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Welche Apotheken in SOE impfen gegen Corona?

In den Apotheken starten am 8. Februar die Corona-Schutzimpfungen, aber nicht alle machen mit. Sächsische.de beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.

Von Kay Haufe & Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch & Verena Schulenburg
 7 Min.
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Stephan Torke, Inhaber der Grund-Apotheke im Weißeritzpark in Freital, hat sich schulen lassen, um zukünftig auch Impfungen gegen Corona vorzunehmen.
Stephan Torke, Inhaber der Grund-Apotheke im Weißeritzpark in Freital, hat sich schulen lassen, um zukünftig auch Impfungen gegen Corona vorzunehmen. © Karl-Ludwig Oberthür

Niemand soll mehr auf einen Impftermin warten müssen. Diesen Anspruch hatte die Bundesregierung im vergangenen Herbst, als sie das Infektionsschutzgesetz so änderte, dass nun auch Apotheker, Zahn- und Tierärzte gegen Corona impfen dürfen. Bei den Apotheken ist man inzwischen soweit. Diese Woche kann es losgehen, auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wer mitmachen möchte, welche Voraussetzungen die Apotheker erfüllen müssen und wie viele Ungeimpfte es noch gibt - das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Welche Apotheken im Landkreis impfen?

Eine Liste der impfenden Apotheken im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gibt es noch nicht und damit bisher auch keinen konkreten Überblick. Was es gibt, sind aber einige Apotheker, die prinzipiell Interesse am Impfen haben - so wie Stephan Torke in Freital. Überstürzen will es Torke aber nicht, auch weil sich gleich gegenüber seiner Apotheke im Weißeritzpark ein Impfzentrum befindet. Quasi parallel dazu ein konkurrierendes Impfangebot zu geben, sei in der aktuellen Situation Quatsch, meint er. Momentan würden bestehende Impfangebote genügend freie Kapazitäten liefern.

Stephan Torke will sich dennoch bereithalten und das Impfen vor allem gemeinsam mit Ärzten voranbringen. So könne man sich gegenseitig unterstützen. "Wir werden sicher spätestens im Oktober über den vierten Booster reden", meint er. Dann könnte auch seine Apotheke in bestehende Impfstrecken eingebunden und so gemeinsam der Weg aus der nächsten Welle gefunden werden, erklärt Torke seine Pläne.

Etwas zurückhaltender zu dem Thema ist Thomas Lorenz. "Wir wissen noch nicht, ob wir Impfungen anbieten werden", sagt er. Lorenz hat die Central-Apotheke und die Glückauf-Apotheke, beide an der Dresdner Straße in Freital, inne. Er habe sich zwar bei der zuständigen Landesapothekerkammer zur Weiterbildung angemeldet. Dort stünde allerdings auch nur eine begrenzte Anzahl an Schulungsterminen zur Verfügung. Das sei aber nicht der einzige Grund für seine Zurückhaltung. Ihm stellt sich viel mehr die Frage nach der aktuellen Dringlichkeit. "Bei den Ärzten gehen die Anfragen nach Impfterminen zurück", sagt er. Es gebe zurzeit zwar genügend Impfstoff, aber keine übermäßige Impfbereitschaft mehr. Zu einer Zeit, als die Nachfrage größer war und die Kapazitäten knapp, hätte er dagegen gern ausgeholfen.

"Ich mache es grundsätzlich nicht", sagt Göran Donner, Inhaber der Löwen-Apotheke am Marktplatz Dippoldiswalde. Zum einen fehle ihm in seiner Apotheke schlichtweg der Platz. Zum anderen sollten aus seiner Sicht vorrangig bestehende Impfangebote genutzt werden. Im sehr ländlichen Raum aber, wo es kaum Impfangebote gibt, könnte die Schutzimpfung in Apotheken von Interesse sein, sagt er. "Es ist nicht so, dass wir uns das Impfen nicht zutrauen würden", erklärt Göran Donner. "Ich bin aber schon der Ansicht, dass Impfen primär eine ärztliche Leistung ist." Solange es keine Dringlichkeit gebe, solle dies auch den Ärzten vorbehalten bleiben. Mit den Ärzten, so sagt er, bestünde eine gute Zusammenarbeit. Dies solle auch so bleiben.

Kathi Günl, Inhaberin der Pluspunkt-Apotheke in Pirna, hat sich zurzeit auch gegen das Impfangebot in ihrer Apotheke entschieden. "Momentan sehe ich die Notwendigkeit nicht", sagt sie. Von Ärzten höre sie, dass die Impfbereitschaft zurückgehe. "Sollen wir uns jetzt auch noch im Kampf um den Impfstoff einreihen?", fragt sie skeptisch. Abgesehen davon seien aus ihrer Sicht noch einige, auch rechtliche Dinge ungeklärt. Das Impfen selbst sei nicht das Problem. Auch könnten Apotheker im Vorfeld den Gesundheitszustand des Patienten abfragen und auf Erkältungssymptome hin kontrollieren. "Aber wir sind eben keine Ärzte", sagt sie. "Was ist, wenn uns hier jemand nach der Spitze umfällt?" Auch in ihrer Apotheke sei man zwar kompetent genug, um zu helfen. Aber wie sich die Situation rechtlich gestalte, sei fraglich, meint Günl.

Andreas Fizia, Filialleiter der Lilien-Apotheke in Pirna, könnte eigentlich sofort mit dem Impfangebot aufwarten. Es gebe geschultes Personal und auch die räumlichen Voraussetzungen würden passen. Ihn bremst aber eher die fehlende Impfbereitschaft aus. "Es gibt kaum eine Nachfrage", sagt Fizia. Generell sieht er das Impfen in der Apotheke als niederschwelliges Angebot. Im Hinblick auf den Herbst könnte er sich deshalb schon vorstellen, in Sachen Impfen gegen Corona aktiv zu werden. "Möglicherweise läuft es auf eine saisonale Impfung hinaus", sagt er, ähnlich wie es bei der Grippeschutzimpfung gehandhabt werde.

Dürfen überhaupt alle Apotheken impfen?

Laut Infektionsschutzgesetz sind generell alle berechtigt, Kinder ab zwölf Jahren gegen Corona zu impfen, wenn sie dafür ärztlich geschult sind und ihnen die erfolgreiche Teilnahme an der Schulung bestätigt wurde. Darüber hinaus müssen ihnen geeignete Räume samt Ausstattung zur Verfügung stehen.

Bei der Schulung geht es nicht nur darum, die Spritze richtig aufzubereiten und zu setzen. Die Apotheker lernen auch, über die Schutzimpfungen aufzuklären, nach Allergien oder Problemen nach der vorherigen Impfung zu fragen, zu beraten sowie im Notfall richtig zu reagieren. Außerdem müsse eine Betriebshaftpflichtversicherung vorhanden sein, sagt Solveig Wolf, Sprecherin der Sächsischen Landesapothekenkammer.

Die Frage ist also weniger, ob alle Apotheker impfen dürfen, sondern, ob sie es auch wollen. "Aufgrund zahlreicher weiterer Aufgaben, die die Apotheken in der Pandemie übernommen haben, wie die Durchführung von Antigentests oder die Ausstellung von Impfzertifikaten, ist das Personal in zahlreichen Apotheken bereits ausgelastet", so Wolf. Außerdem schlage der Fachkräftemangel auch in Apotheken durch, Apotheken hätten derzeit häufig Personalprobleme, etwa weil Mitarbeiter selbst erkrankt sind. Darüber hinaus müsse die eigentliche Aufgabe der Apotheken – die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln - zuallererst abgesichert sein.

Warum sollen Apotheken jetzt mit Impfungen beginnen?

Die Idee, die Impfkampagne stark auszuweiten, geht auf den Dezember zurück, als nicht alle Menschen, die sich eine Auffrischungsimpfung abholen wollten, drankamen oder schnell einen Termin bekamen. Inzwischen sieht das anders aus. Trotzdem könnten Apotheken einen wichtigen Beitrag leisten beim Weg aus der Pandemie. So entsteht ein niedrigschwelliges Angebot, dass möglicherweise die Erstimpfungen noch einmal ankurbelt.

Wer sich bisher nicht ins Impfzentrum oder zum Arzt getraut hat, lässt sich vielleicht beim Stadtbummel oder während des Einkaufs impfen, so die Hoffnung. "Wir wollen diejenigen erreichen, die sich noch nicht impfen lassen konnten, zum Beispiel weil ihnen die Organisation eines Impftermins bisher zu aufwändig war", sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Wie viele haben sich bisher in SOE impfen lassen?

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind bereits 139.295 Menschen vollständig geimpft worden, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mit Stand 30. Januar mitteilte. Dabei handelt es sich auch um Personen, die ihre Impfung zwar im Landkreis bekommen haben, jedoch außerhalb wohnen. Die errechnete Impfquote von 57 Prozent ist somit bei 244.213 Einwohnern im gesamten Landkreis nur bedingt aussagekräftig. Sie liegt jedoch unter dem sachsenweiten Durchschnitt von rund 63 Prozent.

Wo wird im Landkreis noch geimpft?

Impfungen werden neben Arztpraxen inzwischen an vielen Orten im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge angeboten. Das sind die größten Impfzentren:

Ein Impfzentrum befindet sich beispielsweise in Freital am Weißeritzpark An der Spinnerei 8. Den Piks gegen eine Corona-Infektion gibt es auch in den Parksälen auf der Dr.-Friedrichs-Straße 25 in Dippoldiswalde. Ein weiteres Impfzentrum befindet sich an der Jugendherberge Zum Wesenitzbogen 9 in Pirna. In Sebnitz befindet sich ein großes Impfzentrum im Nationalparkbahnhof auf der Bahnhofstraße 17. Von Montag bis Sonnabend können sich Interessierte in allen vier Zentren gegen das Corona-Virus impfen lassen. Geöffnet sind die Standorte von Montag bis Mittwoch von 11 bis 18 Uhr sowie Donnerstag bis Sonnabend jeweils von 9 bis 16 Uhr. Anmeldungen sind hier möglich.

Geimpft wird auch bei der Helios-Weißeritztal-Klinik an der Bürgerstraße 7 in Freital. Hier ist eine vorherige telefonische Anmeldung und Terminvergabe erforderlich. Terminvereinbarungen sind montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr unter 03516467395 möglich.

Auch das Landratsamt bietet am Standort Schlosshof 2/4 in Pirna noch für den 18./19./25. und 26. Februar Impftermine an. Personen, die keinen Internetzugang haben, können sich unter 035015152373 (Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr) dafür anmelden. Online-Anmeldungen sind ebenfalls möglich.