmen - und schaffte es 2015 beim Wettbewerb "Sachsens Unternehmer des Jahres" unter die besten fünf. Er starb vier Jahre später unerwartet im Alter von nur 40 Jahren. Seitdem stehen der Jurist Robert Czajkowski und der Banker Dirk Lange an der Spitze.

Aussichten im Abschluss 2021 noch positiv

In ihrem Jahresabschluss 2021 hatte das Führungsduo die Lage der Firma noch positiv dargestellt. Man strebe die Digitalisierung der Maschinen an, wolle das Angebot von Fernwartungen erhöhen und weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren. Umsatz und Ergebnis seine binnen Jahresfrist erheblich verbessert worden. So seien die Erlöse um gut neun auf fast 34 Millionen Euro gestiegen. Das Ergebnis kletterte gar von minus 3,8 Millionen Euro auf 5,6 Millionen Euro. "Die Geschäftsleitung beurteilt den Geschäftsverlauf 2021 als positiv, aber herausfordernd", heißt es im Jahresabschluss. Die Liquidität sei zwar in einer "angespannten, aber gesicherten Situation" gewesen.

Den Abschluss unterzeichneten Czajkowski und Lange im Juli 2022. In ihrem Geschäftsausblick schreiben sie, dass man trotz Corona und Ukraine-Konflikt für 2022 von einem "nochmals spürbaren Umsatzzuwachs" ausgeht. In der Folge werde auch ein positives operatives Ergebnis erwartet. Die Hauptabsatzmärkte für Terrot waren 2021 die Türkei und die USA sowie Indien und China. Insgesamt seien Geschäfte in 28 Ländern realisiert worden.

Das Unternehmen steckte bereits Anfang 2020 in Turbulenzen und hatte 2001 schon einmal Insolvenz beantragt, damals noch beim Amtsgericht Stuttgart. (SZ/uwo)

Aktenzeichen: 305 IN 179/23