Festung Königstein will China erobern

Auf den ersten Blick haben sie so gar nichts gemeinsam: Die Kleinstadt Königstein im Herzen der Sächsischen Schweiz und Nanjing im Osten Chinas - eine pulsierende Metropole, die mit etwa acht Millionen Einwohnern mehr als doppelt so groß ist wie Berlin.
Und doch haben Königstein und Nanjing eine verblüffende Gemeinsamkeit. Diese hängt mit ihren Touristenattraktionen zusammen, die die Orte überregional bekannt gemacht haben. In der Sächsischen Schweiz ist das die Festung Königstein, die eine der größten Bergfestungen in Europa ist. Nanjing wurde durch seine Stadtmauer berühmt, die zu den längsten erhaltenen Stadtmauern der Welt gehört. Gebaut wurde diese im 14. Jahrhundert unter dem ersten Ming-Kaiser. Einst war sie rund 35 Kilometer lang und über 20 Meter hoch. Etwa 25 Kilometer der Stadtmauer konnten erhalten werden.
Beeindruckende Zahlen, mit denen die Festung Königstein mithalten kann. Deren Mauer um die einstige Burg wurden im 16. Jahrhundert hochgezogen. Etwa 1.800 Meter lang ist dieser Steinwall, der bis zu 42 Meter in die Höhe ragt.
Beide Bollwerke - Nanjings Stadtmauer und die Mauern der Festung Königstein - haben überraschend viele Parallelen. Der Wall in Nanjing ist begehbar - genauso wie die Mauern auf dem Königstein. Beide Orte sind heute eine Touristenattraktion und ebenso ein historisches Denkmal.
Entdeckt wurden diese Ähnlichkeiten durch Zufall. 2015 reiste ein Professor aus Nanjing durch Sachsen. Er war im Stadtmauermuseum in Nanjing angestellt und suchte am anderen Ende der Welt nach alten Festungen und Wehranlagen. Ein Besuch auf dem Königstein war für ihn ein Muss - mit weitreichenden Folgen.
Denn nach dem Besuch entwickelte sich zwischen der Festung und dem Stadtmauermuseum in China eine Partnerschaft. Diese mündete 2017 in eine Sonderausstellung. Auf dem Königstein wurde eine Schau zur Stadtmauer in Nanjing gezeigt.
Ausstellung um mindestens ein Jahr verschoben
Bereits damals war klar, dass eine Ausstellung über die Festung auch in China folgen soll. Ein Projekt und Plan, das wegen der Corona-Pandemie jedoch kräftig durcheinander gewirbelt wurde. Ursprünglich sollte es im vergangenen Herbst soweit sein. Im neu gebauten Stadtmauermuseum sollte die Geschichte des Königsteins gezeigt werden.
Geklappt hat das leider nicht, wie Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein sagt. Wegen der Corona-Situation hatten sich die Arbeiten an dem neuen Museum verzögert. Aktuell laufe ein Probebetrieb. Im März soll das Stadtmauermuseum regulär wiedereröffnet werden. In einem Bereich des Museums werden alte Stadtmauersteine aufbewahrt und ausgestellt. Jeder einzelne dieser Ziegel ist mit Inschriften versehen.
"Wir hoffen, dass wir dieses Jahr zum Zug kommen", sagt die Festungschefin. Sie vermutet, dass es im Oktober einen neuen Anlauf geben wird - mit dann genau einem Jahr Verzögerung. "Die Einreisebestimmungen müssen zu diesem Zeitpunkt stimmen", erklärt Angelika Taube. Denn nicht nur ausgewählte Exponate sollen vom Königstein nach China reisen.
Auch eine Delegation der Festung wird nach Nanjing reisen, um die Ausstellung mit vorzubereiten und zu eröffnen. Ob es dieses Mal klappt, ist nach wie vor offen. "Wir müssen den Sommer und die Entwicklung der Pandemie abwarten", meint Taube. Erst dann könne man abschätzen, ob die Reise nach Nanjing klappt.