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Die Idiotie darf nicht normal werden

Muss man mit jedem reden? Der Kommunikations-Experte Bernhard Pörksen plädiert für Dialog, aber mit Grenzen.

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Wer am lautesten brüllt, wird am meisten gehört? Diese Logik dient nicht der Demokratie.
Wer am lautesten brüllt, wird am meisten gehört? Diese Logik dient nicht der Demokratie. © Digital Vision Vectors

Herr Professor Pörksen, nach einem Leitartikel für eine bessere Corona-Debattenkultur schrieb mir eine Leserin, ich sei ein „Feuilletoner, der nichts anderes tut als wie ein moralinsaures Stinktier einen riesigen FURZ zu lassen“. Soll ich der Dame antworten?
Schwierige Frage. Denn mein zentrales kommunikatives Axiom lautet: Es kommt darauf an. Und jeder pauschale Ratschlag führt in die Irre. Alles hängt von der eigenen Rolle, der besonderen Situation und den persönlichen Absichten und Neigungen ab. Zeitdiagnostisch aufschlussreich hier aber noch etwas anderes. Man sieht an diesem Zitat: Die große Gereiztheit hat längst die Meta-Ebene erreicht. Wir debattieren und streiten nicht einfach nur, sondern streiten auch über das Streiten. Was dem einen als Plädoyer für eine bessere Debattenkultur erscheint, ist der anderen bestenfalls moralinsaures Gerede. Und doch: Derart primitiv angegangen zu werden, ist alles andere als angenehm. Ich hätte jedes Verständnis dafür, einen solchen Anwurf komplett zu ignorieren.

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