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Auf dem Weg zum Global Player

Staffbase hat die Kommunikation vieler Firmen verändert. Martin Böhringer, Frank Wolf und Lutz Gerlach wurden für den Unternehmerpreis nominiert.

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Martin Böhringer, Geschäftsführer des Chemnitzer Unternehmens Staffbase
Martin Böhringer, Geschäftsführer des Chemnitzer Unternehmens Staffbase © Uwe Mann

Von Christoph Ulrich

Chemnitz. Viele Unternehmen stehen vor einem tief greifenden Wandel, bei dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitziehen müssen. Die Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle, neue Märkte, Homeoffice: die Herausforderungen für Unternehmensleitungen sind groß. Dabei wird die Kommunikation mit den Beschäftigten immer wichtiger. Nur wenn für alle Klarheit herrscht, wo das Unternehmen hin will, kann zielgerichtet gearbeitet werden.

„Es besteht die Notwendigkeit, ein Unternehmen schnell zu wandeln, aber es fehlen die Werkzeuge, um die Beschäftigten zu erreichen. Das ist das Kernproblem, das wir lösen“, erklärte Martin Böhringer, Geschäftsführer (CEO) des Chemnitzer Unternehmens Staffbase, das sich in den vergangenen Jahren zum marktführenden Anbieter einer Kommunikationsplattform für alle Kanäle der internen Kommunikation entwickelt hat. Die von Staffbase auf den Markt gebrachte Mitarbeiter-App erwies sich als Selbstläufer. „Wir mussten keine Klinken putzen, die Kunden kamen von selbst auf uns zu“, sagte Böhringer, der Staffbase 2014 zusammen mit seinen Geschäftsführer-Kollegen Frank Wolf und Lutz Gerlach gegründet hat.

Zu der Zeit nutzten die meisten Unternehmen ein Intranet, um ihre Mitarbeiter zu informieren. Doch damit konnte oft nur ein kleiner Teil der Belegschaft erreicht werden. Nur wer einen PC-Arbeitsplatz hatte, konnte zugreifen. Vertrieb, Produktion, Montage oder auch die Lkw-Fahrer blieben außen vor. Die Mitarbeiter-App von Staffbase änderte das. Jeder der ein Smartphone hat, kann an der Firmenkommunikation aktiv und passiv teilnehmen. „Public Relation nach innen ist ein essenzieller Bestandteil von Führung. Unsere Software sorgt für eine bessere Unternehmenskultur“, zeigte sich Böhringer überzeugt. Kommunikation sein ein Wachstumsmarkt. „Wir verstehen uns als Partner für Kommunikationsabteilungen und nicht als Software-Lieferant“, meinte der Staffbase-Chef.

Rasanter Wachstumsprozess

Der Erfolg gibt ihm recht. Staffbase hat einen rasanten Wachstumsprozess hinter sich. 2018 ist das Team auf über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Der Umsatz stieg von rund zehn Millionen Euro im Jahre 2019 auf jetzt knapp 45 Millionen Euro. Inzwischen arbeiten bei dem Chemnitzer Unternehmen an 16 Standorten 521 Beschäftigte aus 45 Nationen. „Wir haben derzeit über 50 Stellen zu besetzen“, sagte Böhringer.

Staffbase hatte früh auf eine internationale Präsenz gesetzt und bereits 2016 ein Büro in New York eröffnet. 2018 folgten Niederlassungen in London, Amsterdam und Köln. Büros gibt es zudem in Vancouver, Kelowna, München, Leipzig, Berlin und Dresden. Die Unternehmenssprache ist Englisch. Bedient werden mehr als 2000 Kunden weltweit, darunter Unternehmen wie die Deutsche Post DHL, T-Systems, Audi und Adidas.

Im März dieses Jahres hatte Staffbase in einer Finanzierungsrunde umgerechnet 122 Millionen Euro (145 Millionen US-Dollar) von internationalen Kapitalgebern eingeworben. Mit dem Geld sollte das internationale Wachstum des Unternehmens vorangetrieben werden. Ein Großteil der Summe kam vom global agierenden US-Finanzinvestor General Atlantic. Wenige Wochen zuvor hatte Staffbase die Fusion mit dem kanadischen Unternehmen Bananatag bekanntgegeben, ein Spezialist für E-Mail-Lösungen zur Mitarbeiterkommunikation.

2020 wurde zudem das Start-up für Mitarbeiterbefragungen „teambay“ übernommen. Ende November kam das 2001 in Helsinki (Finnland) gegründete Unternehmen Valo Solutions hinzu. Valo ist der führende Anbieter von Intranets und digitalen Arbeitsplätzen auf der Basis von Microsoft 365-Anwendungen, wie beispielsweise Office oder Teams. „Viele Unternehmen haben sich gewünscht, dass Staffbase und Microsoft 365 noch einfacher integrierbarer sind“, sagte Böhringer. Der Zukauf diene der nahtlosen Integration der Staffbase-Kommunikationsplattform in den Anwendungen von Microsoft.

Wachstum durch Zukäufe

Das Wachstum durch Zukäufe gehört zur globalen Expansionsstrategie von Staffbase. „Die Softwarebranche ist brutal, global und schnell. Entweder ich gewinne weltweit oder ich bin weg vom Fenster“, meinte der Staffbase-Geschäftsführer. „Wir haben Spaß an der Herausforderung, einen globalen Marktführer in Chemnitz aufzubauen“, ergänzt er mit dem Hinweis, dass Staffbase nur Unternehmen übernehme, deren Kultur passt, entscheidend sei eine ähnliche DNA. Die ist mit drei Begriffen vom Staffbase-Chef schnell beschrieben: Wachstum, auch das persönliche, Verantwortung tragen und ein guter Mensch sein.

Für die Empathie gibt es im Unternehmen für jeden Mitarbeiter einen bezahlten „Freiwilligentag“ für einen sozialen Einsatz. Die Firma gibt 150 Euro als Spende dazu. Für die persönliche Weiterentwicklung stehen zwei bezahlte Urlaubstage zur Verfügung, bei denen auch Fortbildungen oder Konferenzbesuche finanziert werden. Für den Klimaschutz wurde die Staffbase-Zero-Initiative ins Leben gerufen, die darauf abzielt, den CO2-Fußabdruck zu verringern. Zudem gehört Staffbase zu den Sponsorpartnern des Chemnitzer Basketballklubs Niners. „Die Niners sind ein Aushängeschild für Chemnitz und passen deshalb gut mit uns zusammen. Es gibt dort eine ähnliche Bodenständigkeit mit hohem Anspruch“, sagte Böhringer.

Der Wirtschaftspreis „Sachsens Unternehmer des Jahres“ und der Gründerpreis „Sachsen gründet - Start-up 2022“ sind eine Initiative von „Sächsische Zeitung“, „Freie Presse“, „Leipziger Volkszeitung“ und dem MDR sowie von Volkswagen Sachsen, der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG, der Landesbank Baden-Württemberg und der Gesundheitskasse AOK.

www.unternehmerpreis.de